Dittmer: Vorland und Watten zwischen Steinloch und Dwarsloch. Hin Beitrag zur Kenntnis des Niederelbwatts 37
fernung. Der mäanderförmige Verlauf beginnt meist erst außerhalb der Schallen, da die dicht ver
filzten Rhizome der Binsen und Simsen dem seitlichen Ausweichen einen erheblichen Widerstand
entgegensetzen.
Die Umgebung der Wattpriele besteht in den meisten Fällen aus sehr tiefem Schlick. Diese Tat
sache hängt damit zusammen, daß die Priele im freien Watt stetig wandern, wie dies auch von K.
Luders u. a. gezeigt ist. Eine Schrägschichtung habe ich mangels natürlicher Aufschlüsse nicht
feststellen können. Besonders stark wandern die Wattpriele, und hauptsächlich diejenigen, die die
Fortsetzung von Vorlandprielen darstellen, bei Sturmfluten. Dann steigt das Wasser so stark, daß es
nicht schnell genug auf den engen Rinnen Vordringen kann. So läuft die Flut also auch über das
Watt, wo sie neue Rinnen einschneidet. Ebenso ist es beim Ablaufen des Wassers. Dann folgt es nicht
der mäanderförmigen Windung, sondern fließt auf dem kürzesten Wege ab. 25 m und mehr pendelt
der Lauf nach jeder Seite hin und her.
Eine andere Tatsache ist die, daß sich die Wattpriele zur Mündung hin nicht erweitern, sondern
im Gegenteil enger werden. Das hängt damit zusammen, daß bei fallendem Wasser die Erosions
kraft nachläßt.
Die reinen Wattpriele, wenn wir einmal von den Fortsetzungen der Vorlandpriele absehen, sind
heute fast ausnahmslos in der Verlandung begriffen. Die allermeisten münden in die „Löcher“, die,
wie gesagt, an ihrem oberen Ende abgedämmt sind und deshalb stark aufschlicken. Damit wird aber
auch die Erosionsbasis der Priele höher gelegt, und auch diese schlicken immer mehr zu. Auch die
Wattpriele sind fast alle Hochpriele, wenn auch in schmalen Ebbrinnen das wenige, überall heraus
sickernde Wasser abfließt.
Eine Neubildung von Prielen kann in der Schallenregion nicht mehr slattfinden. Eine Ent
stehung von Prielen ist am besten im Gebiet der Vegetationsinseln zu beobachten. Sie kann recht
verschiedenartig sein, und es ist schwer, aus einer bereits vorhandenen Prielform herauszulesen, wie
sie entstanden ist. Riesel- und Schrumpfungsvorgänge, ja selbst die Kielspur eines Bootes oder die
Schleifspur eines Schilftorf- oder Eisblocks kann unter Umständen zur Prielbildung führen. Um zu
einem eindeutigen Urteil zu gelangen ist es nötig, vom ersten Beginn der Furchenbildung an lange
Zeit hindurch, die Entwicklung zu einem Priel zu verfolgen.
Die Löcher.
Die Löcher sind nur zum Teil zu den Entwässerungsformen zu zählen. Das Koopmannsloch, das
Quappenloch und das Auloch sind nach ihrer Abdämmung große Priele geworden. Dagegen sind
das Dwarsloch und das Steinloch heute noch „Löcher“.
Hinsichtlich ihrer Entstehung müssen wir m. E. unterscheiden zwischen „Restlöchern“ und
„Durchbruchslöchern“. Restformen scheinen alle Löcher zwischen Juelssand und Pagensand zu
sein. Sicher gilt das für das Auloch. Einzelne Löcher im Gebiet der Wattinseln in der oberen Binnen
elbe sind aber wohl Durchbruchslöcher. Inheiden Fällen aber ist die Ursache für
ihre Entstehung das starke, bei Flut von rechts nach links, bei Ebbe das
entgegengesetzt gerichtete Gefälle. Als Stütze für meine Behauptung führe ich an,
daß sämtliche Löcher einander annähernd parallel und in der Richtung liegen, die der Richtung der
Gezeitenströme entspricht. Dieselbe Richtung hat eine Anzahl von Prielen, so der Mittelpriel aut dem
Drommel und andere Ritts auf dem benachbarten Juelssand. Für den Mittelpriel läßt sich an Hand
älterer Karten noch nachweisen, daß er aus einem Loch hervorgegangen ist. Dasselbe nehme ich für
die erwähnten Priele Juelssands an.
Durch die Abdämmung der erwähnten Löcher sind das Steinloch und das Dwarsloch stärker
belastet worden, was sich durch die stärkere Strömung und Abbruchserscheinungen bemerkbar macht.
Es wäre m. E. möglich, daß durch eine weitere künstliche Einengung des Steinlochs die Entstehung
eines Durchbruchslochs auf Juelssteerl zur Folge hätte. Falls dies stattfände — ich möchte es beinahe
annehmen —, so wäre meine Hypothese dadurch bewiesen.