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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte — 55. Bd. Nr. 1
Die am 17. 9. 32 bei Bunthaus und Schulau ausgeführten stündlichen Beobachtungen (siehe Figur 3)
zeigen noch einmal den Unterschied zwischen den Eigenschaften des Wassers der Norder- und der Untereibe
(Beobachter: Laborant Hatje, Deutsche Seewarte, und Verfasser). Um diese Jahreszeit hat wahrscheinlich der
Kalkgehalt seinen Maximalwert wieder erreicht. Ein kleiner Unterschied im Kalkgehalt zwischen Ober- und
Unterelbe ist vorhanden. Der Kalkgehalt bei Schulau ist durchschnittlich um 0,05 mäquiv/L niedriger als der
bei Bullenhausen (Bunthaus).
Weitere Unterschiede hinsichtlich des Kalkgehaltcs zwischen Ober- und Unterelbwasser sehen wir bei
Vergleich der Figuren 2 und 4. Da die Kurven auf Figur 2 meistens für die letzte Jahreshälfte (1932) und
diejenigen auf Figur 4 für die erste des Jahres 1933 gelten, muß beim Vergleichen der Kurvenbilder die Figur 1
über den wahrscheinlichen jährlichen Kalkgehaltsverlauf bei Geesthacht und Bunthaus mit herangezogen werden.
Die Differenzen zwischen beiden Kalkgehalten (abgerundete dA-Werte) sind in folgender Tabelle dargcstellt.
Oberelbe
Unterelbe
(bis Schulau)
dA
1932 Oktober
A«« = 1-975
1.975
0,000 mäquiv/L
1933 März
1,750
1,500
0.250
1933 Juni
1,925
1,850
0,075
1933 August
1,850
1.750
0.100
Aus dieser kurzen Zusammenstellung ist nochmal das zu entnehmen, was vorher schon dargelegt wurde.
Die größten Unterschiede sind in den Jahreszeiten Frühjahr und Sommer und verschwindend kleine im Herbst
und Winter vorhanden.
Schulau — Hollerwettern:
Dieser Abschnitt zeigt die Kalkgehaltsverteilung im „reinen“ Flußwasser, bevor es durch den salzigen
Meerwassereinfluß aus der Elbmündung „brackig“ wird. Wir schließen an die im vorigen Abschnitt
besprochene Kalkgehaltsverteilung an. Die beiden extremen Lagen der Kurven (siehe Figur 4) sind die im
Oktober und März, was wiederum die bisher bekannte Kalkgehaltsverteilung bestätigt. Die Schwankung bei
Schulau beträgt über 0,55; sie ist annähernd um 0,15 geringer als bei Bunthaus und um 0,05 mäquiv/L größer
als bei Geesthacht. Außer der Kurve für März zeigen die übrigen ab Schulau bis Hollerwettern eine annähernde
Konstanz des Kalkgehaltes. Eine kleine Zunahme im Kalkgehalt flußabwärts, vielleicht durch die Nebenflüsse
bedingt, macht sich bemerkbar. Dagegen nimmt der Kalkgehalt im Frühjahr (siehe 17. und 18. 3. 33) hinter
Schulau stark zu, und die Kurven für beide Tage zeigen parallelen Verlauf. Während diejenigen für den
J1./12. 10. 32 fast keine unterschiedliche Kalkwerte bei zwei aufeinanderfolgenden Tagen zeigen, sind die Kalk
werte für den 18. 3. 33 im Durchschnitt um 0,15 niedriger als die entsprechenden für den 17. 3. 33. Bei Hamburg
bis Schulau beträgt der Unterschied im Kalkgehalt an den beiden Tagen nur 0,1; bis Pagensand ist er auf 0,2
gewachsen und von hier bis Cuxhaven nähern sich beide Kalkgehaltskurven. Dieser Unterschied ist vielleicht
dadurch zu erklären, daß es in der Nacht vom 17. zum 18. und während des 18. 3. 33 unaufhörlich stark geregnet
hatte, so daß die Erniedrigung der Kalkwerte wahrscheinlich mit dieser Erscheinung im Zusammenhang steht.
Im Frühjahr muß ein starker durch die wieder zunehmende Organismentätigkeit bedingter Kalkentzug
statthaben. Es findet kein Kalkausscheiden statt, sondern ein Einbau von Kalk in die Zellen der Kalkprotozoen.
Daß Glückstadt einen um rund 0,3 höheren Kalkwert aufweist als Schulau, ist wahrscheinlich nur unter Berück
sichtigung der im Wasser lebenden Fauna und Flora zu erklären. Im Herbst und gegen Anfang des Winters
sind die Kalkwerte höher, weil durch den Zerfall der Kalkorganismcn Kalk entweder dem Wasser oder als
Detritus dem Sediment zugeführt wird. Zwischen den Extremen im Frühjahr und Winter liegt eine Übergangszeit,
in welcher im Sommer noch einmal ein sekundäres Minimum auf tritt, das durch die lebhafte Organismentätigkeit,
erhöhte Temperatur und relativ geringe Oberwasserfühlung hervorgerufen wird. Während der Monate Mai, Juni
und Juli ist nach den vorliegenden Ergebnissen die Differenz in der Kalkgehaltsverteilung geringfügig. Die
Differenz zwischen den beiden Kalkgehalten der Wasserproben vom 11. 8. 33 bewegt sich zwischen 0,1 bis 0,2.
Bemerkenswert ist, daß die Minima im untersuchten Gebiet bei Altona und Glückstadt und das Maximum in der
Mitte zwischen diesen beiden Punkten bei Twielenfleth liegt.
Die biogene Entkalkung im Oberflächenwasser der Norderelbe:
Wie bereits auf Seite 12 mitgeteilt ist, ist ein Teil der Wasserproben unfiltriert und filtriert auf Kalk
gehalt untersucht worden. Die Differenz AA (ll . f ) des Wassers kann ein Maß sein für den im Wasser suspendierten
ungelösten und den im Plankton vorhandenen Kalk. Bei Geesthacht wurde für die Zeit vom 27. 4. bis 5. 10. 33
im Mittel AA = 0,117 und bei Bunthaus 0.077 mäquiv/L gefunden. Schon dieser Unterschied von 0,040 zeigt,
daß in diesem Gebiet erhebliche, wahrscheinlich biologische Umsetzungen vor sich gehen. Das Hafenwasser, das
Wasser der Norder- und Süderelbe mit den dazwischen liegenden Armen zeigen durchschnittlich ein AA von 0,208
mäquiv/L, auf der Unterelbc noch 0,150, also größer als auf der Obereibe.