Dr. Erich Möller: Feucht- und Trockensteppen im Abiadbecken.
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büschen und Waldparzellen ab: . . . . eine der auffallendsten Vegetationsgrenzen . . die
sonst auf dem Festlande von Afrika gar selten so deutlich in die Augen fallen.“ (Schweinfurth.)
Das Gebiet südlich und südwestlich des Ghazalsumpfes ist Feuchtsteppe, in der der Wald sofort
an Ausdehnung gewinnt, wenn er nicht durch Brände eingeschränkt wird.
Mit wenigen Worten soll die Tierwelt erwähnt werden. Vor allem der Bahr-el-Abiad,
die anderen Flüsse im geringeren Maße, ist ein Paradies der Zugvögel, die den Winter über
dort in geradezu märchenhaften Mengen wohnen. Ihre Zahl nimmt ab, wo der Uferwald dichter
wird; an ihre Stelle treten afrikanische Vögel, die darum im N nicht fehlen: Jabirus, Flamingo,
Pelikan, Reiher, Ibis, Marabu, Geier und Abu Markub, dazu Gänse, Enten und Perlhühner. Im
Fluß leben Krokodil und Flußpferd. Im moskitoverseuchten Sudd nimmt die Zahl der Tiere
stark ab; auffälligerweise sind viele Termitenhaufen im Sumpfgebiet.
Das Land östlich des Nils ist sehr reich an Landtieren: Elefanten, Nashörner, Giraffen,
Büffel, Gazellen, Antilopen, Strauße, Löwen, Leoparden, Hyänen, Schakale u. a. Schlangen
sollen weniger vorhanden sein. Die Insektenplage wird mit abnehmender Breite immer
schlimmer, sehr gefährlich ist die Sobatbremse. In den Randsümpfen zwischen Gallabat und
Fadasi macht die Fliegenplage jede Rinderhaltung unmöglich.
8. Ausgestaltung der Oberfläche.
Wirksame Kräfte der Verwitterung in der Sommerregensteppe sind Insolation und Wind,
deren Arbeit nur sehr langsam fortzuschreiten scheint; das Wasser wirkt chemisch und mecha
nisch. Flächenhafte Abspülung findet zu Beginn der Regenzeit statt, sehr bald schützt die
Pflanzendecke. Das Flußwasser zerstört und baut auf.
Ein Gebiet der Abtragung sind der Rand und die Inselberge. Der Westhang der abes-
sinischen Tafel ist sehr stark angegriffen, er ist reicher gestaltet als der Östbruch Abessiniens
durch tiefe Schluchten und Buchten; ganze Plateauteile sind isoliert, wie Gurafarda im S
und Wochni im N, große Inselbergstöcke und -reihen sind ihm vorgelagert; ihre Zahl und
ihre Größe nehmen nach W hin ab. Von unten macht die Stufe den Eindruck eines Gebirges,
besonders dort, wo wasserreiche Flüsse die Tafel verlassen. Die Zerschneidung rührt daher,
daß fast die ganze Hochfläche, die ihren Regen aus SW empfängt, über den Westhang ent
wässert, denn der Ostrand Abessiniens ist noch höher als der Westrand. Die untere Terrasse
des Bruches ist oft durch die Erosion völlig aufgelöst. Die großen Ströme bilden breite Lücken,
haben weite Teile des Plateaus erniedrigt und verlegen den Rand allmählich rückwärts.
Schuver beschreibt die Auflösung des nördlichen Teiles des Westrandes. Bei Gomascha
hat er eine prächtige Aussicht auf waldige Abgründe, die sich in labyrinthischen Windungen
in die mit Inselbergen besetzte Abiadebene hinein verlieren; es ist „eine Welt von Schluchten
und Kämmen“. Der Baro, der aus dem mittleren Teile des abessinischen Randes hervorkommt,
bildet erst ein kanonartiges Tal und tritt dann in eine Bucht der Hochlandsmauer ein, in der
eigentümliche spitzkegelige Berge, wie sie auch weiter im S am Karuno beobachtet wurden, den
Fluß begleiten. Auch im Gelogebiet ist die Doppelstufe stark zerstört; der Fluß überwindet den
Gurafarda in Kaskaden. Vor dem mauergleichen Bomaplateau auf 6° N wurde ein gut
bewachsener Böschungshang gefunden; große Felsmassen sind die senkrechten Wände herab
gestürzt und liegen unten am Fuße. Die Böschung verlassen etliche steile Trockenbetten,
die Lavageröll und Sand führen. Das Maji- und das Naitaplateau sind so weitgehend zer-
schluchtet, daß der Plateaucharakter oft verloren ist.
Man könnte sich denken, daß am Fuße des Steilrandes ein Böschungshang entstanden sei
durch heruntergefallenes Material und durch Sedimente der Flüsse, deren Tragfähigkeit sinkt,
wenn sie aus dem engen Tale in die Weitung der Ebene fließen. Doch von einer solchen