F. Zorell: Beiträge zur Hydrographie der Deutschen Bucht.
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Die Wasserführung der Elbe und Weser. Der mittlere Pegelstand bei Artlenburg betrug
im Mai 136 cm, was bei 56 mm Niederschlagshöhe für das Tidegebiet einer Wasserführung von insgesamt
1788 Mill. cbm entspricht. Den Monat Juni hindurch nahm der Pegelstand regelmäßig ah, ungefähr 120 cm
bei Monatsbeginn bis —20 cm am Schluß; der Mittelwert betrug 51cm, was bei 29 mm Regenhöhe
1025 Mill. cbm entspricht. Das Verhältnis zum 10jährigen Mittelwert für Weser und Elbe geht aus folgen
der Tabelle hervor.
Wasserführung der Weser und Elbe im Mai und Juni 1930 und Abweichungen
vom 10jährigen Mittel 1923/3 2.
Weser
Elbe
Mai
629 (—158 oder 80%)
1 788 (— 282 oder 86 %)
Juni
371 (— 231 „ 61 °/o)
1 025 (— 598 „ 63 %)
Windverhältnisse. Wie bereits betont, begünstigten die Wetterverhältnisse die Fahrt des
„Poseidon“ ungewöhnlich. Windstärken über 5 Beaufort traten überhaupt nicht auf. Am 8. und 9. wehten
frische NNW-Winde in Stärke 5, dann noch am 14. solche aus NNO in Stärke 4 und am 16. aus O in
Stärke 5. Vom 18. bis 23. war die mittlere Windstärke nicht einmal ganz 2 Beaufort.
1. Temperaturverteilung. Juni 1930 war nicht nur ein Monat starker Erwärmung, sondern
auch großer täglicher Schwankungen, so daß die Zeichnung von Karten der Temperalurvertellung, die
den nachfolgenden der Salzgehaltsverteilung an Wert und Bedeutung gleichkämen, nicht möglich ist. Auch
dürften zur Charakterisierung der thermischen Verhältnisse die Angaben über den Temperaturgang bei
den Feuerschiffen genügen.
2. Salzgehaltsverteilung. Dank der zahlreichen Beobachtungen konnten drei synoptische
Karten der Oberflächen-Salzgehaltsverteilung gezeichnet werden, und zwar für den 6., 10. und 23./25. Juni
(Tafel 22, Figur 66—68).
a) Am 6. Juni war die Salzgehaltsverteilung folgende: Eine breite Zunge mit Wasser über 33.0 0 /oo
erreichte südlich von 54° 15' N-Br fast den 8. Ostmeridian; südlich von 54° 0' N-Br ging sie sogar noch
darüber hinaus. Dieses starksalzige Wasser umschloß demnach auch das Inselgebiet von Helgoland.
Wasser mit über 33.8"/™ erscheint auf unserer Karte im NW, nicht im Kern der ersterwähnten Zunge
mit Wasser > 33.0°/«», sondern in deren nördlichem Teil. Diese Zunge mit über 33.8°/«» erreicht unter
54° 10' N-Br etwa T 30' O-Lg.
Das salzarme Küstenwasser unter 31°/o« zeigt an zwei Stellen zungenförmige Auslappungen; die erste
liegt südöstlich von Helgoland, wo der stärkste Salzgehaltsgradient angetroffen wird (abgesehen vom Gebiet
der Flußmündungen im engeren Sinne). Die zweite Auslappung schiebt sich unter 54° 20' N-Br und
8° 15' O-Lg nach Norden vor. Südlich von 54° 30' N-Br und 8° 0' O-Lg liegt noch ein Gebiet mit Wasser
unter 31°/<», dessen Zusammenhang mit dem Kerngebiet des salzarmen Wassers weiter im Süden jedoch
nicht durch Beobachtungen belegt ist (vgl. clen Verlauf der 31.0-Isolinie westlich der Halbinsel Eiderstedt).
In der Elbmündung reicht salzarmes Wasser mit 25°/™ bis auf die Höhe von Scharhörn; solches von
20°/oo und weniger erreicht nicht ganz Neuwerk.
Die Zonen mit Wasser zwischen 31.0 und 32.0°/o;> und zwischen 32.0 und 33.0°/<x> sind verhältnismäßig
schmal. Letjtere zeigt zwei Ausbuchtungen: nordöstlich von Helgoland und unter 54° 0' N-Br gegen den
Elbtrichter zu.
b) Die Karte vom 10. Juni zeigt beträchtliche Veränderungen gegenüber dem Zustand vom 6.
Das Gebiet mit Wasser über 33.8°/oo ist westlich zurückgewichen, seine Ostgrenze liegt jetjt etwa unter
7° O-Lg. Dabei ist eine starke Verbreiterung dieses Gebiets nach S eingetreten; es reicht am 10. Juni bis