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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte. — 54. Bd. Nr. 1.
c) Die Beobachtungen am 18. Dezember 1928 (hierzu Figur 30c) zeigen ebenfalls eine Schichtung
des Wassers hei allen Stationen. Der Salzgehalt auf Helgoland-Reede war in den vier vorhergehenden
Wochen gefallen. Vom 11. bis 15. Dezember herrschten NO-Winde mit einer Stärke bis zu 7 Beaufort.
In den darauffolgenden Tagen ging der Wind unter Abflauen nach Süden.
Die unter a) und b) gegebene Erklärung (Anstauen und Rückfließen des Wassers und infolge davon
Schichtung), kann hier nicht zutreffen. Trotjdem ist eine Wasserschichtung nach starkem Wind vorhanden.
Man kann also allgemein sagen, daß Windstärken bis zu 7 Beaufort, gleichviel
aus welcher Richtung sie kommen, eine Schichtung des Wassers hei den Helgo
länder Terminstationen nicht aufheben.
d) Am 4. Ap r i 1 1 93 2 (hierzu Figur 30d und 34) waren die Wassermassen bei den einzelnen Termin
stationen fast homohaiin. Der Salzgehalt auf Helgoland-Reede hatte um diese Zeit ein Maximum erreicht.
Die Windverhältnisse waren: schwache südliche bis südöstliche Winde. Von einem Einfluß des salzarmen
Küstenwassers ist nichts zu bemerken.
e) Der vorhergehende Beobachtungstag, 18. März 193 2 (hierzu Figur 30e und 35), wies noch
Schichtung auf, und zwar an den drei Stationen I, II und IV sehr gleichmäßig; bei Station III war die
Wassersäule relativ salzarm-homohalin. Die Tendenz des Salzgehaltsgangs auf Helgoland-Reede war ab
nehmend. Die Winde waren W, Stärke 3 bis 4, nur am 17. nordöstlich.
In der Zwischenzeit vom 18. März bis 4. April waren die Winde vorwiegend östlich bis südlich. In
dieser Zeit kam die Schichtung, die die Beobachtungen des 18. März zeigen, zum Verschwinden, der Salz
gehalt nalnn beträchtlich zu, und zwar sowohl an der Oberfläche wie am Boden, und am 4. April herrschte
fast Homohalinität.
f) Ein ähnliches Beispiel bietet der 2 8. Januar 193 0. (Hierzu Figur 30f.) Bei zunehmendem
Salzgehalt auf Helgoland-Reede, östlichen bis südlichen Winden und Stärken bis 4 Beaufort herrscht
Homohalinität.
Man kommt zu dem Ergebnis, daß die Frage: wann tritt Wasserschichtung auf, wann nicht —, daß
diese Frage nicht beantwortet werden kann auf Grund der momentan herrschenden Windverhältnisse, vor
allem nicht auf Grund der Windstärken. Vielmehr ist der jeweilige hydrographische Zustand auf den
Helgoländer Terminstationen abhängig von den Schwankungen der Grenzfläche zwischen dem salzreichen
Nordseewasser und dem salzarmen Küstenwasser. Diese Grenzfläche, die in der Oberflächenverteilung des
Salzgehalts als Konvergenzlinie erscheint, wird an anderer Stelle beschrieben. Fraglos bedeutet der Helgo
länder Felsen eine Störung in dieser Grenzfläche. Normalerweise (wenn dieser Ausdruck erlaubt ist) liegt
Helgoland in dieser Konvergenz. Der starke Salzgehaltsgradient, der gerade bei Helgoland auf vielen
Karten der Salzgehaltsverteilung auftritt, läßt dies deutlich erkennen. Infolge der Verschiebung der Grenz
fläche — und hier spielen meteorologische Einflüsse im Ganzen natürlich eine beträchtliche Rolle — treten
die verschiedenen hydrographischen Verhältnisse hei den Terminstationcn dann ein. Typisch ist hierfür
das Jahr 1930. Die Grenzfläche lag in diesem Jahr besonders weit östlich, meist östlich von Helgoland.
Wie zu Beginn dieses Abschnittes bereits erwähnt, ist eine Schichtung bei den Terminstationen in diesem
Jahre selten beobachtet worden.
Einen Sonderfall würden dann die Fälle a) und b) vom 16. März 1931 und 8. Oktober 1931 bilden,
wo zweifellos das nach dem Anstau zurückfließende Wasser die Schichtung verursachte. Bei den Fällen
mit Homohalinität bei südlichen Winden handelt es sich dagegen um eine Verschiebung der Grenzfläche
nach NO und damit um ein Vordringen des Nordseewasserkörpers über Helgoland hinaus.
Bei den Schnitten zwischen Stat. I und IV vom 8. Oktober 1927, 4. April 1932, 18. März 1932 sowie
den auf Tafel 14, Figur 36—38 dargestellten Schnitten vom 9. April 1929, 20. Januar 1931 und 2. Februar
1932 ist auffällig, daß die Isohaiinen alle nach Station IV zu ansteigen. Bei Station IV ist die Mächtigkeit
des salzreichen Tiefenwassers also nicht nur absolut (infolge der größeren Tiefe hei Station IV) sondern
auch relativ größer. Da die Erscheinung häufig auftritt, so scheint sie von allgemeiner Bedeutung zu sein.