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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte. — 54. Bd. Nr. 6
Weitere Wesenszüge des Wettergeschehens kennen zu lernen, erscheint es wünschenswert, dieses für kürzere
Zeitintervalle, etwa für Pentaden, zu untersuchen. In vielen Fällen muß das leider an der unzureichenden Beob
achtungsdichte über den tropischen Meeresgebieten scheitern. Man wird sich daher auf einzelne bestimmte Zeit
intervalle beschränken müssen, die meteorologisch von besonderem Interesse sind und deren Beobachtungsdichte
von vornherein ausreichend erscheint. Eine solche Untersuchung soll im folgenden Teil dieser Arbeit durchge
führt werden.
DRITTER TEIL:
Das unperiodische Element — Das Wettergeschehen
Nachdem sich im vorangehenden Teil dieser Arbeit einige der Auswi rkungen eines Wettergeschehens
ergaben, wie sie sich in den z. T. stark veränderlichen monatlichen Häufigkeits-Werten der betrachteten meteoro
logischen Faktoren zeigen, soll in diesem Teil auf das Wettergeschehen selbst näher eingegangen werden
mit dem Ziele, dessen Wesen und vielleicht auch einige ursächliche Zusammenhänge für dieses aufzufinden:
Gegenstand dieses Teiles werden also die unperiodisehen Erscheinungen sein.
Bei Betrachtung des Wettergeschehens in diesen Klimazonen wird man andere Gesichtspunkte zugrunde
legen müssen, als wenn es sich etwa um die außertropischen Breiten handelt: hier ist das Wechselhafte, Unbe
ständige nicht die Regel, gleichviel ob es nun im Gang des Luftdruckes, der Temperatur, der Windrichtung oder
eines anderen meteorologischen Elementes zum Ausdruck kommt. Das Geschehen wird sich hier vielmehr in Ab
weichungen von einem allgemein — zumindest jahreszeitlich — vorherrschenden Zustand einzelner oder vieleT
Faktoren zeigen, also in Störungen eines — wegen der im vorigen Teil besprochenen periodischen Vorgänge —
in jahreszeitlichen Grenzen gültigen, sonst verwirklichten Normalzustandes.
Es ist naheliegend, daß dieser Normalzustand sowohl wie auch die Abweichungen im Passat- Gebiet am
ehesten ihre Darstellung finden in den Windverhältnissen und in der Luftdruckverteilung: Um oben festgelegtem
Ziele näher zu kommen, wird somit im wesentlichen eine Untersuchung der unperiodischen Veränderun
gen im Druck- und im horizontalen Bewegungsfeld notwendig sein.
Zuvor soll aber noch das Auftreten einiger Witterungserscheinungen in dem gewählten 5-Jahres-Zeitraum
besprochen werden, die zu ihrem Teil — durch häufiges oder seltenes Auftreten - - mit für das Klima dieses
Gebietes kennzeichnend sind.
I. Witterungserscheinungen.
(Tabelle 8)
Die Schiffstagebücher wurden auch auf solche Witterungserscheinungen durchgesehen, die nicht lediglich
zum 8-Uhr-Beobachtungstermin auftraten. Ihr zeitliches nud zonales Auftreten läßt Tabelle 8 erkennen.
Besonders charakteristisch für dieses Gebiet sind die Staubfälle (in Tab. 8 jeweils die zweite Spalte
für jede Zone). Sie sind am häufigsten in den Zonen B und C, und hier im Winter: Die jahreszeitliche Verteilung
zeigt also für dieses Gebiet Übereinstimmung mit früheren Ergebnissen (25; 26). In Zone A treten Staubfälle
gelegentlich in allen Jahreszeiten auf; in D sind sie schon sehr selten. In C sind die Monate VI—XI der be
trachteten Jahre, in D die Monate V'—XI ganz frei davon, in beiden Zonen also besonders die Zeit des Monsun
vorstoßes. In Zone C wurde in keinem Monat mehr als an 3, im übrigen Gebiet nicht mehr als an 2 Tagen Staub
fall beobachtet.
Um auch die Fälle staubführender Luft zu berücksichtigen, in denen sich diese nur durch Verschlechte
rung der Sichtverhältnisse erkennbar macht, ohne daß es zum Niederschlag des Staubes in unmittelbarer Nähe
des Schiffes selbst kommt, wurden in der ersten Spalte der Tabelle auch die Tage mit Dunst aufgenommen. In
Klammern wurden dabei noch die Tage vermerkt, an denen die Sicht durch Nebelbildung beeinträchtigt war. In
solchen Fällen gibt die erste Zahl die Gesamtzahl der Tage mit Dunst oder Nebel an.
Nebel wurde nur in den Zonen A und D, und auch hier nur ganz vereinzelt angetroffen.
Dagegen wurde eine Trübung der Atmosphäre durch Dunst in B am häufigsten angetroffen mit bis zu
12 Tagen im Monat. Die Häufigkeit tritt hier in den Monaten IX—XII etwas zurück; in den Zonen C und D
war die Sicht in der Zeit vom Vlll bis X bzw. III bis X durch Dunst relativ selten behindert.
Bei Betrachtung der Stürme erscheint bemerkenswert, daß die Anzahl der Sturmtage nicht stark an wächst,
wenn man statt der 8-Uhr-Beobachtungen den Wetterverlauf des ganzen Tages in Betracht zieht. Bei der geringen
Amplitude im täglichen Gang der Windstärke auf See (30) kann nicht angenommen werden, daß eine Häufigkeit
stürmischer Winde zum Früh-Termin stattfindet. Daraus ergibt sich, daß diese bei ihrem Auftreten meist über
einen größeren Teil des Tages andauern. Solche von mehrtägiger Dauer wurden dagegen nur in einem
Falle, am 11. bis 14. I. 10. in Zone B beobachtet.