Walter Piersig: Schwankungen von Luftdruck and Luftbewegung
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den betr. Absolutwerten einerseits und Häufigkeitswerten andererseits handelt. Letztere geben zwar, wie gezeigt
wurde, in ihren Schwankungen qualitativ die Änderungen der meteorologischen Faktoren selbst in enger Annähe
rung wieder, ein Maß für die Absolutwerte selbst stellen sie aber keineswegs dar.
Die Häufigkeit passatischer Winde wurde mit den in der holländischen Arbeit (10) dar
gestellten Verhältnissen für das betrachtete Gebiet verglichen, wobei sich eine gute Übereinstimmung im Eintritt
der Extreme sowie in den Änderungen der Werte von Monat zu Monat ergab. Von den absoluten Werten kann
das hier schon deshalb nicht erwartet werden, da die Häufigkeitswerte dort nur für 10%-Intervalle angegeben
sind, und die Windbeobachtungen wahrscheinlich in der Bearbeitung sind Angaben darüber nicht enthalten! —
auf andere Weise auf die 8 Hauptrichtungen reduziert sind, als das in vorliegender Arbeit geschehen ist.
Eine größere Abweichung ergibt sich nur für Zone A, wo das „normale“ Minimum für alle drei 5-Grad-
Felder bereits auf den I entfällt, im Mittel der 5 Jahre aber auf den II.
Der Grad der Annäherung bei dem Vergleich für die Zonen A und D wurde in Abb. 10 dargestellt.
Der Gang der Häufigkeit stärkerer Winde wurde mit den Ergebnissen verglichen, die
von Hann (23, auf S. 468) für den Passat mitgeteilt werden. Bei dem Vergleich wurden nun die Werte der
Zone A und B — aus Abb. 3 — benutzt, um den Einfluß unpassatischer Winde möglichst gering zu halten : Es
ergab sich dabei eindeutig in Übereinstimmung mit den von Hann gegebenen Werten der Niedrigstwert für den X,
der Höchstwert aber für den VI statt für den IV. Allerdings zeigen auch die in der holländischen Arbeit für den
östlichen Nordatlantik berechneten mittleren Passatstärken verschiedene Abweichungen im Jahresgang gegen die
Werte von Hann, die sich auch nur auf ein fünfjähriges Intervall gründen.
Zahlreichere und bessere Vergleichsmöglichkeiten liegen für den Luftdruck vor: Der Vergleich
wurde durchgeführt für S. Thiago, für das Hann (14) achtjährige Mittelwerte mitteilt. Ferner wurden die
Untersuchungen von Defant (24) und v. Elsner (27) herangezogen. Beide Vergleichsarten brachten das Ergeb
nis, daß die mittleren Schwankungen sowie die Eintrittszeit der Extremwerte in den Jahren 1909 bis 13 einen
durchaus normalen Verlauf zeigen.
Aus den hier durchgeführten Vergleichen ergibt sich somit, daß der Jahresgang der einzelnen Faktoren in
dem gewählten 5-Jahres-Intervall durchaus normale Verhältnisse zeigt, und damit die Notwendigkeit, auch die
z. T. beträchtlichen Schwankungen der Monatswerte als für dieses Gebiet normal zu betrachten.
V. Zusammenfassung der Ergebnisse.
Meteorologische Beobachtungen auf Schiffen erfordern andere Methoden der Bearbeitung als solche von
Stationsbeobachtungen; insbesondere ist bei ersteren die zeitliche und örtliche Beobachtungsdichte zu berück
sichtigen.
Es wurde in diesem Teil der Untersuchungen gezeigt, daß es nach Einteilung der Beobachtungen in Wert
intervalle auch für Wandstärke und Luftdruck — für die Windrichtung ist es an sich schon üblich -—- mög
lich ist, vermittels von Häufigkeitswerten Jahresgang und Schwankungen dieser meteorologischen Ele
mente selbst zu erhalten. Dazu ist die Auswahl „charakteristischer Wertintervalle“ notwendig, die den Änderun
gen in der Häufigkeitsverteilung aller vorkommenden Wertintervalle in guter Annäherung folgen.
Wie weit diese Methode auf Untersuchungen über anderen Meeresgebieten, insbesondere außertropischer
Breiten, anwendbar ist, hängt in erster Linie von der jeweiligen Beobachtungsdichte, sowie der Veränderlichkeit
des betr. Elementes ab und dürfte im Einzelfalle durch Vergleich mit Beobachtungsergebnissen von Küsten- oder
Inselstationen nicht schwer zu entscheiden sein. Für die tropischen Meeresteile erscheint es aber auf diese Weise
möglich, eine nähere Kenntnis des veränderlichen Momentes zu erlangen und dadurch die schon bekannten Mittel
werte der meteorologischen Faktoren zu ergänzen.
Die Anwendung dieser Methode auf Luftbewegung und Luftdruck der Jahre 1909 bis 1913 hat für beide
Faktoren eine z. T. recht große Veränderlichkeit der Monatswerte ergeben. Trotzdem ist bei der Luftbewegung
— Passathäufigkeit wie Häufigkeit stärkerer Winde — in allen 5 Jahren ein gleichartiger jährlicher Gang deut
lich erkennbar: Der Begriff des „Normalen“ ist somit gegeben durch starke periodische Schwankungen; das un
periodische Moment, die „Störungen“, stellen sich hauptsächlich dar in geringer Präzision der Eintrittszeiten der
Einzelerscheinungen im Jahresgang, sowie in deren von Jahr zu Jahr wechselnder Intensität.
Beim Luftdruck ist dagegen die größere Veränderlichkeit der Monatswerte ein Ausdruck zahlreicher un
periodischer Schwankungen, die, besonders im nördlichen Teil des betrachteten Gebietes, den jährlichen Gang
trotz einiger in allen 5 Jahren auftretenden Hauptmerkmale im einzelnen recht verschiedenartig gestalten. Erst
südlich von 10° N treten diese Schwankungen soweit zurück, daß ein gleichartiger Jahresgang für alle 5 Jahre
deutlicher in Erscheinung tritt.
Durch diese Schwankungen in den Monatswerten, im jährlichen Gang, ist aber bereits der Begriff des
Wettergeschehens auch für diese Gebiete gegeben. Dabei ist das unperiodische Moment hier natürlich
kleiner als in außertropischen Breiten: das zeigen z. B. die längeren Zeitintervalle mit gleichmäßig hohen Werten
der Passathäufigkeit; daß es vorhanden ist, zeigen Schwankungen und Veränderlichkeit der Monatswerte.