Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte. — 54. Bd. Nr. 1.
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F. Sch. Bremen, das am weitesten in der Wesermündung liegende Feuerschiff, zeigt im Oktober
nur eine geringe Abnahme des Salzgehalts bei den NW-Werten. Im November treten dann bei NW zwei
Minima auf, am 12. und am 28. Leßteres ist der stärkste, ihm folgt bei den HW-Werten am 4. Dezember
ein Minimum. Bis zum 22. Dezember steigt der Salzgehalt dann wieder an. Es ist anzunehmen, daß die
Haupthochwasserwelle der Weser Mitte November die Unterweser erreichte.
F. Sdi. Minsenersand zeigt ein ähnliches Bild. Auch hier sind Schwankungen während des Ok
tobers mit 2 Maxima am 6. und 25., danach tritt den November hindurch eine allmähliche Abnahme im
Salzgehalt und schließlich am 28. November ein sehr starkes Minimum ein. Der Anstieg im Dezember
erreicht seinen Höchstwert bereits am 15. Dezember, also eher als bei F. Sch. Bremen und ist somit vom
gleichen Charakter wie das Maximum im Dezember bei Elbe 1.
Anders liegen die Verhältnisse bei F. Sch. Weser. Hier tritt am 11. Oktober ein kleines Minimum
ein, dem ein Anstieg bis zum 24. folgt, ein Maximum, das mit dem von Minsenersand zusammenfällt.
Von da ab nimmt der Salzgehalt stetig ab und erreicht am 16. November sein Minimum, also früher als
bei Bremen und Minsenersand. Ein Blick auf den Kurvenverlauf von Elbe 1 zeigt, daß dieses Minimum
mit dem sehr starken Minimum von Elbe 1 zusammenfällt. Für diese starke Salzgehaltserniedrigung bei
F. Sch. Weser muß demnach die Oberwasserführung der Elbe ausschlaggebend gewesen sein. Bei dem
Wiederansteigen tritt nur am 27. November eine kleine Verzögerung ein, die mit von der Weser her
rühren könnte. Das Niveau, das in den ersten Dezembertagen erreicht wird, bleibt dann ohne besondere
Schwankungen den ganzen Dezember hindurch erhalten. Man hat es demnach in weiterem Umkreise von
F. Sch. Weser den Dezember über mit sehr gleichmäßigen hydrographischen Verhältnissen und höchst
wahrscheinlich ganz geringen Wasserbewegungen zu tun.
F. Sch. Norderney zeigt im Oktober nur geringe Schwankungen, die über das bei diesem Feuer
schiff gewohnte Maß nicht hinausgehen. Anfang November folgt dann ein leichter Anstieg und zum 20. No
vember tritt erstmals ein Minimum ein. Wie bei F. Sch. Weser muß auch dieses Minimum von der Elbe
herrühren, es fällt vier Tage später als bei F. Sch. Weser, was bei der Entfernung beider Feuerschiffe von
22 Sm sehr w T ohl denkbar ist. Ein zweites, allerdings nur bei NW auftretendes Minimum fällt auf den
1. Dezember. Da bei Norderney F. Sch. entsprechend dem Verlauf der Isolinie parallel zu der Haupt
richtung der Gezeitenströmung die Amplitude im Salzgehalt zwischen HW und NW meistens nur gering
ist, so ist die am 1. Dezember eintretende Amplitude von über l°/»o besonders auffallend. Sie deutet an,
daß bei Norderney F. Sch. in der Richtung Ost—West sich ein stärkerer Salzgehaltsgradient als sonst
befand, d. h., daß verdünntes Wasser von der Elbmündung her nach Westen bis in die Gegend von
Norderney vorgedrungen ist. Im Dezember sind die Salzgehaltsverhältnisse dann wieder gleichmäßiger,
nur am 22. tritt bei HW ein Maximum auf, das von einer größeren Amplitude als üblich begleitet ist.
Ein von Norderney wesentlich verschiedenes Bild zeigt F. Sch. B orkumriff. Schon ein erster
Blick läßt erkennen, daß die dort sehr beträchtlichen Schwankungen des Salzgehalts im letjten Quartal
1930 andere Ursachen hatten als die Schwankungen bei den übrigen Feuerschiffen der Deutschen Bucht.
In der letjten Dekade des Oktober tritt ein auffallend starkes Minimum ein. Da dabei die NW-Werte fast
immer höher sind als die HW-Werte, so scheidet schon aus diesem Grunde eine etwaige verstärkte Wasser
führung der Ems als Ursache aus. Die Windverhältnisse waren in der Periode der stärksten Abnahme
des Salzgehalts, nämlidi vom 21. bis zum 24. SSW, Stärke 5. Es ist also anzunehmen, daß in dieser Zeit
Küstenwasser vom westfriesischen Inselgebiet her seewärts getrieben wurde und so der Salzgehalt bei
Borkumriff herunterging. Das nächstgelegene holländische Feuerschiff Terschellingerbank zeigt in dieser
Zeit eine leichte Zunahme des Salzgehalts. Man könnte dafür als Ursache eine Kompensation von den
Hoofden her annehmen.
Anfang November steigt der Salzgehalt dann wieder zum gleichen Niveau an, das er bis zum 20. Ok
tober gehabt hatte. Auch darauf kann man die Ansicht stütjen, daß es sidi bei dem vorhergegangenen
Minimum nur um eine durch Windverhältnisse bedingte Sdiwankung gehandelt hat. Denn wenn der
Salzgehalt durch Süßwasserzufuhr herabgesetjt worden wäre, so hätte sich dies in einem Seegebiet wie