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Full text: 54, 1935/36

Walter Piersig : Schwankungen von Luftdruck und Luftbewegung 
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Die mittlere Windstärke des Passats ergibt sich nach Hepworth (46) für den östlichen Teil des Nord 
atlantik in den Jahren 1902 bis 1906 zu 4,7 m/sec; am größten ist sie durchschnittlich im IV mit 6,0; am 
kleinsten im X mit 3,3 m/sec. 
Für einen größeren Zeitraum ergibt sich auf Grund der holländischen Arbeit als Jahresdurchschnitt ein 
etwas kleinerer Wert — 4,1 m/sec —; das Maximum fällt ebenfalls auf den IV, das Minimum dagegen auf den 
XII; auch ist hier der Unterschied zwischen größtem und kleinstem Wert geringer. 
Stürme sind in diesem Gebiet außerordentlich selten (23, auf S. 605): die Sturmhäufigkeit erreicht hier 
für den gesamten Nordatlantischen Ozean ihre kleinsten Werte. Diese übersteigen in keinem Monat den Wert 
von 1%, meist liegen die Werte noch darunter (10). Im Sommer wird dieser Wert am Südrande der Passatzone 
erreicht, im Winter greift die i %-Linie vom mittleren Ozean südwärts bis 22°N. 
Ähnliches fand auch Wendling für die Calmenzone (3) : Die Stärke der Böen erreicht hier meist die Stärke 
4 bis 6, selten 7 Beaufort. 
Westlich von 30°W scheinen Stürme innerhalb des Passatgebietes zu den Ausnahmeerscheinungen zu ge 
hören: Im „Handbuch der Nordatlantischen Inseln“ (47) ist nur ein Beispiel als dafür bekannt angeführt. Das 
mag seinen Grund darin haben, daß in dieser Entfernung von der Küste Tornados nicht mehr auftreten —- über 
diese siehe später auf S. 9 —, z. T. wohl auch im Fehlen von Meldungen aus dem Gebiet 30°—40°W, da dieses 
sehr wenig befahren wird. 
Die geringe Anzahl von bekannt gewordenen Stürmen westlich von 30°W weist darauf hin, daß die west 
indischen Orkane, deren Bahnen sich in manchen Fällen bis in das Gebiet nahe der Kap Verde-Inseln 
zurückverfolgen lassen, erst in einiger Entfernung von hier ihre Eigenschaft als tropische Sturmzyklonen zeigen, 
Eine eingehende Untersuchung der täglichen Periode der Windgeschwindigkeit im Passatgebiet mit Hilfe 
von Windregistrierungen auf offenem Meere wurde erstmalig auf der Deutschen Atlantischen („Meteor“-) Expe 
dition 1925—1927 durchgeführt. In einem Vorbericht (30) gibt Kuhlbrodt eine Zusammenstellung der Ergeb 
nisse aus den bisherigen Arbeiten auf diesem Gebiete, die, auf Windstärkeschätzungen beruhend, z. T. recht 
widersprechender Natur waren (auch 48). Die Registrierungen ergaben bereits bei einer Mittelbildung über nur 
8 Tage einen täglichen Gang in Form einer doppelten Welle. Ein Vergleich mit der täglichen Periode des Luft 
druckes, die ja im tropischen Gebiet sehr ausgeprägt und regelmäßig ist, zeigt, daß die Extremwerte der Wind 
geschwindigkeit 2 bis 3 Stunden vor denjenigen des Druckes liegen mit Ausnahme des Frühminimums, das etwa 
I Stunde nach dem Druckminimum auftritt. 
Verschiedentlich sind Beziehungen — Korrelationen — gefunden worden zwischen der Passatstärke und 
dem Verhalten meteorologischer Elemente in anderen Gegenden. 
So wurde bei Verstärkung der Zirkulation über dem mittleren und nördlichen Atlantik auch der NE-Passat 
kräftiger (49). Dabei hängt die Stärke der Luftmassenbewegung in mittleren Breiten des Ozeans nicht von der 
absoluten Anzahl der dort auftretenden Tiefdruckgebiete ab, ein Maß dafür ist vielmehr der Unterschied zwischen 
deren Anzahl im nördlichen — 35° bis 75°N — und derjenigen im südlichen Teil — 35° bis 55° N — (50). 
Einen Zusammenhang zwischen der mittleren Stärke des Passates und der Oberflächentemperatur des Ozeans 
bei Westafrika im gleichen Monat des folgenden Jahres ermittelte Hepworth (46). 
Eine sehr enge Beziehung zwischen der Passatstärke in den Monaten V bis X und der nachfolgenden 
Wintertemperatur in Mitteleuropa fand Galle (51): Für Ostdeutschland beträgt der Korrelationsfaktor +0,81. 
II. Der Luftdruck. 
Über die mit den Luftströmungen in engstem Zusammenhang stehende Luftdruckverteilung über dem Nord 
atlantischen Ozean geben neben dem Kartenmaterial der Institutsarbeiten Untersuchungen von Defant (24) und 
v. Elsner (27) Aufschluß. 
Innerhalb der Passatzone nimmt der Druck vom subtropischen Hoch nach Süden hin ab und erreicht die 
tiefsten Werte in der äquatorialen Tiefdruckrinne, die im Wind System den Windstillen- bzw. Konvergenz-Gürtel 
darstellt. Entsprechend zeigen sich auch die jahreszeitlichen Verlagerungen derselben mit der nördlichsten Lage 
im Sommer, der südlichsten im Winter. 
Das markanteste Merkmal in den Luftverhältnissen dieser Breiten ist aber die außerordentlich g e - 
ringe Amplitude der jährlichen Druckschwankungen: diese betragen im nördlichen Teil der Passatzone 
noch 3—4 mm, nehmen südwärts ab und erreichen in 10°N mit etwa 1 mm den kleinsten W ert für den gesamten 
Nordatlantischen Ozean überhaupt. Auch die mittlere Monatsschwankung des Druckes nimmt nach Süden ab, be 
sonders im Winter (4, auf S. 8). 
Die Gradienten sind das ganze Jahr hindurch geringfügig: der gleichmäßigen Wärmeverteilung im Tropen 
gebiet entsprechend, liegen die Druckwerte zwischen den Wendekreisen bei 762—758 mm (14, auf S. 8). Es ge 
nügen allerdings in diesen Breiten schon kleine Gradienten, um kräftigere und konstante Luftströmungen aufrecht 
zu erhalten, da hier die ablenkende Kraft der Erdrotation noch gering ist.
	        
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