4
Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte. — 54. Bd. Nr. 6
Einleitung
Zweck und Ziel einer Bearbeitung dieses Themas liegen hauptsächlich in zweierlei Richtung: Einmal soll dem Gedanken
nachgegangen werden, wie weit die unperiodischen Schwankungen einzelner meteorologischer Faktoren in der Passatzone
dazu berechtigen, von einem Wettergeschehen in diesem Gebiet zu sprechen. Zum andern soll gezeigt werden, daß ver
mittels der in großer Zahl vorhandenen Schiffsbeobachtungen schon ein relativ kleiner Zeitraum genügt, um charak
teristische klimatologische und meteorologische Erscheinungen aufzufinden.
Auf das größere Gewicht von Beobachtungen auf See gegenüber denjenigen von Landstationen weist Koppen (4, auf
S. 285) hin, gleichzeitig auch auf deren Wichtigkeit zur Erfassung des Klimas überhaupt, was ohne weiteres klar ist, wenn man
sich vergegenwärtigt, daß etwa 7 /io der Erdoberfläche mit Wasser bedeckt ist.
In der Praxis ist aber die Ausnutzung der in den Schiffstagebüchern gesammelten Beobachtungen teilweise noch recht
gering; wo sie weitgehend benutzt worden sind, ist das vornehmlich für große Zeiträume und ausgedehnte Meeresgebiete geschehen,
um die allgemeinen klimatischen Grundzüge zu gewinnen. Von Arbeiten dieser Art sind besonders die von den großen meteorolo
gischen Instituten in England (5—T), Deutschland (8; 9) und Holland (10) herausgegebenen zu erwähnen.
Über die unperiodischen Schwankungen wurde lange Zeit hindurch fast allgemein die Meinung vertreten, daß von solchen
im tropischen Gebiet nicht gesprochen werden könne, daß hier vielmehr Klima und Wetter identisch seien. Diese Annahme konnte
sich um so eher halten, als Stationen für umfassende meteorologische Beobachtungen auch heute noch recht weit auseinander
liegen. Trotzdem sagt Hann schon 1897 im Handbuch der Klimatologie einschränkend: „Die unperiodischen Erscheinungen treten
im Tropenklima zurück gegen die regelmäßig wiederkehrenden Erscheinungen“. Im übrigen sind es im wesentlichen die
gelegentlichen Aufzeichnungen in Schiffstagebüchern (1; 2), sowie die stärkeren Lageschwankungen der Passatgrenzen innerhalb
kurzer Zeitintervalle (3), die auf ein unperiodisches Geschehen auch in diesen Gebieten hindeuten.
Besonders die praktische Erfahrung auf verschiedenen Arbeitsgebieten der Deutschen Seewarte hat gelehrt, daß
die Witterungselemente in den Tropen häufigeren und größeren unperiodischen Schwankungen unterworfen sind, als sich mit den
früheren Vorstellungen vereinen ließ. Die Bedeutung dieser Schwankungen zeigte sich besonders in den Arbeitsgebieten des
Ozeanwetterdienstes und des Ozeanflugwetterdienstes, darüber hinaus auf der Deutschen Atlantischen Expedition 1925 bis 1927:
Herrn Prof. Kuhlbrodt verdanke ich die Anregung zur Bearbeitung des vorliegenden Themas.
Im folgenden ersten Teil sollen zunächst kurz die allgemeinen klimatologischen Verhältnisse, besonders diejenigen
von Luftbewegung und Luftdruck, für den Östlichen Teil des Nordatlantischen Ozeans, etwa zwischen 10° und 35°N und dem
angrenzenden Teil des afrikanischen Kontinents besprochen werden, wie sie aus den bisherigen Arbeiten der großen Institute
sowohl wie aus Einzelarbeiten spezielleren Inhaltes bekannt sind.
Im zweiten Teil werden insbesondere die unperiodischen monatlichen und jahreszeitlichen Schwankungen dieser
meteorologischen Elemente, auch in ihrer zonalen Verteilung, untersucht. Es wird hier auch zu prüfen sein: 1. wie weit die
gefundenen Ergebnisse mit den von benachbarten Insel- oder Küstenstationen vorliegenden Beobachtungsreihen übereinstimmen;
2. ob der gewählte Zeitraum normale meteorologische Verhältnisse zeigt, oder ob diese etwa zufällig in stärkerem Maße gestört sind.
Gegenstand des dritten Teiles soll eine nähere Untersuchung einer Störung im Druck- und Bewegungsfeld sein,
sowie eine Einteilung von Störungen innerhalb des Passatgebietes nach bestimmten Gesichtspunkten.