Internationale Läugenvermessuug 1933
49
7
Nur bei einem Teil der aufgeführten Zeitzeichen gelang die regelmäßige Aufnahme, insbesondere waren
amerikanische Stationen während der Tagesstunden nur schlecht oder gar nicht aufzunehmen.
Für den Empfang der Zeitzeichen standen drei verschiedene Empfänger zur Verfügung. Das Lang
wellengerät für einen Wellenbereich von 10 000 bis 20 000 m bestimmt und das sogenannte Mittelwellen
gerät, für 1000 bis 8000 m Wellenlänge brauchbar, wurden in Verbindung mit einer 80 m langen
Antenne verwendet. Beide Geräte sind auf Grund eigener Angaben in den Jahren 1929 und 1933 gebaut
worden 1 2 ). Für das Kurzwellengerät (Seibt EA 337 a), das grundsätzlich die Aufnahme aller Kurzwellen
zwischen 17 und 75 m erlauben sollte, stand eine zweite kürzere Antenne zur Verfügung. Die einzelnen
Wellenbereiche werden hier mit Hilfe verschiedener auswechselbarer Spulen geschaffen. Die einzelnen
Spulen schlossen aber nicht mit gleicher Empfangsgüte aneinander an, so daß die Aufnahme einzelner
Signale, z. B. Rio de Janeiro, nur zeitweise gelang. Außerdem machte sich auch ein Durchschlagen des
Hamburger Rundfunksenders störend bemerkbar.
Das Langwellen- und das Mittelwellengerät wurden stets in Verbindung mit einer reflexfrei abgeschlossenen
Siebkette und einem Vierröhrenverstärker verwendet 5 ). Soweit der Verstärker beim Kurzwellengerät
einen Schreibempfang ermöglichte, wurde er auch in Verbindung mit diesem verwendet, während der
Hörempfang mit dem Kurzwellengerät ohne Verstärker stattfand.
Beim Schreibempfang wurde für alle drei Empfänger das gleiche Relais verwendet, dessen Arbeits
weise bereits früher beschrieben worden ist 3 ). Die Aufzeichnung erfolgte auf zwei Spitzenchronographen
mit einer Vorschubgeschwindigkeit von 1 cm je Sekunde; sämtliche vier Hauptuhren wurden gleichzeitig
mit dem Signal gegen die Arbeitsuhr verglichen, so daß sich hier wie überall sonst eine Berücksichtigung
der Federnparallaxe durch die Art der Aufnahme erübrigte. Um den Gang innerhalb eines Signals
beurteilen zu können, wurden die Signale am Anfang und am Ende aufgenommen und auf den ersten
bzw. letzten Signalstrich umgerechnet.
Soweit ein Schreibempfang nicht möglich war, wurde Hörempfang angewendet. Die Koinzidenzen
der gewöhnlichen wissenschaftlichen Zeitsignale wurden mit einem Stemzeitchronometer beobachtet, dessen
Kontakte den Telephonstromkreis unterbrachen. Es wurde als Koinzidenz das Wiederauftauchen der
Signalpunkte vor dem Chronometerkontakt getastet. Der Kontakt des Chronometers wurde über das
gleiche Relais, das die Unterbrechung im Telephonstromkreis schaltete, auf dem Chronographen mit den
Hauptuhren verglichen. Bei den amerikanischen Zeitzeichen diente der Koinzidenzsignalgeber dem
entsprechenden Zwecke wie das Chronometer, nur mußte hier, um die Anfänge der Zeitzeichen zu erhalten,
nicht das Wiederauftauchen sondern das Verschwinden des Signalpunktes beobachtet und getastet w r erden.
Denn der Koinzidenzsignalgeber gibt mehr Kontakte in der Minute als das amerikanische Zeitzeichen,
das Chronometer aber weniger als ein Koinzidenzsignal. Um mit der Koinzidenz nicht in die Kennungs
lücken der amerikanischen Zeitzeichen zu geraten, mußte als Kontakt des Koinzidenzsignalgebers nicht
der Signalkontakt verwendet werden, sondern der bei der anderen Schwingung des Signalgeberpendels
auftretende Kontakt, der für die Signalgebung durch ein Verzögerungsrelais unterdrückt wird. Schließlich
wurden noch die Kontakte des Signalgebers durch ein Verlängerungsrelais — eine Kombination von zwei
Verzögerungsrelais — verlängert, um die ziemlich langen Punkte des amerikanischen Zeitsignals überhaupt
zum Verschwinden zu bringen.
Jede einzelne Koinzidenz wurde gesondert reduziert. Dabei wurde berücksichtigt, ob der Beobachter
seine Tastung als gut oder als unsicher bezeichnet hatte. In einigen Fällen ließ die Folge der einzelnen
Tastungen einen Gang des Signals erkennen, meist jedoch wurden die Werte — die sich nur um einen
bestimmten Betrag oder dessen Vielfaches unterscheiden können — als übereinstimmend festgestellt, so
daß ihr Mittelwert als Signalaufnahme angenommen wurde, wobei den kritischen Anmerkungen der
Beobachter Rechnung getragen wurde.
Die so ermittelten Werte der Signalaufnahmen können nicht ohne weiteres als Zeiten der Signale
’) Das Langwellengerät ist näher beschrieben AN 242, 233ff.
2 ) Vgl. AN 242, 233 ff.
3 ) Vgl. AN 242, 233 ff.