i<;
Aus ilem Archiv «ler Deutschen Seewarte. — 54. B<1. Nr. 5
§ 2. Systematische Fehler und Verbesserungen der Zeitbestimmungen.
Einen ersten Einblick in die Genau/(freit der Beobachtungen gewährt die Berechnung der inneren
Genauigkeit der Beobachtung eines einzelnen Sternes aus der Übereinstimmung der abgelesenen Einzel
werte desselben. Aus der Ablesung von 20 Kontakten, d. h. je 10 auf dem Hin- und auf dem Rückweg, ergab
sich als mittlerer Fehler des Mittels dieser Kontakte, was als beobachtete Uhrzeit des Sterndurchganges gilt.
01013 sec d, wobei das sec-Gesetz nicht, ganz streng erfüllt ist; gegen den Pol hin sind die Beobachtungen
nämlich etwas genauer, gegen den Äquator hin etwas ungenauer, doch sind die Abweichungen geringfügig.
Über die innere Genauigkeit der Zeitbestimmung geben die Reste A Ui — AU Auskunft, die nach Einsetzen
des K für die einzelnen Sterne und dem daraus sich ergebenden A Ui gegen das mittlere A U übrigbleiben.
Es ergibt sich aus der inneren Übereinstimmung der Zeitbestimmungen ohne U A-Sterne deren mittlerer
Fehler zu ±01018, und zwar in beiden Fundamentalsystemen. Die Mitnahme der UK-Sterne verschlechtert
den Wert auf ±01022. Das ist deshalb nicht verwunderlich, weil die UÄ-Sterne durch atmosphärische
Ungunst meist ungenauer zu beobachten sind, aber auch schon durch ihre höhere Deklination eine
größere Unsicherheit der Beobachtung aufweisen. Es wäre aber natürlich nicht richtig, die AUi — AU
irgendwie im Verhältnis der Deklination zu verringern, denn für die Berechnung des A U sind die Werte
an sich, im Mittel ist die Genauigkeit für die Deklination der Zenitsterne, also die Polhöhe, maßgebend.
Die A U,-—A U sind allerdings wie bereits bemerkt keine zufälligen Fehler im Sinne der Wahrscheinlichkeit s-
und Fehlertheorie. Sie hängen außer von den wirklich zufälligen Beobachtungsfehlern von den persönlichen
Gleichungen der Beobachter ab, ferner von besonderen Instrumentalfehlern, endlich von den Fehlern der
Sternkataloge. Daß besondere Instrumentalfehler auftraten, die der Form der Zapfen zuzuschreiben
waren, lehrten die Neigungsablesungen.
Es sind in letzter Zeit mehrfach solche Zapfenuntersuchungen in der Literatur beschrieben worden
(Planner 1 ), Uhink*), Labitzke 8 )). Die anderwärts benutzten instrumentellen Hilfsmittel lagen nun auf
der Seewarte nicht vor, andrerseits zeigte eine probeweise Untersuchung der Reste AUi — A U einiger
Zeitbestimmungen bereits, daß sich damit eine Bestimmung der Zapfenunregelmäßigkeiten durchführen
lassen würde.
Die Fehler in Neigung, die während und am Ende der Längenvermessung übereinstimmend bestimmt
wurden, sind in Tabelle 3 wiedergegeben, die auch den Einfluß dieser Fehler auf die liier übliche Art
der Beobachtung in beiden Lagen zeigt, wobei die Anordnung dieser Fehler in gleicher Weise geschehen
ist, wie es Planner vorgeschlagen hat 4 ), nur daß hier auch noch rechnerisch alles auf ein in der Zenit
lage völlig berichtigtes Instrument bezogen worden ist.
Die Roststellen der Achsen werden nun nicht nur die Neigung beeinflussen, sie werden vielmehr
bewirken, daß Sterne, die in gewissen Zenitdistanzen beobachtet werden, durch etwas verschwenkte
Lagerung der Horizontalachse des Instrumentes in einem anderen als dem durchschnittlichen Azimut
beobachtet werden. Ihre Meridiandurchgänge werden also, je nach ihrer Deklination, früher oder später
beobachtet werden, als es bei völlig einwandfreien Zapfen der Fall sein würde. Der Wert, um den die
tatsächlich beobachtete Uhrzeit Ui für den Stern Nr. i einer Zeitbestimmung — der die Deklination d,
besitzt — verbessert werden muß, um auf einwandfreie Uhrzeit zu kommen, wie sie ohne die Unregelmäßigkeiten
beobachtet werden würde, hängt von der Deklination d,- ab und ist für alle Sterne gleicher Deklination
gleich. Er soll daher mit ^ bezeichnet werden. Bei allen Deklinationen, für die ein Zapfeneinfluß nicht
in Frage kommt, ist e# — 0. Die Bestimmung dieser war also vorzunehmen.
Das bloße Aussehen der Achsen ließ bereits vermuten, an welchen Stellen solche Fehler zu erwarten
waren, und in der Tat waren an diesen Stellen auch Unregelmäßigkeiten der Neigung da. Tabelle 4 zeigt
für eine Reihe von Zenitdistanzen, die im Verlauf der weiteren Untersuchung besonders gebraucht werden,
an, wo Fehler zu erwarten waren. Die im ganzen vorhandene Nichtübereinstimmung der Neigungen
') Planner, Zeitschr. f. Instruinentenkunde 54, 1—12 (1934).
*) Uhink, Zeitschr. f. Instruinentenkunde 54, 205—220 (1934).
:i ) Lahitzke, Zeitschr. f. Instruinentenkunde 54. 39G—402 (1934).
4 ) Planner a. a. 0. S. 4.