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Full text: 54, 1935/36

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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte — 54. Band, Nr. 4 
läuft bei einem Hoch über Nordosteuropa. Das Tief liegt südlich der Linie Jan Mayen—Bergen—Kopenhagen— 
Lemberg—Odessa und bewegt sich äußerst langsam. Es ist für den Ausstrom nicht unwesentlich. Die Ostsee 
zeigt höheren Luftdruck als die Nordsee. — Die Art und Wirkung des Windes äußert sich in jeder Gruppe 
anders. Er bietet allein keine sicheren Unterscheidungsmerkmale zwischen Ein- und Ausstrom. Die in den ein 
zelnen Gruppen aufgestellten Regeln gelten auch für schwächeren als den hier hauptsächlich betrachteten Strom. 
Es wird jedoch schwer sein, die Kraft der Wetterart festzustellen, für deren Einfluß der Strom gerade noch emp 
findlich ist. — Die Geschwindigkeiten des durchlaufenden Stroms bei den einzelnen Feuerschiffen stehen in einem 
ziemlich festen Verhältnis zueinander. 
3. Es genügt nicht, das Wetter nur in unserm Gebiet oder auch in dessen Umgebung zu betrachten. Viel 
mehr ist die Wetterkarte von ganz Europa nötig. Sie nur gestattet die Wetterlage richtig einzuteilen. Ob die Zu 
sammenhänge, wie sie in dieser Arbeit gefunden sind, alle wirklich ursächlich begründet sind oder z. T. nur ein 
zufälliges Zusammentreffen darstellen, ist eine Frage, die hier bei weitem nicht immer beantwortet ist und beant 
wortet werden konnte. 
4. Die Anzahl der Einstromfälle übertrifft die der Ausstromfälle um ein Fünftel, aber der einzelne Aus 
stromfall dauert länger. Der Anteil der Fälle mit ungezwungenem Strom (Ausstrom) ist gering. Eine genaue 
Zahl läßt sich nicht angeben. Die Ausstromgruppen sind ziemlich gleichmäßig über das Jahr verteilt. Die Zahl 
der Einzelfälle mit Ausstrom ist im Frühling am größten, derer mit Einstrom dann am geringsten. 
Für eine A n w e n d u ng der Arbeit dient die genaue Unterteilung in Abschnitte. Wer sich einmal mit der 
Arbeit vertraut gemacht hat, wird aus der Wetterkarte an Hand des entsprechenden Abschnittes mit um so größerer 
Wahrscheinlichkeit auf den Strom schließen können, je ausgeprägter die Wetterlage ist. Es kommt also darauf 
an, die richtige Wettergruppe zu finden. Dafür gilt als Hauptsatz: Nur der Wetterverlauf läßt 
auf den Stromverlauf schließen. Die Wetterkarte eines Zeitpunktes genügt nicht. Weiter sind 
folgende Regeln zu beachten: 
1. Man muß immer von der ganzen europäischen Wetterkarte ausgehen, auch wenn man den Strom nur für 
eine bestimmte Stelle sucht. Erst aus dem so erkannten gesamten Strombild läßt sich der gewünschte Punkt 
herausschälen. 
2. Bei Zweifeln über das richtige wirksame Tief oder auch Hoch führt ein Nachprüfen aller fraglichen Ab 
schnitte sicher zum Ziel. Ein einfacheres Verfahren besteht darin, vom allgemeinen Wind in unserm Gebiet auf 
das zugehörige Druckgebilde zu schließen (niemals aber unmittelbar auf den Strom!). 
3. Hat man das richtige Tief erkannt, so versuche man es in ein Tiefgebiet einzuordnen an Hand der Über 
sichtskarte 2, nunmehr mit Berücksichtigung des entsprechenden Hochgebiets. Dabei ist auf Wetterlage Ulk und 
die Zentrallage zu achten, die ebenfalls zum Ausstrom gehören. — Bei den Tiefgebieten sind, wenn nötig, die 
Unterscheidungsmerkmale gegen ähnliche Einstromzugstraßen besprochen. 
4. Mißlingt die Einordnung in ein Tiefgebiet, so bleibt nur eine Einstromzugstraße oder Straße IVb mög 
lich, von denen die zutreffende mit Hilfe einiger Wetterkarten benachbarter Zeitpunkte leicht festzustellen ist. Bei 
den Zugstraßen ist nur der Haupttag ausführlich beschrieben, der meist zugleich das Ende der Wirksamkeit des 
Tiefs bedeutet. Man muß da gegebenenfalls auf die Vortage zurückschließen mit Hilfe der dafür in den Ab 
schnitten angegebenen Tatsachen. 
Außer diesen Regeln sei auf folgende Punkte hingewiesen: 
1. Ein sicher hinreichendes, aber nicht notwendiges Kennzeichen für Ausstrom ist das Hoch in Osteuropa. 
Ist es vorhanden, so muß die Einordnung des Falls in ein Tief gebiet möglich sein. 
2. Die Zugstraße IllaS zeigt den undeutlichsten Strom. Der Ausstrom kommt örtlich bei ihr so häufig vor, 
daß ihre Verwechslung mit einer nur schwach ausgebildeten Wetterlage mit Tiefgebiet I keinen großen Fehler ergibt. 
3. Kennt man nur den Feuerschiffswind im Kattegat, so kann man mit einiger Wahrscheinlichkeit auf den 
Wind im Skagerrak schließen und daraus unter Umständen die Hauptrichtung des durchlaufenden Stroms ent 
nehmen. 
4. Man achte auf die Möglichkeit rasch ziehender Teiltiefe.
	        
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