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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte — 54. Band. Nr. 4
am Morgen des 17. noch weiter gesunken, während die südliche und mittlere Ostsee erst jetzt abnehmend Stärke 5
erreicht hat.
Das Jütland-Tief liegt bereits in der Frühe des 15. so, daß man von Tiefgebiet IV nicht mehr sprechen
kann. Nur Skagens Rev (S 2,0) und Schultz’ Grund (SW 1,0) zeigen noch klaren Ausstrom. Bei den übrigen
Feuerschiffen beginnt bereits das Schwanken der Stromrichtung bei geringen Geschwindigkeiten; Skagens Rev,
Laeso Trindel, Laeso Rende und 0ster Flak haben fast beständig Ausstrom mit mittleren Geschwindigkeiten außer
Skagens Rev, wo am 15. bei NE-Wind 9 ein SE-Strom mit 3,5 sm/h läuft. Weiter südlich: in Anholt Knob
(Höchstgeschwindigkeit 2 sm/h), Lappegrund (4,0), Drogden (1,0), Oscarsgrundet (1,6), Halskov Rev (2,5),
Fehmarnbelt, Gjedser Rev (2,5 mit Unterbrechungen) herrscht Einstrom. Schultz’ Grund fällt ganz aus dem
Rahmen heraus: Es hat Ausstrom, aber nicht mit der sonst überwiegend benutzten SW-Richtung, sondern S-Strom
mit 1,0 sm/h bei N-Wind 9. Diese Stromverhältnisse sind wohl folgendermaßen zu erklären:
Aus dem nördlichen Kattegat treibt der Wind mit starker östlicher Richtung das Wasser in das Skagerrak,
es entsteht Ausstrom. Im südlichen Teil wirken aber für den Einstrom mehrere Tatsachen zusammen:
1. Infolge der Nähe des Tiefs herrscht in der südwestlichen Ostsee der geringste Luftdruck des Gebiets (also
Begünstigung durch Luftdruckunterschied).
2. Die SW-Winde an der deutschen Küste befördern einen weiteren Einstrom in die Ostsee hinein.
3. Als aber nur rein örtlich wirkender Punkt kommt der den Einstrom fördernde Sturm im Gebiet selbst hinzu.
Dieser Zustand ungleicher Stromrichtung im Gebiet kann sich nicht lange halten. Am 17. herrscht über
all Einstrom.
Dieses Beispiel für die Straße IVb ist insofern günstig, als es sich verhältnismäßig langsam mit einem zu
nächst wenigstens kräftigen Tief entwickelt. Dadurch wird es möglich, die Stromverhältnisse zu erklären. Meist
handelt es sich aber bei der Straße IVb um Teiltiefe mit einer größeren Zuggeschwindigkeit. Es leuchtet ein, daß
dann vom Strom nicht mehr zu bemerken ist als ein häufiges und schnelles Kentern, glücklicherweise meist bei
geringeren Stromgeschwindigkeiten als den hier gefundenen.
Ergebnisse des Anhangs
Untersuchungen von 38 Fällen, wie sie hier an 3 Beispielen gezeigt sind, haben Folgendes ergeben:
Für den im Hauptteil angewandten Luftdruckunterschied Nordsee—Ostsee ist sinngemäß der
Unterschied der Abteilungen zu setzen, bald West—Ost, bald Mitte—Ost. Auffällig ist die gute Übereinstimmung
zwischen den Luftdruckverhältnissen im Umkreis unseres Gebietes und dem Strom. Oft zeigen überhaupt erst die
Luftdruckverhältnisse der einzelnen Abteilungen und ihr Unterschied die rechte Art, die Wetterkarte für die Zwecke
der Strombestimmung zu betrachten. Da nun der Luftdruckunterschied der Urheber allen Windes ist, so möchte
ich die Übereinstimmung zwischen Luftdruckunterschied und Strom folgendermaßen erklären:
Bei der meist schnellen Änderung der Wetterverhältnisse müssen ihre Wirkungen auf den Strom schnell
erfolgen, damit sie sich merkbar entwickeln können. Deshalb kann in den meisten aller Fälle, in denen der Ober-
fiächenstrom in unserem Gebiet von Wettererscheinungen erzeugt ist, nur der Wind der Anlaß dazu sein. Die Art
des Windes läßt sich aber besser als von einem Netz von Beobachtungsstationen mittelbar aus den Luftdruckver
hältnissen schließen. Der Luftdruckunterschied läßt nicht nur die Stärke des Windes erkennen, sondern auch die
Bewegung gerade der für unser Gebiet wichtigen Tiefe und damit die Folge der Windrichtungen. Für eine merk
bare unmittelbare Wirkung des Luftdruckunterschiedes ist in den meisten Fällen die jeweils verfügbare Zeit zu
gering. Ausnahmen sind die beständigen Wetterlagen, die nur bei Ausstromwetter Vorkommen. Dort unterstützt
mehr oder weniger der Luftdruckunterschied den ungezwungenen Ausstrom unmittelbar.
Für die Wirkung des Windes sind die Verhältnisse in den Zugangsstraßen ausschlaggebend, im Skager
rak und in der westlichen und auch noch mittleren Ostsee (vgl. S. 15). Es kommt infolgedessen für den Wind auf
die Stärke seines westlichen oder östlichen Anteiles an. Deshalb ist bei Einstrom für die nördlicheren Zugstraßen
der „Sprung nach Finnland“ am Haupttage wichtig: Er veranlaßt in unserem Gebiet das Drehen der Isobaren
nach rechts und des Windes nach NW. Ein entscheidender jeweils örtlicher Einfluß des Windes in
Kattegat und Beltsee auf den durchlaufenden Strom ist dort in der überwiegenden Zahl der Fälle nicht
vorhanden. Damit ist eine gelegentliche örtliche Förderung des Stromes durch den dortigen Wind nicht abge
stritten. Meistens aber bilden Strom- und Windrichtung Winkel von 90°—180°, und es scheint manchmal der
Widersinn vorhanden, als wenn der Strom örtlich begünstigt würde durch einen Wind, der aus genau entgegen
gesetzter Richtung kommt. Z. B. veranlaßt bei Ausstromwetter reiner S-Wind in der westlichen Hauptrinne des
nördlichen Kattegats Gegenstrom, d. h. Einstrom. Eine Ausnahme zeigt sich für NW-Wind im Kattegat bei Ein
strom. Diese Windrichtung ist für Einstrom günstig eben nur örtlich in Kattegat und Beltsee. Trotzdem läuft
bei genügender Windstärke ein allgemeiner Einstrom, da gerade diese Windrichtung den entsprechend nötigen
Strom in den Zugangsstraßen unseres Gebiets nicht wesentlich behindert. Die Abstreitung örtlicher Windbeeinflussung
auf den durchlaufenden Strom widerspricht nicht den Tatsachen, auf Grund derer wir uns beim Ausstrom häufig
nach dem Wind in Kopenhagen gerichtet haben.
Der Strom folgt in den meisten hier behandelten Fällen den Hauptrichtungen, wie sie in Tabelle 5 an
gegeben sind. Jedoch ist zu beachten: Laeso Trindel nach E und 0ster Flak nach W können so sehr von der