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Full text: 54, 1935/36

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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte — 54. Band, Nr. 4 
F. Anhang 
Die 3 Fälle, die hier als Beispiel für die feineren Untersuchungen dienen, unterscheiden sich von der Be 
handlung im Hauptteil durch die genauere Auswertung von wesentlich mehr Beobachtungen. Die Angaben der 
meteorologischen Jahrbücher (21) müssen aber zur Vergleichbarkeit mit denen des Hamburger Wetterberichtes 
umgerechnet werden. Der Luftdruck wird folgendermaßen untersucht*: Unser Gebiet (im weitesten Sinne) 
ist in drei Abteilungen von Stationen aufgeteilt, zu denen gelegentlich noch eine vierte kommt (s. Karte 8). Für 
jede wird das Mittel aus den Barometerständen je eines bestimmten Zeitpunktes gebildet. Bei den einzelnen Abtei 
lungen sind herangezogen: 
West: Aberdeen, Tynemouth, Skudenes (oder Utsire), Hanstholxn 
Mitte: Kopenhagen, Hammershus, Swinemünde, Kiel 
Ost: Stockholm, Helsingfors 
Nord: Haparanda, Hemösand. 
Der Luftdruckgradient ist nach den Wetterkarten sorgfältig geschätzt. Für Beurteilung des Stromes ist die 
Jacobsensche Tabelle (s. Tabelle 5) herangezogen worden. 
1. Einstrom 
Gruppe E Ia/Va (Tief: Nordskandinavien, Hoch: Italien) 
Beispiel vom 3. November 1922 (zu S. 11, dazu Karte 9) 
Am 1. November, 8 Uhr, besteht parallel zur skandinavischen Küste südlich Island eine Tiefdruckrinne von 
Irland—Schottland her, die von Europa durch gradlinige Isobaren mit dem starken Gradienten von 3 mm abge 
trennt ist. Im Inufe des 1. November kommt es in der Tiefdruckrinne zur Bildung eines kräftigen Tiefs, dessen 
Druck im Kern schnell auf 720 mm sinkt. Es liegt noch bis in den 2. November an der Grenze von Tiefgebiet I 
und IV westlich Skandinavien. Es herrscht also Ausstromwetter. Am Vormittag des 2. beginnt das Tief zunächst 
sehr langsam die Zugstraße Ia nach NE zu wandern und liegt am Haupttage (3. November, 8 Uhr) mit 725 mm 
in 65° NB, 11° EL. Der Gradient, der noch am 2., 19 Uhr, in unserm Gebiet fast 4 mm betragen hatte, ist aller 
dings am Haupttage auf nur noch etwas mehr als 3 zusammengesunken. Der Einfluß des Tiefs reicht am Haupt 
tage südlich von unserm Gebiet bis etwa 52° NB. Während das Tief auf der Straße Ia zieht, ändert sich die west 
östliche Isobarenrichtung nicht in unserm Gebiet. — Der Luftdruck verteilt sich folgendermaßen: 
Abtlg. 
1. 8 Uhr 
1. 19 Uhr 
2. 8 Uhr 
2. 14 Uhr 
3. 8 Uhr 
3. 19 Uhr 
West 
753,0 
744,2 
743,9 
745,5 
744,0 
743,2 
Mitte 
763,0 
753,2 
744,6 
747,5 
749,9 
746,9 
Ost 
762,8 
757,2 
747,9 
744,4 
748,7 
750,4 
Der Unterschied zwischen 1. 8 Uhr und 19 Uhr zeigt, wie sich das Tief entwickelt. Am 2. nach 8 Uhr wird der 
Unterschied West-Ost positiv. Am 3. ist das Gefälle schwächer geworden. Der Druck im Osten steigt an, West- 
Ost ist am Haupttage wieder negativ, während Mitte-Ost um 8 Uhr noch positiv ist. Der Grund dafür: Schon am 
3. 8 Uhr erscheint südwestlich Irland ein neues Tief, das noch im Laufe des Tages sehr südlich die Straße IVb 
(S. 29) einschlägt. Am Nachmittage des 3. sinkt auch in der mittleren Abteilung der Druck. Es ist nun die Frage, 
welches Tief für den Strom in unserem Gebiet entscheidend wird. 
Der Wind spielt am 1. überall um südliche Richtungen, zunächst mit Stärke 3—4, abends im Westen 
plötzlich auf 7—9 anschwellend. Die Grenzstationen sind am Morgen des 2. vorübergehend wieder schwächer ge 
worden, aber die Feuerschiffe bleiben zunächst bei Stärke 7 und drehen allmählich bis nach W. Am 3., am Haupt 
tage, läßt hier der Wind bei immer gleicher Richtung aus WSW allmählich bis 5 Bft. nach; aber in der mittleren 
Ostsee weht es jetzt mit Stärke 7—8 aus SW. Der Wind entspricht also dem Fortschreiten des Tiefs. Von dem auf 
Straße IV anrückenden neuen Tief läßt der Wind in unserm Gebiet nichts merken. 
Der Strom ist am 1. ein regelrechter Ausstrom. Er kentert in Schultz’ Grund zwischen 8 Uhr und 12 Uhr, 
d. h. in der Zeit, wo das Tief sich in Bewegung setzt, der Luftdruckunterschied Nordsee—Ostsee positiv wird und 
auch der Wind sich etwas dreht. Der Strom schwillt in Schultz’ Grund weiter an bis 3,0 sm/h am Haupttage und 
nimmt dann wieder ab im selben Zeitmaße wie der allerdings mehr abflauende Wind. Dabei kommt der Wind 
aus WSW, der Strom aus E. Das neue Tief am Anfang der Zugstraße IVb bleibt auf den Strom also wie auch noch 
auf den Wind in unserm Gebiet ohne Wirkung. Daraus dürfen wir folgern: Scheinen zwei Tiefe in gleicher 
Weise maßgebend für unser Gebiet, so ist die Entscheidung für die Wirksamkeit des einen oder anderen Tiefs auf 
den Strom nach dem Wind in unserm Gebiet zu treffen. 
Bezüglich des Kenterns verhalten sich alle Feuerschiffe gleich. Nur in Skagen fließt ein Strom schon um 
Mitternacht 1./2. November, während die Stationen südlicher als Schultz’ Grund einige Stunden später kentern. 
Der Höchstwert der Geschwindigkeit (Tabelle 6) wird meist schon am Nachmittag des 2. erreicht. Gjedser Rev, 
Fehmambelt, Adlergrund lassen eine größere Strombeschleunigung vermissen. Das entspricht der Tatsache, daß 
die deutsche Küste der südwestlichen Ostee merkwürdig schwachen Wind von 2—3, höchstens 4 Bft. aufweist. 
Diese Art geht auf Martin Knudsen (3) zurück.
	        
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