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Full text: 54, 1935/36

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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte — 54, Band, Nr. 4 
dem bringt die Zentrallage eindeutig Ausstrom. Es handelt sich hier, ähnlich wie beim Tiefgebiet VI (S. 19), um 
„ungezwungenen“ Strom und damit Ausstrom, d. h. der Strom steht nicht unter dem Zwang des Wetters. Er läuft 
sogar gegen (allerdings schwachen) Einstromwind. Im Tiefgebiet VI ist durch. das Tief im Westen dem Hoch und 
dem Wind ein bestimmter Grundzug und eine Neigung nach W gegeben. Dadurch wird der ungezwungene Strom 
(Ausstrom) in seinem Streben unterstützt und straffer zusammengehalten. Der Einfluß des Tiefs ist auch in der 
Gruppe A VHI/IIIa gering. Aber bei ihr liegt das Hoch so weit nördlich, daß unser Gebiet nicht mehr ganz ins 
Hochdruckgebiet fällt. Es leidet vielmehr unter den ungünstigen Verwicklungen, die sich an der Grenze des 
Hochdruckgebiets eines wenig beschränkten und eingeengten Hochs ergeben. Beide, die für den Ausstrom günsti 
gen Bedingungen des Tiefgebiets VI wie die ungünstigen des Tiefgebiets VIII fallen bei der Zentrallage fort. 
Der Strom ist hier wahrhaft ungezwungen, oder der Zwang ist doch so klein, daß er am Strom nicht 
bemerkbar ist. Es kostet einige Zeit, bis die Stromgeschwindigkeit ihren Höchstwert erreicht hat. Allein die letzte 
Stufe der Entwicklung dauert ein bis zwei Tage. Der Höchstwert verdient kaum diesen Namen, denn er ist fast 
nicht mehr als ein Primus inter pares. Der Strom ist zwar überall gleichmäßig, aber schwach. Ein Teil des Ge 
bietes hebt sich aus den übrigen heraus: der Sund. Lappegrund kann bis zu 3,0 sm/h haben. Damit bestätigt sich 
eine alte Erfahrung, daß der ungezwungene Strom cum sole von seiner Bahn abzuweichen sucht (siehe dazu be 
sonders Ekmann; die letzte Zusammenfassung seiner Theorie in [5]) und damit der Sund vom Ausstrom bevor 
zugt wird. Da die Wetterlage schon einige Zeit besteht, wenn der stärkste Strom erreicht ist, so nimmt in der 
Hälfte der Fälle die Stromgeschwindigkeit schnell ab, weil sich das Wetter ändert. Ob der Strom später kentert, 
hängt von dem Verhalten des neu heranrückenden Tiefs ab. Besonders kräftig anziehende Tiefe beeinflussen den 
Strom schon, wenn sie zunächst scheinbar nur das Gefälle verändern. 
Allgemeine Ergebnisse für den Ausstrom 
Die für den Einstrom bewährte Einteilung der Fälle nach Zugstraßen der Tiefe läßt sich beim Ausstrom 
nicht durchführen. Vielmehr bringt die Aufteilung des Erdteils in Tiefgebiete auf Grund einer Karte ähnlich der 
Karte 4 die verwandten Fälle zusammen. Sie ist nur möglich infolge einer Eigenschaft der Tiefe, die den Aus 
strom kennzeichnet: Die Tiefe bewegen sich zwar, aber mit geringer Geschwindigkeit und ohne strenge Beziehungen 
zu den allgemeinen Zugstraßen. In vielen Fällen darf man sogar sagen, das Tief liegt fest. Eine Ausnahme macht 
erstens die Straße Va (vgl. S. 6 unter 3), die zwar erkennbar ist, aber so langsam verfolgt wird, daß es wie bei den 
anderen Fällen des Ausstroms zwecklos ist, den Ort des Tiefs am Vortage zu beachten. Eine weitere Ausnahme 
macht jener merkwürdige Teil der Gruppe A I/IIIa, wo zum Haupttage sich die Tiefe nach N von Gebiet II nach I 
über die Grenze schieben. Für eine Anzahl von Fällen reicht die Einteilung nach Tiefgebieten nicht aus. In 
einer Gruppe liegen im Nordwesten und im Süden bis Südosten zwei auf den Wetterkarten anscheinend gleich 
wertige Tiefe gegenüber: die Wetterlage Ulk. In einer zweiten Gruppe ist ein Tief überhaupt nicht vorhanden: 
in der Gruppe Hochgebiet II. 
Das Wesentliche im Wetterbild des Ausstroms ist das Hoch im Norden oder im Osten des Erdteils. Das 
H o c h g e b i e t III ist das häufigste. Es kommt besonders im Frühjahr vor, lila im April und Mai, IHb mehr 
im März und April. -— Fast gleiche Häufigkeit bei allerdings größerem Gebiet zeigt das Hochgebiet IVa, 
verteilt sich aber nur auf wenige Tiefgebietsgruppen. Für das Tiefgebiet IV liefert es fast die Hälfte aller Fälle. 
Alle Gruppen mit östlicheren Tiefgebieten fallen für dieses Hochgebiet aus, dessen Hoch häufig, das Gebiet über 
schreitend, den ganzen Osten Europas überdeckt. Das jahreszeitliche Vorkommen ist stark auf den frühen Winter 
beschränkt. — In weitem Abstand folgt Hoch gebiet Ib, das sich im wesentlichen nur mit Tiefgebiet VIII 
verbindet, mit der größten Häufigkeit im Frühling (van Bebber, 2a, S. 9 gibt Juni an). Zu erwähnen sind noch 
das Hochgebiet II, das rein wetterkundlich gesehen vor allem den Sommer bevorzugt, hier über das ganze Jahr ver 
teilt erscheint, und die Wetterlage IHk, die im Mai etwas häufiger ist als im übrigen Jahr. — Alle anderen Hoch 
gebiete sind von minderer Bedeutung. — Der Druck im Kern der Hoche beträgt meistens 770—780 mm; 790 mm 
kommt nur mit Tiefgebiet VIII vor. 
Ist das Hoch im Nordosten der wesentlichste Teil des Ausstromwetterbildes, so hat auch das Tief seine 
große Bedeutung. Von ihm hängt der Strom in allen weiteren Eigenschaften außer der allgemeinen Richtung 
(Ein- oder Ausstrom) wesentlich ab. Die allgemeine Übersicht über die Lage von Hoch und Tief bei sämtlichen 
Ausstromfällen gibt Karte 4. Sie weist eine deutliche Scheidung der Hoch- von den Tiefgebieten auf, die durch eine 
quer über den Erdteil verlaufende Linie gekennzeichnet wird. Sie verfolgt zunächst die skandinavische Küste, 
schneidet Jütland und Seeland und zieht dann östlich der Oder nach der Westecke des Schwarzen Meeres. Die 
Karte zeigt ferner, daß die Streuung der Hochdruckkerne geringer ist als die der Tiefe, die sich über einen weit 
größeren Raum verteilen. Dieser muß infolgedessen in sehr viel mehr Tief- als Hochgebiete unterteilt werden 
(Karte 2). Daraus folgt die Mannigfaltigkeit der Beziehungen zwischen Hoch und Tief und die entsprechende 
Anzahl verschiedenen Stromverhaltens. 
Man kann die Tief gebiete im wesentlichen zu drei großen Abschnitten zusammenfassen: 
1. Die Tiefgebiete V, IX, X und vom Tiefgebiet VIII die Untergruppe A VHI/Ib. Bei diesen Gruppen liegt das 
Hoch mehr im Norden und Nordwesten des Erdteils (als im Osten bei den anderen Tiefgebieten). Das Tief
	        
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