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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte — 54. Band, Nr. 4
Hoch so kräftig, daß der Angriff des Tiefs abgeschlagen wird und der stärket Strom länger anhält bis zu 7 Tagen.
Das Tief im Süden ist niemals wichtig für den Strom, auch dann nicht, we*m es sehr kräftig einem schwachen
Hoch gegenübersteht und den oben erwähnten gebogenen Isobarenverlauf veranlaßt. Es entsteht dann Ausstrom,
der aber schwach bleibt, höchstens örtlich gelegentlich etwas anschwillt.
Von sonstigen Hochgebieten ist noch IVa (Mittelrußland) erwähnenswert. Die allgemeine
Wetterlage ist unsicher. Über der Ostsee ereignen sich anscheinend schnell vorüberziehende Ungleichmäßigkeiten,
die schlecht zu erfassen sind. In der Beltsee entsteht ein Ausstrom, der in ganz kurzer Zeit etwas anschwillt (bis
etwas über 2,0 sm/h in Schultz’-Grund) und ebenso schnell wieder zurüdcgeht, so daß innerhalb längstens
24 Stunden der Fall erledigt ist.
Tiefgebiet VII (Mitteleuropa)
(Vgl. Wetterlage Ulk S. 25)
Die Mehrzahl der im ganzen nur 9 Fälle gehört zum Hochgebiet lila (Nordskandinavien). Ganz
besonders in dieser Gruppe läßt sich das Hoch aber nicht auf einen so kleinen Kaum beschränken. Es reicht
nach Ib wie nach IHb hinüber, so daß die Einteilung sogar zweifelhaft werden kann. Der Druck beträgt immer
772 bis 775 mm, dem im Tief meist 750 bis 760 mm gegenüberstehen. Dessen Standort ist in jedem Teil des
Gebiets möglich. Da sich darüber nur eine so geringe Anzahl von Fällen verteilt, so liegen die Tiefe sehr ver
streut. Aus den Druckwerten der Kerne ergibt sich schon, daß das Gefälle nicht stark sein kann. Je nach der Lage
des Tiefs schwankt die Richtung der Isobaren von W-NW bis NW-N nach E, und unser Gebiet ist etwa das
Grenzland. Eine scharfe Grenze zwischen Hoch und Tief ist selten. Der Druckunterschied zwischen Nord- und
Ostsee beträgt im Mittel —10 mm.
Der Wind ist entsprechend mäßig und erreicht am Haupttage Stärke 3 bis 5, am Vortage häufig ebenso
viel. Auszunehmen sind die wenigen Fälle, in denen das Tief sehr nördlich im Gebiet, aber außergewöhnlich
südlich auf der Bahn, Zugstraße IVb benutzt (vgl. Tiefgebiet V S. 22 f.). Dann wird Stärke 9 erreicht, jedoch fällt
der Haupttag erst in die Zeit, wenn das Tief genau im Gebiet liegt, so daß sich auch 'hier wie sonst in der Gruppe
Wind zwischen E und NNE einstellt.
Der Strom ist in der Beltsee sehr stark und erreicht bei Schultz’ Grund mit 4,0 sm/h die für Aus
strom höchsten Werte. Im nördlichen Kattegat ist die Geschwindigkeit manchmal etwas geringer. Das
ist wahrscheinlich durch den Wind bedingt, der immer in Skagen schwächer ist als in Kopenhagen; besonders in
den Fällen, in denen ein kräftiges Tief auf der nach S verschobenen Zugstraße IVb zieht und Skagen infolgedessen
schon etwas entfernt ist vom Kern. Das Anwachsen und Abnehmen der Stromstärke geschieht immer — auch in
den Fällen der südlichen Straße IVb •— allmählich und stetig innerhalb einer langen Ausstromzeit, während der
das Hoch fest im Nordosten steht. Die Höchstwerte der Stromgeschwindlgkeit selbst können bis zu 3 Tagen
anhalten. Die ganze Lage ist mit Tiefgebiet VI eng verwandt. Ein Unterschied besteht — abgesehen wieder von
den Fällen der Straße IVb, die im Tiefgebiet II unmöglich sind — in der Wirkung des Windes.
Diese Bemerkung gilt nicht für die übrigen Hochgebiete Ib und IHb, die in der Gruppe Tief
gebiet VII noch Vorkommen. Obwohl auch bei ihnen Schultz’ Grund 3,0 sm/h erreicht und nie unter 2,5 sm/h, so
ist doch im ganzen der Strom um ein kleines schwächer, wenn auch immer noch stark. Besonders beim Hoch
gebiet Ib zeigt der Haupttag den natürlichen Höhepunkt einer ruhigen Ausstromzeit, die durch ein festes und
sicheres Hoch bedingt ist. Diesem Hoch steht ein wenn auch flaches, so doch nicht bedeutungsloses Tief gegenüber.
Tief gebiet V (deutsche Ostseeküste).
Mit 7 Fällen gehört dieses Gebiet zu den seltensten. Dos Hoch spielt hier eine weniger große Rolle, als
wir das vom Ausstrom im allgemeinen gewohnt sind. Für das Hochgebiet lila (Nordskandinavien) steht
es noch am günstigsten. Mit 770 bis 775 mm liegt das Hoch dann in etwa 62° bis 63° NB sehr fest. Auch ein
Hochdruckrücken über Skandinavien bis nach Großbritannien ist möglich. Bei sonstigen Hochgebieten Ia, Ib, IVa
liegt das Hoch weit außerhalb der bisher bekannten Standorte und ist im Abbröckeln. Der Druck erreicht manch
mal nicht einmal 760 mm. Südlich des Hochs in unserem Gebiet folgen die Isobaren der Richtung der Ost
see, so daß ein Luftdruckunterschied Nordsee—Ostsee nicht vorhanden ist. Südlich unseres Gebietes liegt das Tief
und zwar mindestens östlich von 15° EL, niemals nördlich der deutschen Küste, sondern stets
über dem Lande in einigem Abstand von ihr. Es sind oft Teiltiefe, deren Druck manchmal sogar 760 mm nicht
unterschreitet. Solche ziehen meist schnell durch das Tiefgebiet V und beeinflussen den Wind nur kurze Zeit.
Andere weisen vollgültige Haupttiefe auf, die aber vom Hoch abgewiesen werden und deshalb festliegen. Der
Wind erreicht in allen Fällen wenigstens für kurze Dauer, die zwischen zwei Beobachtungszeiten der Stationen
liegen kann, 5 bis 6 Bft. Die Richtung ist mehr nördlich als östlich. Das gilt gleichmäßig für alle Stationen
unseres Gebietes.
Der Strom ist im allgemeinen nur mäßig, kann aber örtlich stärker werden oder auch, wie häufig in
Anholt Knob und Gjedser, schwächer. Bei der Gruppe Hochgebiet lila fließt er jedoch gleichmäßig. Entsprechend
der Veranlassung durch ein Tief, das nicht besonders stark und fest ist, springt der Strom innerhalb weniger
Stunden auf die höchste Geschwindigkeit (unstetiges Schwanken ist selten). Dieser Höchstwert hält sich nicht
lange, und innerhalb längstens zweier Tage ist der Strom abgeflaut. Kennzeichnend ist also für das Tiefgebiet V
ein abbauendes Hoch und ein Tief oder Teiltief, das über die deutsche Ostseeküste hinwegzieht. Dieses läßt dann