Dr. Walter Manegold: Die Wetterabhängigkeit der Oberflächenströmungen in den Pforten der Ostsee
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Gruppe E Ia/Vb
Zugstraße Ia, Hoehgebiet Vb (Spanien)
Der Druck der Tiefe beträgt nur 725 mm im Mittel, während die Hochdruckgebiete in Südwesteuropa über
775 mm nicht hinausgehen. Die Isobaren sind nach S schwach gekrümmt, und der Luftdruckunterschied
Nordsee—Ostsee ist immer gering. Der Wind bläst überwiegend aus SW T in der westlichen Ostsee, in Skagen aus
W oder WNW. Die Stärke ist in allen Fällen 6 Bft oder höher, wenigstens auf einer der drei Stationen Skagen,
Hammershus oder Wisby. In Kopenhagen erreicht er höchstens Stärke 5. Der Strom schwillt entweder lang
sam an oder langsam ab. Ein zweimaliges rasches Kentern erfolgt nur ganz selten, wenn z. B. zwei starke Tief
kerne unmittelbar hintereinander folgen. Obgleich Schultz’ Grund über 2,5 sm/h nicht hinauskommt, ist sonst,
besonders im Kattegat, der Strom sehr stark. Die Geschwindigkeit erreicht Werte, die bei keiner Zugstraße über
troffen werden. Aus der Betrachtung der Windverhältnisse allein ist das kaum zu erwarten.
Gruppe E Ia/Va
Zugstraße Ia, Hochgebiet Va (Italien)
(Vgl. Beispiel 1 im Anhang S. 30)
Dadurch, daß das Hoch weiter im Süden liegt, ist in unserm Gebiet das Luftdruckgefälle meist schwach.
Die T i e f kerne haben einen Druck von 730 bis 735 mm, während das Hoch nur in einem von 9 Fällen 775,
sonst nur 770 mm erreicht. Die Isobaren, immer nach N hohl, sind verschiedenartig gekrümmt vom scharfen
Knick bis zum geraden Verlauf W—E. Ein Luftdruckunterschied Nordsee-Ostsee besteht nicht. Beim Wind ist
bemerkenswert, daß in Skagen WSW vorherrscht und eine nördliche Richtung kaum vorhanden ist. WSW-Wind
haben besonders auch Hammershus und Wisby. In der Windstärke ergänzen sich diese beiden Stationen oft:
Wenn auch nicht beide starken Wind über 6 Bft zeigen, hat ihn doch immer eine von ihnen, während in Skagen in
5 von 9 Fällen die Stärke über 5 Bft nicht hinauskommt.
Der Strom ist, wie bei diesen uneinheitlichen Windverhältnissen erklärlich, im allgemeinen nur mäßig;
besonders das nördliche Kattegat (im Gegensatz zu Skagen) erreicht keine starken Ströme. Sie bleiben alle unter
1 sm/h. Infolge der zögernden Fortbewegung und nördlichen Lage des Tiefs entwickelt sich auch im übrigen
Gebiet der Strom langsam. Eine Ausnahme machen die wenigen Fälle, bei denen ein kräftig ausgebildetes
Tief nördlich Skandinavien genau parallel der Küste zieht. Infolge der günstigen Windverhältnisse besonders in
der westlichen Ostsee kentert der Strom plötzlich zum Einstrom, wenn das Tief etwa 59° NB erreicht hat, schwillt
rasch an und hält sich entsprechend der Zuggeschwindigkeit des Tiefs.
Gruppe E la/IVb
Zugstraße Ia, Hochgebiet IVb (Balkan)
Das Tief liegt in dieser Gruppe etwa am Polarkreis. Das Luftdruckgefälle ist in unserm Gebiet schwach
infolge des weit entfernten Hochdruckkernes. Der Wind bläst überall aus SW mit höchstens Stärke 5. Der
Strom ist überall mäßig, in Schultz’ Grund plötzlich ebenso schnell an-, wie abschwellend, im nördlichen
Kattegat meist sehr schwach (Skagen beobachtet Wind SW 3—4!).
Gruppe E Il/Vb
Zugstraße II, Hochgebiet Vb (Spanien)
Nachdem wir mit der zahlreichsten Gruppe E Ib/Vb angefangen und dann die Zugstraße I weiter nach
Norden verfolgt haben, kommen wir jetzt südwärts zu der nächst zahlreichen Gruppe. Unter 26 Fällen sind es nur
12, die wirklich alle Bedingungen dieser Gruppe erfüllen. Das Tief liegt im Raum der Aalandsinseln und des
Finnischen Meerbusens, etwa auf 60° NB und zwischen 21° und 28° EL. Dieser Standort am Haupttage ist also
noch enger umgrenzt als bei der Gruppe E Ib/Vb; auch hier haben die Tiefdruckkerne den Weg über die Ostsee
bis zum Haupttage zurückgelegt. Jedoch ist diese Regel nicht mehr so ausschlielich gültig wie bei den bisherigen
Gruppen. In 3 Fällen (12%) ist es nicht geschehen. Dabei besteht entweder eine Ähnlichkeit mit Zugstraße IVa,
oder das Tief hat zwei Kerne, von denen aber doch der eine in Finnland angelangt ist. Der Luftdruck im Kern
braucht nicht mehr so niedrig zu sein. Er kann bis 752 mm betragen und zeigt am häufigsten 745—740 mm.
Häufig ist ein Druckanstieg, bis zu 15 mm, schon am Vortage bis zum Haupttage erfolgt. Andererseits ist einige
Male bis zum Haupttag noch Druckfall zu verzeichnen. Außergewöhnlich geringer Druck, wie er sich in dieser
Gruppe mit 715 mm findet, bedingt aber durchaus nicht den stärksten Strom. Das Hoch in Südwesteuropa hat
770—775 mm Druck; doch kommen 2mal 760 und lmal 780 mm vor. In der Isobaren richtung ist zu unter
scheiden zwischen ungefähr geraden W—E-Isobaren, nördlich deren das Tief zieht, und den gebogenen, die nörd
lich nach N oder NE offen das Tief, im S nach SW offen das Hoch enthalten. Solche Fälle zeigen eindeutig
Tiefe, die meist schnell vorbeiziehen, während die W—E-Isobaren zur Bildung von Tieffamilien neigen. Diese