Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte — 54. Band» Nr. 4
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Strom. Hier aber erscheinen an dem Mitteleuropa beherrschenden Hoch Randstörungen, die sich genau so ver
halten, wie die Tiefe in den übrigen Fällen der Zugstraße, so daß die Wetterlage nicht mehr ganz fest ist. Der
Strom bleibt im Kattegat mäßig und schwillt in Skagen und in der Beltsee schnell an und ab (vgl. im Ausstrom
Hochgebiet II, S. 25 f.).
Gruppe E Ic/Vb
Zugstraße Ic, Hochgebiet Vb (Spanien)
Auch hier wieder ist am Vortage das Tief von der Straße Ia abgebogen und hat Nordfinnland—Kola
nördlich des Bottnischen Golfes erreicht. Zum Unterschied gegen Ib sind die Tiefdruckkerne flacher (735 bis
745 mm) und haben auch seit dem Vortage an Druck nicht mehr abgenommen. Die Hoch druckkerne in Süd
westeuropa zeigen Drucke zwischen 765 und 782 mm, sind also sehr verschiedenartig. Die Isobaren zeigen
nur geringe Krümmung (nach NNE hohl), zumal der Tiefkem von unserem Gebiet schon ziemlich weit entfernt
ist. Der Luftdruckunterschied Nordsee—Ostsee schwankt im Mittel zwischen 10 und 15 mm. Sowohl in Skagen
wie in der westlichen Ostsee herrschen NW -Winde vor. In 3 von 8 Fällen hat Skagen W-Wind Stärke 4,
während die restlichen NW-Winde doppelt so stark sind.
Der Strom ist niemals überall stark, sondern nur immer an einer Stelle des Gebiets, aber dort ganz
besonders. Die Erklärung ist darin zu suchen, daß für eine ganz unmittelbare Wirkung das Tief von unserem
Gebiet schon zu weit entfernt liegt. Es wirken vielmehr kleine Nebenäußerungen, z. B. stößt das Hoch mit einem
Ausläufer nach NE vor. Infolgedessen ändert sich der Strom in Richtung und Stärke plötzlich. Es ist aber auch
in dieser Gruppe auf die Ausnahmen der Tieffamilien zu achten, die wir schon besprochen haben (vgl. E Ib/Va
Seite 9).
Gruppe E Ic/Va
Zugstraße Ic, Hochgebiet Va (Italien)
Diese Gruppe steht in der Mitte zwischen E Ib/Va und E Ic/Vb. Den Sprung der Tief kerne beob
achten wir nicht mehr nach E oder SE, sondern auf der eigentlichen Ic-Straße nach NE. Dabei werden die
Drucke meist ein wenig stärker. Entsprechend der nördlichen Lage des Tiefs erstreckt sich das südliche Hoch
oft bis nach Mitteleuropa hinein. Dabei kann es sich auch um eine abbauende Zentrallage (Hochgebiet II)
handeln (vgl. dazu oben Gruppe E Ib/II). Der Luftdruckunterschied Nordsee—Ostsee ist ganz gering oder gar
nicht vorhanden.
Der Wind aus meist westlichen bis südwestlichen Richtungen ist in Hammershus auffallend schwach,
in Wisby besser mit Stärke 6. Skagen kann diese Stärke erreichen, bleibt aber meist bei 3—5 Bft. Im allgemeinen
herrscht infolgedessen selten mäßiger, meist schwacher Strom. Nur wenn außer Wisby auch die übrige öst
liche Ostsee Wind bis 8 und 9 Bft hat, bewährt sich wieder dessen saugende Kraft trotz schwachen Windes in
Skagen (S. 9).
Gruppe E Ic/Ia
Zugstraße Ic, Hochgebiet Ia (Britische Inseln)
Diese Gruppe besteht aus 6 Fällen, die alle nach dem Jahre 1918 liegen, und ähnelt oft der Straße Ia.
Das Hoch über Nordwesteuropa (alle Fälle 775 mm) veranlaßt gerade über unserm Gebiet ein starkes Gefälle, wenn
gleich der gesamte Luftdruckunterschied Nordsee—Ostsee nur zwischen 5 und 10 mm liegt. Die westliche Ostsee
zeigt mehr NW-Wind als W-Wind ohne alle anderen Richtungen, Skagen ausschließlich W-Wind. Infolge des
Luftdruckgefälles ist auch der Wind in Hammershus und Wisby o d e r in Skagen kräftig (6—9 Bft). Der S t r o m
ist stark, an einzelnen Stellen ganz besonders, vor allem im nördlichen Kattegat, dann auch im Sund und in der
Beltsee. Meist hält die Wetterlage und der Strom etwas länger an (1—2 Tage), nachdem sie ganz plötzlich ein
gesetzt hat.
Zugstraße Ia
Unter Zugstraße Ia seien die Fälle zusammengefaßt, deren Tiefe im Nordwesten des Erdteils und der
skandinavischen Küste liegen, also Tiefe, die um Island in den Bereich der europäischen Wetterkarte getreten
sind und außerhalb des Festlandes bleiben. Später werden wir von ähnlichen Fällen hören, wo Teiltiefe für unser
Gebiet wichtig werden. Hier aber handelt es sich um Fälle, die lediglich auf den Haupttiefen beruhen. Damit
diese, die doch von unserem Gebiet weit entfernt sind, überhaupt eine Wirkung auf den Strom erzielen, müssen
sie schon sehr stark ausgeprägt sein und gewinnen plötzlich Einfluß in unserem Gebiet. Sie wirken also anders
als die ostwärts abzweigenden (Straßen Ib und Ic), langsamer ziehenden Tiefe, die schon viel eher und damit
länger wirken, Einstrom bedingen, aber wegen Stauwirkung schließlich keinen starken Strom erzeugen (vgl. S. 9).
Abweichend von der strengen Abgrenzung dieser Gruppe rechnet man ihr am besten auch Fälle zu, deren Tief
parallel und nahe der Nordküste Skandinaviens, aber über dem Lande zieht. Denn sie ordnen sich gut ein, während
sie mit Zugstraße IVa nichts gemeinsam haben. Von den Straßen Ib und Ic unterscheidet sich Straße Ia auch
in diesen Fällen durch ihre gerade Bahn parallel zur Küste ohne irgendeine Abbiegung quer über Skandinavien.