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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte. — 54. Bd. Nr. 1.
ratur hat F. Sch. Elbe 4 mit 1.7° C; auf Tafel 3 Figur 6 sind die Linien gleicher Minimaltemperaturen dar
gestellt. Der Keil wärmeren Nordseewassers in den Elbtrichter hinein ist deutlich ausgeprägt, ebenso der
Einfluß des kalten Elbwassers im Gebiet Außeneider —- Helgoland. Die Karte ist naturgemäß nicht einer
Karte der Temperaturverteilung im Februar gleichzusetjen, da ja die Eintrittszeiten der Minimaltempe-
raturen nicht auf den gleichen Tag fallen; immerhin kann die Karte das Bild, das auch der Internationale
Atlas für die Temperaturverhältnisse in der Nordsee im Monat Februar gibt, für die innere Deutsche
Bucht ergänzen. Am bemerkenswertesten ist der Verlauf der 3°-Isotherme, die den oben erwähnten „Keil“
am deutlichsten ausgeprägt zeigt. Sie hat von cler Küste der ostfriesischen Inseln einen Abstand von
etwa 8 bis 10 Sm, von den nordfriesischen dagegen (in der Breite von Amrum) etwa 30 Sm. Ob für den
an der nordfriesischen Küste 3—4mal so breiten Streifen mit Wasser unter 3° C Minimaltemperatur neben
dem Einfluß des (relativ) kalten Elbwassers auch die im Winter häufigen kalten Ostwinde, die an der ost
friesischen Küste den Zustrom von Nordseewasser begünstigen, von Bedeutung sind, sei unentschieden.
Viel wichtiger erscheint die Beziehung der Temperaturverteilung zum Bodenrelief; die größere Aus
dehnung des flachen Wassers im nordfriesischen Gebiet (Verlauf der 20 m-Linie!) kommt in der Ver
breitung der Oberflächenwassertemperatur zum Ausdruck. Denn selbst wenn der abkühlende Zustrom an
relativ kaltem Wasser durch Elbe und Weser im Herbst und Winter wegfiele, würde der tiefere Teil der
Deutschen Bucht langsamer auskühlen als der flachere, weil infolge cler Konvektion eine bestimmte
Wärmemenge immer der ganzen Wassersäule von bestimmtem Querschnitt entzogen wird. Leider liegen
in den Küstenorten keine Wassertemperalurbeobachtungen vor, sonst könnte der Unterschied zwischen
dem ost- und nordfriesischen Küstengebiet vielleicht auch dadurch deutlich gemacht werden.
Die Minima der Feuerschiffe Vyl und Horns Rev (2.5° und 2.9°!) fallen nach der Tabelle II in
den März. Nach den vom dänischen Meteorologischen Institut kürzlich veröffentlichten Tabellen 12 ) sind die
Temperaturen wie folgt:
Daten aus den Jahren
Februar ° C
März 0 C
Vyl
1888—1917, 1921—1930
2.2
2.6
Horns Rev
1881—1917, 1921—1930
2.7
2.7
Diese Bobachtungen sind Mittelwerte aus der täglichen ß^-Beobachtung; von Horns Rev liegen
außerdem für die Jahre 1901—17 und 1921—25 zweistündige Beobachtungen vor, die im Mittel für
Februar 2.9°, März 3.2° C ergeben.
Die Minima liegen hiernach also im Februar; daß die Werte für 1923—32 bei Horns Rev ein anderes
Ergebnis liefern, liegt einmal daran, daß für den (wahrscheinlich) kalten Februar 1924 keine Beobach
tungen vorliegen, der Februarmittelwert 1923—32 also zu hoch wird, zum anderen fällt in die März
reihe der sehr kalte März 1929 mit —0.1° C; das Märzmittel wird also vergleichsweise niedrig. Ganz
allgemein sieht man daraus, daß in einem Seegebiet mit großen Jahresschwankungen der Temperatur
10jährige Mittel nur von bedingtem Wert sind und für eine einwandfreie Mittelbildung längere Reihen er
forderlich sind. Audi die Tatsache, daß alle Beobachtungen bei Tage angestellt sind (bei clen dänisdien
Feuerschiffen um 8 h , bei den deutschen bei zwei aufeinanderfolgenden Stauwassern in der Regel zwisdien
6 h und 18 1 “) ergibt systematisdie Fehler bei den Mittelwerten; vgl. hierzu auch die Bemerkungen auf S. 7.
Die Unsicherheit in der Genauigkeit der Mittelbildung in Gebieten mit großer Jahresschwankung
bringt der Internationale Nordseeatlas dadurdi zum Ausdrude, daß er die Isolinien im Gebiet der Deut-
sdien Budit (südlich von 55° N und östlich von 7° O) einfadi als willkürliche gradlinige Fortsetzung der
Isothermen 3.5 und 3.0° C senkrecht zur ostfriesischen Küste laufen läßt. Im Grunde ein unmögliches
Bild; der Seewartenatlas ist darin korrekter (vgl. Ann. d. Hydr. 1934, S. 102).
12 ) Mean Values of Observations from Danish Light-Vessels. Nautisk-Meteorogisk Aarbog 1932, Kopenhagen 1933.