P.Zistier u. F. Möller: Meteorol. Reisebericht u.Ergebnisse d.Höhenwindmessungen v.d.Fahrt n.Kamerun 23
die wahrscheinlichen Fehlerkreise R für jede Höhenlage berechnet. Zeichnet man in Polar
koordinaten den mittleren Vektor u m des untersuchten Windkollektivs und schlägt um
den Endpunkt dieses Vektors mit R den Kreis, so umfaßt die Fläche dieses Kreises die
Hälfte aller um das Mittel streuenden Einzelwindwerte, wenn sie in der gleichen Weise
eingetragen werden wie der mittlere Vektor selbst. Der Radius des wahrscheinlichen Fehler
kreises ist also ein unmittelbar anschauliches Maß und wird in denselben Einheiten (m/sec)
wie der Wind selbst angegeben. Er gibt die w a h r e Streuung der Windwerte in der
Ebene an.
Eine Art Richtungs Streuung erhält man aber, wenn man den Quotienten R/t> m
bildet. Ist R/ü m = 1/1^2 = 0.7 so berührt der Kreis zwei vom Nullpunkte ausgehende
rechtwinklig aufeinanderstehende Tangenten, die Richtungsstreuung ist also 90°. Ist R/l) m
= 1, so kommen Windrichtungen, die der mittleren Richtung entgegengesetzt sind, nur
selten vor, werden aber um so häufiger, je mehr das Verhältnis R/u m die Einheit über
schreitet. In allen Tabellen ist daher auch R t) m angegeben. Die Berechnung von R stützt
sich in Höhen, wo schon einige der weniger hochreichenden Pilotierungen ausgefallen
sind, auf ein nach der Differenzmethode ergänztes Material,* 4 ) d. h. auf dasselbe, das zur
Berechnung der mittleren Windvektoren verwandt ist. Beide Größen R und t)„, sind also
unmittelbar vergleichbar. Dieses ist nicht der Fall, wenn z. B. vektorielles und skalares
Mittel, jedes nach seiner eigenen Differenzmethode bestimmt, miteinander verglichen wer
den sollen. Der Quotient dieser Zahlen wird unsinnige Werte ergeben müssen.
Um die festgestellten Gruppenmittel unmittelbar bildlich zu veranschaulichen, sind
Vektordiagramme des Windes gezeichnet. In den Abb. 8 bis 25 ist der Bodenwind jeweils
als ausgezogene Linie eingetragen; die Spitze des Vektors ist im Nullpunkt des Polar
koordinatensystems zu denken; der Wind webt also auf den Nullpunkt zu. Für die oberen
Höhen sind die Pfeile nicht ausgezeichnet, sondern nur durch ihre Endpunkte dargestellt;
der von diesem nach dem Nullpunkt gezogene Pfeil, der den Wind nach Richtung und
Stärke angeben würde, ist zu ergänzen. Die angeschriebenen Zahlen sind die oberen
Grenzen des Höhenintervalls, in dem der eingezeichnete mittlere Wind herrscht. Aufein
anderfolgende Punkte sind untereinander verbunden, jedoch nicht durch eine ausgezogene
Linie, um nicht dadurch Windrichtungen oder die Ballonbahn vorzutäuschen, sondern Hin
durch eine punktierte Linie, die die Endpunkte der in Zwischenhöhen liegenden Vektoren
andeuten mag. Nur für einzelne Höhenstufen sind auch die wahrscheinlichen Fehlerkreise
eingezeichnet, um das Bild nicht zu überladen, aber doch, um die Anschaulichkeit dieses
Streuungs- bzw. Beständigkeitsmaßes aufzuzeigen.
Die Besprechungen der einzelnen Piloten soll nicht nach Hin- und Rückfahrt getrennt,
sondern gleichzeitig mit den Gruppenmitteln nach Windsystemen gesondert vorgenommen
werden.
2. Wcstwindzone.
Als der Westwindzone angehörig sind die Höhenwindmessungen Nr. 1 bis 6 und 59
bis 70 zu betrachten.
Wie schon S. 7 erwähnt, begegnet jedoch die Grenzziehung zwischen Westwindzone
und Passat einigen Schwierigkeiten. Auf der Hinfahrt wurde die Kammlinie des Hoch
druckrückens, an dessen Nordseite „Westwinde“, an dessen Südseite Passatwinde wehen
sollen, im Laufe des 28. August überschritten, wenn man allein die Luftdruckbeobachtun
gen zu Rate zieht. Ganz den entsprechenden Gang zeigen auch die Windbeobachtungen:
Der Pilot Nr. 5 am 28. August 10 h MGZ. hat am Boden bereits NNE-, der Mittagspilot ge-
«) F. Möller, Ann. d. Ilydrogr. 62, 341, 1934.