P. Zistleru. F. Möller: Meteorol. Reisebericht u.Ergebnisse d.Höhenwindmessungen v.d.Fahrt n.Kamerun 21
Ganz abweichend sind dagegen die anderen Messungen aus dem Passatgebiet. Der
Trübungsfaktor ist wesentlich größer: 4,5 und 5,6 für Gesamtstrahlung, etwa 18 für Rot-
strahlung und 2,0 bis 2,3 für Kurzstrahlung. Der Rotstrahlungstrübungsfaktor erscheint
sehr hoch, aber auch der für Kurzstrahlung erreicht einen ungewöhnlichen Wert. Zum Ver
gleich wurden die Trübungsfaktoren der von G. Riemerschmid 11 ) gemessenen Strahlungs
werte bestimmt; im NE-Passat erhält man Tg=2.7,Tr—12.5, Tk= 1.IS (Mittelwerte), also
Zahlen, die sich mit unserer Messung Nr. 3 decken, nicht aber mit 4 und 5. Letztere liegen
nun in dem Gebiet, wo in der Höhe Luftzufuhr aus E herrschte und wo häufig große
Staubfälle bis weit aufs Meer hinaus beobachtet werden. Der hohe Kurzstrahlungstrübungs
faktor zeigt dann, daß auch an solchen Tagen, an denen kein Staubfall am Roden beobachtet
wird, doch durch die E-Winde der Staub der Sahara in höheren Luftschichten herange
tragen wird. Vielleicht wäre es möglich, in dem Gebiet, wo in der Höhe zeitweise E. zeit
weise auch andere Windrichtungen wehen, durch Bestimmung der Kurzstrahlungstrübung
eine Art indirekter Aerologie zu betreiben, da der Unterschied der Messungen mit SW-und
der mit E-Wind über dem Passat sich in Tk außerordentlich deutlich ausprägt.
Der im SW-Monsun (Messung Nr. 6) gefundene Wert Tk ist entsprechend der etwas
geringeren Zufuhr staubhalliger Luft aus der Sahara etwas kleiner, ebenso To- Tr er
reicht jedoch mit 24.5 einen sehr hohen Betrag. Sehr große Mengen von Niederschlags
wasser in der Atmosphäre, die solche langwellige Trübung hervorrufen. sind aber auch im
regnerischen SW-Monsun zu erwarten. — Einige Vergleichszahlen seien noch angeführt:
Die von G. Riemerschmid für die Kalmenzone angegebenen Zahlen sind kleiner, im Mittel
Tg —3 6, Tr~= 18Ö ls ), Tk—1.4 Für das ähnlich gelegene Batavia hat Steinhäuser“) im
September sogar ein Monalsmittei (!) des Gesamttrübungsfaktors von 6,3 ausgerechnet.
IV. DIE IIÖHENWIN DM ESSUNGEN.
1. Allgemeines und Bearbeitungsverfaliren.
Von Höhenwindmessungen wurden während der Fahrt 70 ausgeführt, davon 32 auf
der Hinfahrt, 38 auf der Rückfahrt. Die Schilfsorte während der Visierungen sind auf der
Tafel 1 eingetragen. Es standen zur Verfügung Ballone im Gewicht von etwa 55 und 210
Gramm, denen nach der Kuhlbrodtsehen Tabelle* 4 ) Aufstiegsgeschwindigkeiten von 200
bzw. 300 oder 350 m/min. gegeben wurden. Zwei von den Messungen, nämlich Nr. 30 und
32, wurden durch Verfolgung von Radiosondeballonen erhalten. Bei den Sendern dieser
Ballone handelte es sich um Geräte vom System Duckert-Telefunken; bei ihnen arbeitete
die Luftdruckbestimmung im Gegensatz zu der Temperaturübermittlung ausgezeichnet: Es
wurden alle Sendeunterbrechungen, die eine vorher geeichte Druckstufe anzeigten, ein
wandfrei gehört und ergaben, wenigstens für die Zeit, während der der Ballon verfolgt
werden konnte, einen glaubhaften Druck-Zeit-Zusammenhang, aus dem unter Ansetzung
eines wahrscheinlichen Temperaturverlaufs mit der Höhe die Höhen-Zeit-Abhängigkeit
ermittelt wurde. Leider wurde der eine dieser beiden Ballone trotz klaren Himmels im
Schornsteinrauch unsichtbar.
u ) G. Riemerschmid, Met. Zeitschr. 49, 218, 1932.
*-) T R zeigt sehr schön den von Feussner und Dubois theoretisch geforderten Gang mit der Luftmasse:
m= 1.55 T R = 16.5
1.22 18.2
1.02 20.2
13 ) F. Steinhäuser, Gerl. Beitr. 42, 110, 1934.
*<) E. Kuhlbrodt, Wiss. Erg. d. Meteor. Exp., Bd. XV, 32, 1933.