P. Zistier u. F.Möller: Meteorol.Reisebericht u.Ergebnisse d. Höhenwindmessungen v.d. Fahrt n.Kamerun 13
Aufenthalt an Bord wurde von Tag zu Tag unangenehmer. Die andauernd hohe Tempe
ratur und der hohe Feuchtigkeitsgehalt der Luft erzeugten die für den Europäer so un
erträgliche Treibhausluft; in den Kabinen herrschte ein widerlicher Modergeruch, dabei
mußten die Fenster wegen der Sturzsee- und Regenböen dauernd geschlossen bleiben.
Wäsche und Bettzeug fühlten sich feucht an. Kleider, Kotier und Lederzeug setzten Schim
mel an. unsere Apparate und Werkzeuge konnten nur durch ständiges Einfetten vor Rost
geschützt werden, alle Holzteile an unseren Instrumentenkästen usw. waren verquollen.
Tabak. Zündhölzer, Salz, Seife mußten in besonderen Trockenräumen aufbewahrt werden.
Auf zwanzig Fahrten nach Kamerun hatten unsere Offiziere keine derartige Schlecht
wetterperiode im Monsungebiet erlebt wie auf unserer Rückreise.
Die Witterungsgegensätze zwischen Hin- und Rückreise haben uns mitteleuropäischen
Meteorologen in eindringlichster Form zum Bewußtsein gebracht, daß es auch in den
Tropen ein ,,Wetter“ in unserem Sinne gibt; darauf haben in letzter Zeit besonders Seil
kopf und Pummerer auf Grund eigener Erlebnisse hingewiesen. Leider fehlt es an Beob-
achtungsmalerial, um den vorliegenden Fall synoptisch zu untersuchen; an Hand unserer
eigenen Beobachtungen ergibt sich, daß der Luftdruck auf der Rückreise durchschnittlich
um 2 mm tiefer lag als bei der Ausreise. Wir haben nachstehend die Tagesmittel des Luft
drucks zusanimengeslelll:
Datum
AUSREISE
Schitfsposition
Luftdruck
Datum
HEIMREISE
Schill'sposition
Luftdruck
4. 8.
7.0“ N
13.1" W
761.8
16. 8.
6,2° N
11.5° W
759.9
5. 8.
4.5° N
8.9" W
761.9
15. 8.
4.3“ N
7,9° W
759.7
6. 8.
4.1" N
3,6" W
761,9
14. 8.
3.9" N
3.8° W
760.0
7. 8.
3,9" N
1.6° E
761.3
13. 8.
3.9" N
0.7" E
760.1
Es darf wohl angenommen werden, daß das für den SW-Monsun verantwortliche Tief über
der Sahara in der Zeit vom 13. bis 18. August stärker ausgebildet war als vom 4. bis 7.
August; mit dieser Erklärung steht auch der aerologische Befund in Einklang.
4. Wieder im Nordostpassat.
Zwischen dem Nordostpassat und dem Südwestmonsun befindet sich meist eine mehr
oder weniger breite Grenzschicht mit Windstillen oder schwachen veränderlichen Winden,
die sogenannte Zone der Mallungen; sie liegt im Bereiche der äquatorialen Tiefdruckrinne
und muß nach Temperatur. Bewölkung und Niederschlag dem Tropenklima zugerechnet
werden. Eine genaue Abgrenzung der einzelnen Zonen stößt gerade auf unserer Reihe
deshalb auf größere Schwierigkeiten, weil wir gerade in dem fraglichen Übergangsgebiet
zweimal bei Cap Blanco und Cap Verde in unmittelbarer Nähe der afrikanischen Küste
fuhren, wobei sich unter dem Einfluß von Landnähe, Küstenwasser und Küstenverlauf
örtliche Störungen im Gang der meteorologischen Elemente bemerkbar machen.
Von dem markanten Temperatursprung bei Cap Blanco war bereits eingehend die Rede;
wir haben diese Breite von 21" N als südliche Grenze des Nordostpassat hei der Ausreise
angenommen. Die dann folgenden raschen Windwechsel und ebenso die schwachen NNW-
Winde am Vormittag des folgenden Tages (1. August 1933) können wir als den Mallungen
zugehörig betrachten und den Beginn des Monsun mit dem Einsatz kräftigerer W-Winde
in 17,9“ N zur Zeit der 14 h -Beobaclitung ansetzen. Längs der nordsüdlich verlaufenden
Küste zwischen Cap Blanco und Cap Verde weht der Monsun einheitlich aus W, erst süd
lich von Cap Verde in 14,3° N wird erstmals der eigentliche SW-Monsun festgestellt. (Vgl.
Pilot Nr. 16 am 2. August 1933.) .Auch auf der Rückreise bildet das Gebiet bei Cap
Verde wieder eine markante Windscheide: Bereits in den Nachmittagsstunden des 18.
August zeigte sich ein starkes Abflauen des SW-Monsun, die Beobachtung um 21 h in