Werner Paap: Die NiedersAlagsverhältnisse des Schutjgebietes Deutsch-Ostafrika,
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In Deutsch-Ost-Afrika findet sielt weiter noch das wintertrockene Steppenklima (B. S.).
Als Grenze kann nach Koppen für Temperaturwerte von 20 bis 23 Grad Celsius *) 53 bis 56 cm jährlicher
Niederschlag gelten. Damit trennt die Isohyete von 56 cm der jährlichen Niederschlagskarte die B. S.-
Gehiete hinreichend genau ab. Es sind dies größere Gebiete des abflußlosen Rumpfschollenlandes, ein
Teil von Iringa, dann aber auch noch ein kleines Gebiet zwischen Usambara und dem Paregebirge; hier
wird der Grenzwert für die Wüste wohl erreicht. Wüstenklima selbst ist aber in Deutsch-Ost-Afrika
wahrscheinlich nicht verbreitet.
Die Entstehung der Niederschläge.
Bedingt ist das Klima durch die geographische Lage. Das Schutjgebiet liegt in einer südlichen Breite
von 1° bis 11° 45' und befindet sich vollkommen im Bereich der Tropen. Überall steht die Sonne zwei
mal jährlich, im Oktober und März, im Zenit. Zenitaler Sonnenstand löst durch große Erwärmung starke
Konvektionsströme aus, die für die Niederschlagsbildung günstig sind. Danach kann man für das äquator
nahe Gebiet zwei Regenzeiten erwarten. Die zeitliche Zusammendrängung zweier Zenitstände im Süden
muß auch die zwei Regenzeiten zusammendrängen.
Die Figur 1 des jährlichen Ganges des Niederschlages zeigt die Berechtigung dieser theoretischen Be
trachtung. Im Oktober zwar verhindert der stetige und trockene Siidost-Passat die Ausbildung des ersten
Maximums. Ein starkes Ansteigen der Niederschläge zum März hin ist aber an jeder Station nachweisbar,
in Gebieten ohne Steigungsregen wird sogar in diesem Monat das absolute Maximum erreicht.
Das wichtigste Moment ist trotjdem die allgemeine Zirkulation. Tiefdruckgebiete über der Sahara,
Arabien und Südasien saugen im Nord Sommer (Juli bis September) den beständigen Südost-Passat
der südlichen Halbkugel weit nach Norden und ziehen ihn in die Monsunströmung hinein. Bei der stetigen
Strömung ist die Lagerung der atmosphärischen Schichten sehr stabil; da der Wind ferner aus kühleren,
höheren Breiten weht, werden die Luftmassen durch die Erwärmung auf dem Lande immer relativ
trockener. Es herrscht daher im ganzen Schutjgebiet die große Trockenzeit. Eine Ausnahme hiervon
macht nur der äußerste Nordosten. Hier tritt, durch den Verlauf der Küste bedingt, der Südost-Passat
auf das Land und löst im Bereich von Erhebungen ausgeprägte Steigungsregen aus. Es ist die für dieses
Gebiet typische kleine Regenzeit im Juli.
Die Auffassung Lowe’s 24 ), daß die Juliregen im äquatornahen Afrika wenigstens zum Teil von
westlichen Winden vom Atlantischen Ozean herrühren mögen und im Binnenlande stärker ausgeprägt sind
als an der Ostseite, ist durch die vorliegende Arbeit widerlegt worden.
Im Nordwinter bedingt die Druckverteilung einen starken Nordostmonsun, der bis zum Süden des
Schutjgebietes reicht. Im Norden ist die Strömung wieder stetig. Es herrscht daher die kleine Trocken
zeit des Januar / Februar. Die zwei Regenzeiten des Nordens liegen zeitlich zwischen den genannten
Strömungen in der Übergangszeit, die umlaufende Winde und eine Durchmischung verschieden
konstituierter Luftkörper bringt. „Es dürfte daher in ganz Deutsch-Ost-Afrika gemäß der Auffassung von
G. Castens die Regenzeit als die Kampfzeit der Winde aufzufassen sein“. Entstehende Luftwirbel und
starke Einstrahlung bringen aufsteigende Luftströmungen, wodurch besonders im Binnenlande die Regen
zeit mit starken Gewittern relativ scharf einseßt.
Die Regenzeit des Südens vom Dezember bis April kann ebenfalls mit Vorteil als „Kampfzeit“
aufgefaßt werden. E3 versucht der Nordost-Monsun, sich auch in diesen Gebieten durchzusetjen und stößt
dabei auf den kräftigen Widerstand des Südost-Passates. Nach Löwe tritt vor allem in den Gebieten viel
Niederschlag auf, in denen die junge Passat-Strömung vom Meer in dem erwärmten Lande ihr Ende findet.
Für diese Gebiete (Bezirk V, VI und Via) zeigt die erwähnte Figur 1 fast allgemein ein Nachlassen der
Niederschläge im Februar. Dieser Effekt ist oft größer als 10 Prozent, kann also nicht allein durch die
') 23, Seite 110 und 111.