Skip to main content

Full text: 53, 1934/35

Edgar Sehultze: Die nichtperiodischen Einflüsse auf die Gezeiten der Elbe bei Hamburg 
61 
C. Die Auswirkung besonderer Wettertypen. 
Während im vorhergehenden Abschnitt das Auftreten von Abweichungen in Verbindung mit außer 
gewöhnlichen Wasserständen festgestellt wurde, soll jetzt noch der Zusammenhang zwischen größeren 
Abweichungen bei der Berechnung des Staues und besonderen Wetterlagen untersucht werden. Es ist 
nicht unbedingt erforderlich, daß bei einer Luftdruckverteilung, die so ungleichmäßig ist, daß ihre Wieder 
gabe durch eine Ebene, welche durch die drei Punkte Yarmouth—Tynemouth—Blaavandshuk gelegt ist, 
nicht mehr ausreicht, stets außergewöhnliche Wasserstände auftreten. Unter Umständen kann also bei 
relativ schwachen Winden, die innerhalb des geradlinigen Bereichs der Beziehungslinie zum Stau liegen, 
allein dadurch eine Verzerrung eintreten, daß eine Unregelmäßigkeit in der Luftdruckverteilung vorliegt. 
Von wenigen Ausnahmen abgesehen, werden, wie bereits erläutert wurde (S. 58), solche Verteilungen 
bei Tiefs über und neben der Nordsee auftreten. An einer größeren Auswahl von merkbaren Abweichungen 
des vorausberechneten Staues wurde daher untersucht, wieweit die Art der Abweichungen mit der geo 
graphischen Lage des Tiefdruckkerns zusammenhängt. Dabei konnten die Abweichungen nach zwei Ge 
sichtspunkten eingeteilt werden: einmal nach ihren Vorzeichen, dann nach ihrer Größe bei den Beziehungs 
gleichungen Form A und B. 
Als Ergebnis wurden einige Anhaltspunkte gewonnen, die zwar in Anbetracht der vielen Unsicherheiten, 
die schon dadurch entstehen, daß die Art der Depression nur durch die Lage des Kerns gekennzeichnet 
wurde, keinen Anspruch auf exakte Gültigkeit erheben, die aber für den Zweck dieser Untersuchung aus 
reichen. 
Vorwiegend negative Abweichung, also zu gering berechneter Stau, tritt auf, wenn der Kern des Tiefs 
etwa nördlich des 53. Breitengrades und östlich des 2. Längengrades gelegen ist. Dieses Gebiet umfaßt 
Nordholland, Nordwestdeutschland, die Deutsche Bucht, die südliche Nordsee und wird ungefähr im Norden 
durch die skandinavische Küste begrenzt. Bei außergewöhnlichen Wasserständen erweitert sich dieser 
Bereich im Westen bis nahezu an die englische Küste. Für die Restfläche sind vorwiegend positive Ab 
weichungen zu erwarten. 
Auch bezüglich der Größe der Abweichungen der Formel A und B lassen sich zwei Flächen aufzeigen, 
innerhalb derer ein Tief mit bestimmten Auswirkungen häufig gelegen ist. Die Form A liefert geringe 
Abweichungen, wenn der Kern außerhalb der Nordsee nördlich von Schottland und westlich von Skandi 
navien sich aufhält. Dagegen treffen die Angaben der Formel B besser zu, wenn die Depression über 
Nordwestdeutschland, Jütland und dem Skagerrak ruht. Die Grenzen dieser Gebiete sind schwankend, es 
ist daher davon abgesehen worden, sie auf einer Karte durch Linien zu begrenzen. 
Welche Schlüsse lassen sich aus diesen Tatsachen ziehen? 
Befindet sich der Tiefdruckkern über der westlichen und südlichen Nordsee, so entstehen an der 
dänischen und englischen Küste entgegengesetzte und entgegengesetzt drehende Winde. Da beide Wind 
richtungen in verschiedener Weise stauen, so kann der dem Stau in Hamburg zugrunde gelegte mittlere 
Wind nicht mehr maßgebend sein. Aus der Tatsache, daß der Stau zu niedrig ausfällt, geht hervor, daß 
in dem angedeuteten Gebiet die aufstauenden Winde an der englischen Küste stärkeren Einfluß ausüben. 
Dieses Übergewicht wird dadurch erklärt, daß bei einer Wanderung des Tiefs längs der Süd- und Nord 
ostküste der Nordsee die englischen Winde die größere Wasserfläche bestreichen. Verlagert sich der Kern 
nach Westen, etwa in die Nähe der englischen Küste, so verhält es sich umgekehrt. Die ablandigen 
dänischen Winde überwiegen. Der berechnete Stau aus dem mittleren Wind wird zu groß. 
Wandert ein Tiefdruckkern vom Kanal kommend über Nordwestdeutschland nach Dänemark, so drehen 
die Winde in England links von östlichen nach westlichen Richtungen. Bei schneller Bewegung des Tiefs 
findet bei dessen Annäherung an Nordwestdeutschland ein plötzlicher Übergang von positivem zu negativem 
Stau statt. Es wurde bereits darauf aufmerksam gemacht, daß bei plötzlichen Änderungen des Windes 
die Formel B genauere Resultate liefern muß, da sie unabhängig von den vorhergehenden Wasserständen 
ist und daher auf den Wind leichter reagiert.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.