Dr.Hugo Mandelbaum: Gezeitenströme und Restströme bei Borkum-Riff-Feuerschiff. 5
III. Das in der vorliegenden Arbeit angewandte Verfahren.
1. Die Aufteilung der Beobachtungen auf die einzelnen Mondhalbstunden.
Eine Hauptschwierigkeit bei der harmonischen Analyse liegt in der Z»ord -
nung der Beobachtungen auf die einzelnen Mondhalbstunden. Es ist ersichtlich, daß
die Berechnung dieser Zuordnung,wenn es sich um eine große Anzahl von Beobachtun
gen handelt, recht mühsam und zeitraubend ist. In dieser Arbeit wird ein Verfah
ren angewandt, das bisher in der Gezeitenabteilung der Deutschen Seewarte benutzt
wurde und hier erstmalig zur Veröffentlichung gelangt. Das Verfahren miterschei -
det sich grundlegend dadurch von der bisherigen Anwendung der harmonischen Analy
se, daß es die Gezeitenströme nicht auf die Stellung der mittleren gezeitenerzeu
genden Körper, sondern auf die scheinbaren Orte dieser Körper bezieht. Man kann
nämlich die Schwierigkeiten, die für die Umrechnung der Sonnenstunden in Mondstun
den aus der ungleichförmigen Bewegung des Mondes entstehen , dadurch überwinden ,
daß man den veränderlichen Zeitraum zwischen zwei aufeinanderfolgenden Durchgängen
des Mondes durch den Meridian des Ortes in 24 Teile teilt und diese als Mond
halbstunden bezeichnet. Der Einfachheit wegen wird in der vorliegenden Arbeit nicht
der Durchgang des Mondes durch den Meridian von Borkum-Riff-Feuerschiff verwendet,
sondern der Durchgang durch den Meridian von Greenwich. Mondhalbstunde heißt im
folgenden also: der 2Z+. Teil des jeweiligen Zeitraums zwischen zwei aufeinanderfol
genden Mondmeridiandurchgängen in Greenwich. Da der Zeitraum zwischen zwei Mond-
meridiandurchgängen im Mittel 12^ 1 25 m beträgt, so ist jede einzelne Mondhalbstunde
durchschnittlich rund 31 m . Betrachtet man den Zeitpunkt des Mondmeridiandurchgan
ges als 0^0®, so reicht
die 1. Mondhalbstunde von 0* 1 0® bis 0^31 m ,
die 2. " <’ 0 h 32 m " l h 02 m ,
die 3. " '» l h 0^ " 1^33^1, u.s.w.
die letzte " ” 11^55^ <• I2^2k m ,
Da der mittlere Zeitraum zwischen zwei Mondmeridiandurchgängen zwischen 12' 1 19 m und
12^34 m schwankt, so entsteht bei dieser Einteilung ein Fehler, dessen obere Gren -
ze 9 m beträgt, d.h. z.B. wenn der Mond in Erdnähe ist, müßte die letzte Mondhalb -
stunde anstatt von ll^Jpmbis 12^25® von 12hi|.m bis 12h-34 m laufen oder bei Erdferne
von llty^m bis lR^-l^. Da sich diese beiden Fehler im Laufe eines Monats fast ge
genseitig aufheben und überdies der volle tatsächliche Fehler , der bei einer
Mittelbildung über eine halbe Stunde ohnehin unbeträchtlich ist, nicht sehr häu
fig vorkommt, so ist es mit Rücksicht auf die dadurch gewonnene Vereinfachung des
Verfahrens erlaubt , die mittlere Mondhalbstunde von 31 m Dauer für alle
Zeiträume zwischen zwei Mondmeridiandurchgängen als Einteilung in 24 glei
che Teile zu betrachten.
Die Einordnung' der Beobachtungen in die zugehörige Mondhalbstunde er -
folgt auf folgende vereinfachte Weise:
1. Man stellt die erste auf den Mondmeridiandurchgang in Greenwich folgende Beob -
achtung fest. Geht der Mond z.B. am 1. Januar 1928 6h42 m a.m. durch den Meridian,
(s.Beispiel-Blatt 1), so ist die erste darauf folgende Beobachtung 7^ a.m.Für den
2. Durchgang um 7^7 m p.m. ist die entsprechende Beobachtung ll^ 1 p.m.
2. Man berechnet den Unterschied zwischen der Zeit des Mondmeridiandurchgangs und
der Zeit der ersten darauffolgenden Beobachtung, also für das angegebene Beispiel
yhom _ 6 h 42 m = 0 h 18 m
oder ll^om _ 71107111 = 31153111 .
Dieser Zeitunterschied gibt an, in welcher Mondhalbstunde nach dem Mondmeridian -