Ger hart Schinze: Die praktische Wetteranalyse.
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tielle Energie der Zyklonenrückseite liefert, also die Kaltluftquelle darstellt. Die warmen Antizyklonen,
die in der Höhe relativ niedrige Temperaturen besten, also relativ kalt sind, werden von den durch sie
mit Warmluft gespeisten Zyklonen bis zum Augenblick der Okklusion im Sinne des Uhrzeigers umkreist
und stellen ein Aktionszentrum dar. Erst die verwirbelte Zyklone hat sich von der Warmluftquelle
gelöst. Ganz anders verhalten sich die thermisch bedingten, kalten Antizyklonen, die stationär geworden,
zwar sehr kalte Bodenschichten aufweisen, aber in der Höhe relativ warm sind (vgl. hierzu auch Typtheta
gramm „thermische und dynamische Antizyklone“). Derartige antizyklonale Gebilde — Kaltluftblöcke —
werden, sobald sie von der Kaltluftquelle abgeschnitten sind, ein rasches Zusammensinken ihrer Kaltluft
massen aufweisen und von allen Seiten von wärmerer Luft abgebaut werden. Wir können also unter
scheiden: warme Antizyklone, antizyklonales Aktionszentrum, vor allem dynamisch
bedingt; kalte Antizyklone, in der Hauptsache thermisch bedingt.
Regeln, die den Begriff der Zyklonenserie behandeln.
Eine besonders markante, kürzere Witterungsperiode von ungefähr 5—6 Tagen ist von mehreren
Forschern für die verschiedensten Teile der Erde in verschiedenen Wetterelementen nachgewiesen worden.
In Nordamerika ist die Witterungsperiode von 5.5 Tagen als Claytonsche Periode bekannt und wegen
ihrer Regelmäßigkeit auch zu Prognosenzwecken benußt worden. Bei einer luftmassenmäßigen Arbeits
methode hat sich die Berücksichtigung dieser 5/4 tägigen Periode für Diagnose und Prognose sehr bewährt
(vgl. J. Bjerknes und H. Solberg 9). Auch in Europa kommt es mit großer Regelmäßigkeit alle 5- -6 Tage,
besonders in der kälteren Jahreszeit zu einem großzügigen Abfluß von Kaltluftmassen aus der Polarkalotte.
Diese Kaltluftmassen (AK bzw. PK) versuchen dann unter Berücksichtigung der allgemeinen Verteilung
der Aktionszentren bzw. Strömungsglieder auf kürzestem Wege bis in die subtropischen Hochdruckgürtel
durchzubrechen (vgl. Bergeron 5). Die ausfließenden Kaltluftmassen unterbinden dabei den nach Norden
bzw. Osten gerichteten Strom der Warmluft, und die tropfenförmig ausströmende Kaltluftmasse baut ein
antizyklonales Gebilde (kalte Antizyklone) auf und verursacht in den meisten Fällen auch in Mitteleuropa
zumindest für kurze Zeit antizyklonale Witterung. Auf der Westseite des Kaltluft-Tropfens (hzw. des
antizyklonalen Systems) kommt es sehr bald wieder zu Zyklogenese einer neuen (meist aus 3—5 Gliedern
bestehenden) Serie. Im großzügigen Strömungsfeld ist dabei besonders auf den hyperbolischen Punkt
(neutralen Punkt) zu achten, auf dessen Ostast auf der Abrollungslinie durch Zyklogenese schnell laufende
Wellen- und Wirbelstörungen ausgebildet werden, während auf dem Westast langsam wandernde Wellen
störungen entstehen (vgl. auch Abb. 23 und Text auf Seite 49). Ferner ist zu beachten, daß in der kälteren
Jahreszeit für mitteleuropäische Verhältnisse nicht nur die temperierte Frontalzone (PF) zwischen PL
und TL, sondern besonders auch die arktische Frontalzone (AF) zwischen PL und AL, auf die Bergeron 4
erstmalig hinweist, überwacht werden muß (vgl. auch Moese und Schinze 35).
Der Serienbegriff und seine Verwendung für Diagnose und Prognose in Europa geht besonders aus
folgenden, bei Defant veröffentlichten (Defant 15, I, S. 209 und 226/227) Stellen hervor: „Die Betrachtung
der Steig- und Fallgebiete des Luftdruckes in Verbindung mit den größeren Luftströmungen der Wetter
karte hat gezeigt, daß der Verlauf der atmosphärischen Störungen meistens in Wellenform erfolgt und
dieser in Beziehung zu den Temperaturverhältnissen der Luftströme steht; verschieben sich leßtere in
einer bestimmten Richtung, so folgen die Isallobarcngebilde nach, so daß aus der erwarteten Richtungs
änderung der ersteren auch auf eine solche der Druckgebildc geschlossen werden kann. Oft wiederholen
sich vier bis fünf Wellcnzüge mit großer Regelmäßigkeit in der Fortpflanzungsrichtung und Geschwindig
keit.“ (Defant 15, I, S. 209). Und ferner: „Die in den einzelnen meteorologischen Elementen gefundene
Erhaltungstendenz spiegelt sich natürlich in den synoptischen Wetterkarten bzw. in der Luftdruckverteilung
wieder. Es sind die über Europa oft viel längere Zeit hindurch festliegenden „stationären Zyklonen und
Antizyklonen“, die längere Perioden gleichsinnigen Wetters verursachen. Solche stabile Wetterlagen sind,
wenn sie sich einmal festgeseßt haben, leicht zu erkennen und können troß vorübergehender Auflösung