Gerhart Schinze: Die praktische Wetteranalyse.
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gebrochen und hat eine Höhe von 600 m erreicht. Alle Aufstiegswerte bis 1600 m zeigen eine Ab
nahme von ©'.
Die Fig. II 3 zeigt das Typ-Thetagramm für das Auftreten der temperierten Frontalzone
im Sommer über Mitteleuropa. Es wurden die beiden Aufstiege Friedrichshafen 7 Uhr und Hamburg
8 Uhr am 26. Juli 1929 gewählt. In Hamburg treffen wir bis 2000 m auf rnPK, und nach einer 800 m dicken
Übergangsschicht beginnt ab 2800 m die gleiche Warmmasse (cTW), die das Thetagramm von Friedrichs
hafen bereits in den untersten Schichten zeigt.
Die nächste Fig. II 4 zeigt gleichfalls die temperierte Frontalzone (PF) über Mitteleuropa.
Diesmal handelt es sich um einen Fall aus der Übergangs jahreszeit, der besonders auffallend die
außerordentliche Wichtigkeit regelmäßiger aerologischer Aufstiege für die M-Analyse zeigt. Im Theta
gramm vom 19. September 1930 haben Darmstadt und Berlin am Boden die gleichen ©'-Werte; während
es sich aber in Berlin um eine bis 1800 m hinaufreichende Kaltmasse handelt, befindet sich Darmstadt in
einer typischen Übergangsschicht. Ab 1200 m finden wir in Darmstadt die gleichen Warmluftmassen (cTW),
die Friedrichshafen ab 800 m (Boden bis 800 m Überhi^ungsschicht) und Berlin ab 2600 m aufweisen. Be
achtenswert bei diesem Aufstieg ist auch die typische Abnahme von ©' in ein und derselben M (TL) mit
Entfernung vom Quellgebiet (Friedrichshafen—Darmstadt—Berlin).
Als nächstes Beispiel Fig. II. 5 sehen wir ein Typ-Thetagramm, das beide Frontalzonen AF
und PF (Moese und Schinze 35) über Mitteleuropa wiedergibt. Das Auftreten beider Hauptfrontal
zonen in Mitteleuropa geschieht in typischer Weise besonders vor Beendigung bzw. nach Wiederbeginn
der AL-Produktion im Juni bzw. September (Schinze 50). Der 6. Juni 1931 zeigt dieses gleich
zeitige Auftreten der troposphärischen Hauptluftmassen in den im Thetagramm dargestellten gleich
hohen und repräsentativen aerologischen Flugzeugaufstiegen von Königsberg, Hamburg, Darmstadt und
München sowie aus den ©'-Werten der Bergstationen. Im einzelnen zeigt der Aufstieg von Königsberg
bis 3200 m alle typischen AL(AK)-Merkmale. Nach einer 200 m hohen Sperrschicht und einer 600 m
mächtigen Übergangsschicht folgt dann ab 4000 m bis zum Ende des Aufstiegs PL (PK). Die gleiche
Luftmasse treffen wir in Hamburg vom Boden bis 800 m an. Von 800 m bis 4400 m folgt eine
vertikal sehr mächtige Übergangsschicht, wie sie sonst besonders typisch bei Schleifzonenaufstiegen
aufzutreten pflegt. Von 4400 m bis zur Gipfelhöhe finden wir TL. Der Darmstädter Aufstieg zeigt
bis 500 m die Frontalmasse der PF. Von 600 m bis 2500 m, und von 4000 m bis zum Ende des Aufstiegs
findet man TL. In einer Höhenlage von 2500 in bis 3600 m schieben sich Luftmassen mit einem be
sonders großen Temperaturgradient (y) ein, die eine der in München ab 1600 m gefundenen Luft
masse ganz ähnliche Struktur aufweisen. Der von 3900 m bis 5000 m von der Wetterflugstelle Darm
stadt gemeldete 10/10 Ast und Eisregen scheint dabei in einem direkten Zusammenhang mit der sich offen
bar keilförmig einschiebenden Luftmasse zu stehen. Als letjter hier verwendeter Aufstieg zeigt München
bis 1600 in eine typische, am Boden beginnende Übergangsschicht (y — 0.3). Ab 1600 m treffen wir auf
Luftmassen, die nicht mehr die typischen TL-Eigenschaften aufweisen, insbesondere ist ihr y-Wert > 0.7
gegenüber dem durchschnittlich unter 0.6 liegenden y-Wert der TL (mTW) auffallend hoch. Mit ihren
hohen ©'-Werten kommt diese Luftmasse sehr nahe an die typischen, für äquatoriale Luftmassen (EL) in
Mitteleuropa gefundenen Werte heran. Derartige EL dürfte dem Gebiet des thermischen Äquators ent
stammen und in der Höhe als Antipassat im Sommer bis in unsere Breiten vorgedrungen sein. Bei diesen
Typ-Thetagrammen sei besonders auf die gute Einordnung der aus den Bergstationen gewonnenen ©'-
Werte in die Thetadiagramme der Hauptluftmassen hingewiesen. So gehört Svandalsflona der AL an,
der Brocken und die Schneekoppe der in Hamburg zwischen 800 m und 4300 m festgestellten Übergangs
schicht. Der Kahle Asten und der Feldberg im Taunus liegen in der eigentlichen Frontalschicht der PF,
die Wasserkuppe und der Fichtelberg gehören der in Darmstadt gefundenen TL an, und der sehr hohe
Wert vom Schöckel dürfte der im Münchener Aufstieg gefundenen EL zuzuordnen sein.
Fig. II 6 zeigt das Typ-Thetagramm einer „Schleifzonen-W etterlag e“. München befindet
sich dabei am 4. Oktober 1929, 8 Uhr, im Bereiche der absinkenden Warmluftmasse (fTWe) mit einer für