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Ans dem Archiv der Deutschen Seewarte. — 52. Bd. Nr. 6
Zusammenfassung: Wie imAbsclin.il für die föhnreichen Monate des September bis März
starke Anomalien der Luftdruckverhältnisse im Monatsmittel gefunden wurden, so wurden sie hier für
ihre Vor- und Nachmonate nachgewiesen. Diese Druckanomalien ließen sich ihrer Lage nach
vier Anomalientypen zuordnen: dem positiven oder negativen Nord-, Nordost-, Sud
an d Nord westtyp, die auf S. 30 definiert wurden. Sie stellen in der Reihenfolge
Nord-, Nordost-, Süd- und Nordwesttyp den Zyklus des Entwicklungsganges der
Druckanomalien in aufeinanderfolgenden Monaten dar; der Zyklus kann bei einem
beliebigen Glied beginnen; in derselben Entwicklungsreihe wechselt das Vor
zeichen der Anomalien typen nicht. Es bleibt demnach die positive und negative
Typenklasse jede für sich streng geschieden. Da ausAbschn.il die Anomalien läge
der föhnreichen Monate bekannt ist, lassen sich diese ihrem Anomalientyp zuordnen;
es ist der Anfang des Entwicklungsweges gegeben und damit die Weiterentwick
lung und die Verlagerung der Druckanomalien, d. h. die Entwicklung der Groß
wetterlage in den folgenden Monaten.
In diese Betrachtungen konnte die Entwicklung der Großwetterlage des föhnreichen November nicht
einbezogen werden, da sich die Druckanomalien dieses Monats und seiner Vor- und Nachmonate den vier
Typen nicht einordnen ließen.
Von den übrigen Monaten zeigt die föhnreiche Februargruppe ein abweichendes Verhalten in der
Aufeinanderfolge der Anomalientypen, desgleichen der erste Nachmonat des föhnreichen Oktober und der
vierte Nachmonat des Oktober, bei dem ein Typ übersprungen wird. Es ergibt sich , daß die Gr oß-
Wetterlage, die typisch für F ö h n r eich tum ist, von den föhnreichen Monaten Januar
bis März, September, Oktober und Dezember ausgehend sich in der oben angegebenen
Weise in 80,8 w / 0 der untersuchten Monate entwickelt, oder in 5 von 26 Monaten in ab
weichender Weise.
Die typisch anormale Großwetterlage, die sich in föhnreichen Monaten zeigt, entwickelt, sich in be
stimmter eindeutiger Richtung fort.
Die Temperaturanomalien in den Vor -und Nachmonateu der föhnreiclien Monate: Die Temperatur-
anomalien in den Vor- und Naclimonaten sind, wie im Abschn. II (S. 27 ff.), aus den Druckanomalien nach dem Exnerschen
Satz abzuleiten, nach dem sich die Luftströmungen tu» geschlossene Gebiete positiver und negativer Anomalien wie um Hoeh-
nnd Tiefdruckgebiete bewegen. So herrschen im Winter folgende Verhältnisse in Mitteleuropa:
Beim positiven Nordtyp, d. h. wenn sich der über Island liegende hohe Druck bis nach den südlichen Teilen des
Atlantischen Ozeans und des europäischen Kontinents erstreckt, wird Mitteleuropa auf seiner Südostseite von kalten nördlichen
und östlichen Winden beherrscht, währenddessen der negative Nordtyp durch den Transport warmer feuchter ozeanischer
Luftmassen nach Mitteleuropa ausgezeichnet ist.
Bei dem positiven Nordosttyp wird Mitteleuropa wegen seiner Lage auf der Ostseite der nach Nordosten gerichteten
negativen Drnckauomolie bzw. anf dem Westabhang der positiven Anomalie über Südostenropa von warmen südwestlichen
Winden überstrichen, während kalte Winde nordöstlicher Richtung beim negativen Nordosttyp vorherrschen.
Beim Südtyp ist es für Mitteleuropa sehr wichtig, wie weit sich die über den Azoren und dem mittleren und südlichen
Teil des Atlantischen Ozeans gelegene Anomalie nach dem Norden nnd dem Osten erstreckt. Ist die positive Südlage gegeben,
dann wird der südliche Teil Mitteleuropas von kalten Winden nördlicher Richtung, der nördliche Teil von wannen westlichen
ozeanischen Luftmassen überflutet, da die Isanomalen bei diesem Typ aus ihrer westöstlichen Richtung über dem Ozean nnd
Westeuropa über Mitteleuropa in einer Breite von ungefähr (p — 50°—55° in eine nordsüdliche nmbiegen. Wo die Grenzlinie,
nördlich derer warme Westwinde und südlich nnd östlich derer kalte nördliche Winde vorherrschend sind, entlang läuft,
hängt ganz von der Ausdehnung der positiven Anomalie ab. Dasselbe gilt für den negativen Südtyp mit umgekehrtem
Vorzeichen. Bei ihm werden nach dem nördlichen Mitteleuropa kalte kontinentale Luftmassen strömen, dagegen warme
südliche nach dem südlichen Mitteleuropa. (Eiu Beispiel für den negativen Südtyp stellt der föhnreiche Januar und der
föhnreiche Februar dar: die Temperaturanomalien über dem nördlichen nnd südlichen Mitteleuropa sind verschieden, siehe S.28).
Beim positiven Nordwesttyp liegt Mitteleuropa auf der Ostseite der nach Nordwesten gerichteten negativen Anomalie
oder anf dem Westabhang der positiven Anomalie über Nordostenropa. Südöstliche Winde über Mitteleuropa sind die Folge,
die im Winter im allgemeinen die Zufuhr kälterer Luft aus Südostenropa bedingen, sofern die Richtung der negativen
Anomalie nicht eine zu geringe zonale Komponente anfweist. Das umgekehrte Verhalten zeigt der negative Nordwesttyp,
bei dem nach Mitteleuropa relativ warme und feuchte Luftmassen ans dem Nordwesten verfrachtet werden.
Es zeigt sich demnach in Verbindung mit der Entwicklung der Drnckanomalien grobschematisch folgende Entwicklung
der Temperaturen Mitteleuropas im Winter: