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Dr. Hans-Jürgen Bullig: Eine typische Großwetterlage und ihre prognostische Verwertbarkeit
in den Wintermonaten der stärkste Wärmeüberschuß in den föhnreichen gegenüber den föhnarmen Monaten.
So erreicht er auf dem Sonnblick seine drei höchsten Werte im Februar mit 2,07°, im Dezember mit 1,52°
und im November mit 1,06°, auf dem Hohen-Peißenberg im November mit 3,45°, im Dezember mit 2,07 u
und im Februar mit 1,96°; dasselbe trifft für die Talstationen zu: für Innsbruck liegen die höchsten
Jahreswerte im November, Februar und Dezember mit 3,45° bzw. 3,13° bzw. 2,20° und für Altdorf im Februar,
November und Dezember mit 2,73° bzw. 2,71° bzw. 2,40°.
Tabelle 15.
Temperaturdifferenzen der föhnreichen und der föhnarmen Monatsgruppen in den Alpen.
I
II
III
V
VI
IX
X
XI
XII
Innsbruck . . . .
+ 0.10
+ 3,13
+ 0.84
+ L31
-1- 0.72
+ 1,53
+ 1.81
3,45
+ 2,20°
Altdorf
-1- 1,36
+ 2.73
+ 0,57
+ 0,87
+ 0,54
— 0.69
+ 1.01
-f- 2.71
+ 2,40
Sonnblick ....
— 1.26
+ 2,07
+ 0,40
+ 0,80
+ 0,30
-r 0.56
+ 0,89
+ 1.06
+ 1,52
Hohen-Peißenberg
— 0.46
+ 1,96
+ 0.73
+ 1,30
+ 0,46
+ 0.77
+ 0,96
- r 3.45
+ 2,07
Aus der starken Temperaturerhöhung auch auf dem Sonnblick folgt, daß in fölmreiehen Monaten, besonders
in den Wintermonaten, warme Luftmassen bis zu großen Höhen nach dem Norden verfrachtet werden,
und daß daher die Temperaturerhöhungen in den Tälern nicht nur dynamisch durch den Föhn bedingt
sind. Die Differenzen der potentiellen Temperatur zwischen den föhnaktiven und den föhninaktiven
Gruppen sind noch größer, da in der ersten Gruppe über den Alpen der Druck sehr niedrig, also die
potentielle Temperatur höher liegt als die absolute, in der zweiten der Druck sehr hoch ist, also die
potentielle Temperatur noch niedriger liegt als die absolute.
Die höhere Temperatur der föhnaktiven Monate im Monatsmittel ist zu erklären aus der großen Zahl
der südlichen Winde, die für diese Monate nachgewiesen wurde, und die sich aus dem auf S. 12 zitierten
Satz von Exner ergibt, der besagt, daß die Gebiete geschlossener positiver und negativer Druckanomalien
von Luftströmungen der gleichen Richtung begleitet sind wie Hoch- und Tiefdruckgebiete. Da in den
föhnreichen Monaten die Alpen auf der Ostseite des über dem Golf von Biskaya oder nördlich davon
gelegenen Zentrums der negativen Anomalie liegen, sind daher vornehmlich Winde südlicher Richtung zu
erwarten, die die entsprechend höheren Temperaturen bedingen.
Die Temperaturanomalien in dem übrigen Europa werden ganz von der Lage des be
trachteten Gebietes zu den Druckanomalien abhängen. Da nun Süd-, Mittel- und Norddeutschland in
föhnreichen Monaten wie die Alpen ebenfalls auf der Ostseite der über dem Nordatlantischen Ozean be
findlichen negativen Anomalie liegt (siehe die betreffenden Karten), wird man dieselben Temperaturanomalien
erwarten dürfen, die an den Alpenstationen gefunden wurden. In Tab. 16 sind für München, Wien, Breslau,
Frankfurt a. M. und Hamburg die Temperaturunterschiede der föhnreichen und der föhnarmen Gruppen
jedes Monats in derselben Weise wie in Tab. 15 mitgeteilt. In der Tat sind die föhnreichen Monate auch
an diesen Stationen im Monatsmittel wärmer als die föhnarmen.
Tabelle 16.
Temperaturdifferenzen der föhnreichen und der föhnarmen Monatsgruppen in Mitteleuropa.
I
II
ìli
V
VI
IX
X
XI
XII
München
- 1,04
+1,69 H-
0.5S
+ 1,47
+ 0,69
+ 0., 4
0,96
+ 2,60
+ 2,14°
Wien . . . -
- 0,28
+ 1,66
-0,55
+ 1,10
+ 0,60
+ 0,39 -
+ 1,76
+ 2,65
4- 1,57
Breslau . -
- 1,97
+1,70 -
- 0,33
+1,31
+ 0,70
+ 0,77 -
-r 2.12
+ 3.17
+ 2,16
Frankfurt -
- 1,18
4- 1,37 + 0,09
+ 0,27
0,47
4 0.60 -
4- 0.64
+ 2.14
+ 1,42
Hamburg -
- 2,64
— 0,04
- 0,37
4 0.32
4- 1,14
+ 0.47 -
T 1,31
, - 2,04
4- 1.73
Ausnahmen zeigen
sich
nur in den
ersten
drei Monaten
des Jahres.
Sie
ergeben sich aus
des Zentrums der Anomalie über dem Ozean. Von allen Monaten liegt sie im Januar am weitesten süd
lich. Mitteleuropa befindet sich im Nordostquadranten der Anomalie mit ihren südöstlichen und östlichen
Winden (wenn sie, wie es bei Föhnreichtum der Fall ist, negativ ist), und kalte kontinentale Luftmassen
werden aus dem Südosten und Osten Europas nach Mitteleuropa verfrachtet. Einen schönen Ausdruck