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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte. 52. Bd. Nr. 5.
Zwar verläuft die Trift der „Luleälf" mit einer Neigung zur rechten Seite des Langelanclbelts, wo
rin man eine \\ irkuug der ablenkenden Kraft der Erdrotation erblicken könnte. Doch lassen sowohl
die Triften der „Götaälf“ und „Sayn“ wie auch die Triften im Fehmarnbelt selbst nichts derartiges er
kennen. So scheint es also, als wenn in diesen schmalen Meeresarmen, die wir schon Seite 50 mit ver
hältnismäßig langen, schmalen Kanälen verglichen haben, die ablenkende Kraft der Erdrotation, bei
Eistriften wenigstens, nicht in Erscheinung tritt. Man muß nämlich beachten, daß durch die Eisbe
setzung die Breite des Meeresarmes noch ganz erheblich herabgesetzt wird und bis zu einer strich
artigen Rinne zusammenschmelzen kann.
Doch nun zur Triftgeschwindigkeit selbst: Vergeblich suchen wir nach einem Zusammenhang
zwischen Trift- und Windgeschwindigkeit. Regellos ist die Verteilung.
Wir gruppieren nach der Windgeschwindigkeit: Bei starken Winden erkennen wir sowohl kleine
wie große Triften, und umgekehrt. Wir betrachten die relativen Triftgeschwindigkeiten und be
merken große Schwankungen. Ein Wind von 1 m/sek. ruft eine Triftgeschwindigkeit von
55 cm/sek am 4. 5.
20 cm/sek am 5. 5.
10 cm/sek am 11. 2., 25. 2., 4. 5.
5 cm/sek am 7. 5.
1 cm/sek am 17. 2., 25. 2., 26. 2.
0,2 cm/sek am 15. 2., 24. 2.
hervor. Obige Zahlen sind Beispiele aus der Trift der „Luleälf".
Um einen vielleicht versteckt liegenden Zusammenhang aufzufinden, jedenfalls aber um einen
zahlenmäßigen Ausdruck für die Abhängigkeit von Trift- und \\ indgeschwindigkeit zu bekommen,
berechnen wir uns den Korrelationskoeffizienten (R) (1).
W ir erhalten
R = 0.096,
d. h. es ist fast keine Korrelation vorhanden, die doch eigentlich funktional sein müßte.
Dennoch lassen sich gewisse Züge aus der Trift der „Luleälf“ herauslesen: Wir betrachten einige
Perioden mit konstanter Windgeschwindigkeit (s. Tab. 54).
Zu Beginn der Eisperiode, vom 10. 2. 12 Uhr bis 11. 2. 4 Uhr, sehen wir, wie die Triftgeschwindig
keit bei konstanter Windstärke (16,7 m/sek) konstant abnimmt, um nach dem Einbiegen in den Lan
gelandbelt auf rund ein Drittel der Anfangsgeschwindigkeit zu sinken. Die Ursache leuchtet ohne
weiteres ein. wenn man bedenkt, daß unter dem Wirken von Wind und Frost die Eisdecke immer
stärker wird, und außerdem auch durch die östliche Richtung der Winde das Eis sich mehr und
mehr aufstaut und Neigung zur Packeisbildung bekommt.
Sodann wollen wir die Verhältnisse zu Beginn der Abtriftperiode vom 5. 5. 20 Uhr bis 5. 5. 4 Uhr
betrachten. Während dieser 56stüncligen Periode haben wir es im Gegensatz zu der obigen mit
schwachen Winden zu tun (ca. 2,5 m/sek). Wir sehen, wie die Geschwindigkeit zunächst anwächst,
dann wieder etwas abnimmt, wahrscheinlich durch Eisstauung, um dann zu den größten überhaupt
vorkommenden Werten anzuwachsen. Wir sehen aber auch, wie trotz nun wachsender Windstärke
die Triftgeschwindigkeit immer kleiner wird. Die Eismassen im Langelandbelt werden vor dem nach
Westen setzenden Eisstrom des Fehmarnbelts auf gestaut. Sobald das Schiff in diesen letzteren hin
eingekommen ist, nimmt die Geschwindigkeit von 2,14 bis 18,75 cm/sek zu.
Hieran anschließend setzt die dritte Periode ein, die 19 Stunden dauerte und ebenfalls durch
schwache Winde ausgezeichnet ist. Die Triftgeschwindigkeit nimmt bis zur Hälfte ab.
Während der letzten Periode endlich sehen wir das Schiff bei Gedser. Während dieser Periode
hielt sich die Triftgeschwindigkeit ziemlich konstant. Höchstwahrscheinlich war das Eis in dieser
Gegend ziemlich gleichmäßig verteilt, befand sich doch das Schiff nun am Eingang zur freien Ostsee,
t) R = i bedeutet vollständige positive j
R = 0 bedeutet keinerlei | Korrelation.
R = —1 bedeutet vollständige negative I