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Full text: 52, 1933/34

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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte. 52. Bd. Nr. 5. 
12. Februar. Vom 11. 2. an flaute der Wind erheblich ab. „Schleswig-Holstein“ und „Elsaß“ 
liefen deshalb bei Tagesanbruch aus, um die drei vor Biilk festsitzenden Dampfer, zu denen sich 
noch der „Star“ gesellt hatte, zu befreien. Das Loseisen von „Sovet" machte keine großen Schwierig 
keiten, der starke Dampfer konnte in der Rinne der Linienschiffe ohne weiteres bis Kiel folgen. Die 
Befreiung der übrigen Dampfer nahm allerdings vier Stunden* in Anspruch, da sie in einer äußerst 
starken Eisbarre saßen. Die Fahrrinne hatte sich inzwischen wieder völlig geschlossen, so daß die 
Dampfer von den beiden Kriegsschiffen in den Hafen eingebracht werden mußten. 
Flugzeugaufklärung ergab, daß die ganze Strecke der Ostsee bis Darsserort vereist war. Südlich 
von Gedser wurde Dampfer „Sayn“ gesichtet, östlich Kelsnor ..Heros" und „Ilse L. M. Russ". Infolge 
von Schneeböen war die Sicht außerordentlich schlecht. Dicht unter der Küste Laalands wurde eine 
3—4 sin breite eisfreie Rinne gesichtet. Von Staberhuk bis Warnemünde war die See von Festeis be 
setzt. 
15. F ebruar. Gegen 7 Uhr liefen die Linienschiffe aus, um die von Kelsnor bis in die Mitte der 
Kieler Bucht vertriebenen Schiffe zu befreien. Eine vor der Kieler Bucht lagernde Eisbarre war je 
doch so stark, daß sie die Kriegsschiffe mehrfach zum Stehen brachte. Als erster Dampfer wurde 
„August Thyssen" befreit. Während „Schleswig-Holstein“ sich um „Heros" und „Ilse L. M. Russ“ be 
mühte. stieß „Elsaß“ zu dem am weitesten draußen liegenden „Planet“ vor. der innerhalb von neun 
Tagen von der Mecklenburger Bucht in einer großen Eisscholle bis hierher getrieben war. Da er an 
Kohlen- und Proviantmangel litt, wurde er erst mit dem Nötigsten versorgt und dann losgebrochen. 
..Schleswig-Holstein“ hatte die beiden Dampfer inzwischen losgeeist und mit „August Thyssen“ zu 
sammen ins Geleit genommen. Das Führen der Schiffe war jedoch recht schwierig, da sowohl die 
geleiteten Dampfer, als auch die Linienschiffe selbst häufig festkamen. Wegen des überaus schnellen 
Zugehens der gebrochenen Rinne konnte „Planet“ der ,Elsaß“ nur in geringem Abstande folgen, kam 
dem Linienschiff oft bedrohlich nahe und rammte es schließlich. Auch die „Schleswig-Holstein“ hatte 
eine leichte Kollision mit „August Thyssen“. Mit Eintritt der Dunkelheit machte dichtes Schneetrei 
ben die Fortsetzung der Arbeit unmöglich, so daß bei Bülk geankert werden mußte. 
An diesem Tage traf von Finnland kommend der Dampfer „Nordland“ in Stettin ein. Auf seiner 
Fahrt hatte er an der finnischen Küste Packeis angetroffen. An der estnischen Küste befand sich 
Neueis von 5 Zoll Dicke, während von Dagerort bis nach Großhorst (an der pommerschen Küste) die 
See eisfrei war. ln der Swinemünder Bucht befand sieb Festeis. 
14. F e b r u a r. Bei Tagesanbruch nahmen die Linienschiffe die Befreiungsarbeit wieder auf. 
„Elsaß" sollte die vier in der Nacht wieder festgekommenen Dampfer befreien und „Schleswig-Hol 
stein” sollte eine Fahrrinne bis Bülk brechen. Dichtes Schneetreiben und stärkstes Packeis aber lie 
ßen Linienschiffe und Geleit immer wieder festkommen. Sehr langsam und unter großen Schwierig 
keiten gelang jedoch die Arbeit und gegen 13 Uhr liefen die Linienschiffe mit Geleitzug in Kiel ein. 
Am 15. Februar mußte „Elsaß“ kohlen; die Kriegsschiffe blieben aus diesem Grunde im 
Hafen. 
Flugzeugbeobachtungen ergaben nur wenig Aenclerung der eingeeisten Schiffe. Im Umkreis von 
Arkona waren unübersehbare Treibeisfelder. Außer der schwer im Eise arbeitenden Schwedenfähre 
„Kong Gustaf“ wurden hier keine Schiffe mehr gesichtet. Die Sicht war bei dem herrschenden 
Schneesturm außerordentlich schlecht. 
Kolberg und Stolpmünde meldeten ihre Häfen als eisfrei. 
16. Februa r. Die Linienschiffe liefen zum letzten Male aus. um „Ceres“ und „Gottfried 
Poppe" zu befreien; aber der Durchbruch gelang nicht mehr. Schneefall und Frost der letzten Tage 
hatten das Eis vor der Kieler Bucht so verstärkt, daß nach vierstündigen Versuchen abgebrochen 
werden mußte. Trotz dauernder Anläufe kamen die Linienschiffe nur immer etwa 1 sm stündlich 
vorwärts und „Schleswig-Holstein“ mußte schließlich noch die selbst festgeratene „Elsaß“ losbre 
chen. Jede weitere Eishilfe durch Linienschiffe war somit erst bei gänzlicher Aenclerung von Wetter 
und Eislage möglich und wurde daher auf Befehl der Marineleitung eingestellt. „Elsaß“ gab dazu 
noch folgenden Bericht: „Anhaltender Frost und Ostwinde haben die Eisbarren von Tag zu Tag ganz 
erheblich verstärkt und die Kieler Bucht völlig verstopft. Von Laboe ab nach außen ist kaum noch
	        
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