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Full text: 52, 1933/34

Dr. Johann Richter: Die Vereisung der Beltsee und südlichen Ostsee im Winter 1928/29. 
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bis dahin 8 Dampfer aus der Eisumklammerung befreien. Nachdem sie wegen Nebels an dieser Stelle 
etwa eine Stunde liegen bleiben mußte, trat sie von Position 54° 25' N. 11° 49' E (8 sin südlich Ged- 
ser) um 11 h 45 den Rückmarsch mit Geleit an. Unterwegs konnte sie weitere fünf Dampfer loseisen 
und in den Geleitzug einreihen. Da das Wetter aber sehr unsichtig war. und später auch noch dich 
tes Schneetreiben einsetzte, war es bei dem langen Geleitzug nicht möglich, jedem einzelnen Schiffe 
zu helfen, besonders, da auch noch häufig wieder Schiffe festkamen. Daher konnte nur ein Teil des 
Geleitzuges bis etwa zum Fehmarn-Belt-Feuerschiff durch das doch schon recht starke Eis durchge 
bracht werden, hier mußte man ihn allerdings in schwächerem Eise zurücklassen. Um 20 Uhr wurde 
bei den wieder festgekommenen Teilen des Geleits geankert. Bei Tagesanbruch stieß die ..Schleswig- 
Holstein" erneut nach Osten vor, da im Laufe des vergangenen Tages noch zahlreiche Hilferufe von 
festgeratenen Dampfern eingegangen waren. „Schleswig-Holstein“ hielt die Ostsee nur noch für 
starke Dampfer passierbar und forderte Auslaufverbot und Eisbrechergestellung. Von „Schleswig- 
Holstein” befreite Schiffe: 
„Kirsta“, „W icander". „Fritz Sdioop“, „Rita“, „Nisse“, „Bratsberg", „Thor“, „Samland“, „Floßhilde“, 
„Imanta“, „Norrna“, „Havborg", Motorsegler „A. H. Both“. 
6. Februar. Immer mehr Dampfer kamen in dem sich dauernd verstärkenden Eise fest. Bei 
Plantagenet-Grund, bei Gedser-Riff, bei Saßnitz, überall saßen die Schiffe im Eise. So z. B. waren 
die Dampfer „Nordlicht" und „Bernhard" in der Nacht vom 3. zum 4. Februar westlich Warnemünde 
im Eise festgekommen, doch gelang es dem „Bernhard“ in Warnemünde einzulaufen. Auch „Nord 
licht" hatte wohl leichteres Eis angetroffen. Dampfer „Bernhard" hatte die 25 srn lange Strecke 
Darsserort—Warnemünde mit einer Geschwindigkeit von 5 sm die Stunde zurückgelegt. Der Damp 
fer läuft durchschnittlich 9 Knoten. (1) 
Die „Schleswig-Holstein" setzte um 7 Uhr morgens ihre Hilfeleistung fort. Bis zum Mittag hatte 
sie sechs weitere Dampfer losgebrochen und zu einem Geleitzuge zusammengestellt. in den sie die 
am Nachmittage des 5. Februar wieder festgekommenen „Bratsberg”. ..Floßhilde" und „A. H. Both“ 
einreihen konnte. I i otz des starken Packeises im Fehmarnbelt konnte sie den Geleitzug nach guter 
Fahrt bei Westermarkelsdorf Heultonne an einer eisfreien Stelle entlassen. 
Um 15 Uhr stieß das Linienschiff dann in die Kieler Bucht vor und brach südwestlich Langeland 
die Dampfer „Baltrader“ und „Havborg" los. Protz des nicht sehr starken Eises konnten sich aber 
beide nicht bis kiel durcharbeiten. Im Westen und Nordwesten sichtete „Schleswig-Holstein“ weitere 
Dampfer, die aber keinerlei Fahrt machten. Um 18 Uhr ging „Schleswig-Holstein” wieder nach Osten 
auf Fahrt zu der bei Gedser liegenden Dampfergruppe, warf dort aber für die Nacht Anker. Der 
steife Ostnordost-Wind hatte auch am Osteingang des Fehmarnbelts starkes Packeis entstehen lassen, 
so daß eine erneute Warnung an die Schiffahrt abgegeben wurde. 
Von „Schleswig-Holstein" am 6. 2. befreite und geleitete Schiffe: 
„Geier", „Theodor“. ..Halmstad“, „Alexandra“, „Priamus". „Evermore“, zum zweiten Male: „Brats- 
berg“, „Floßhilde“, „A. H. Both". 
Im Seegebiet östlich des Fehmarnbeltes saßen noch etwa 20. südlich kiel noch etwa 10 Dampfer 
im Eise fest. Da die „Schleswig-Holstein" bei Rügen arbeitete, die Lage der Dampfer in der Kieler 
Bucht aber auch immer bedrohlicher wurde, mußte ein zweites Linienschiff eingesetzt werden. Be 
reits am 6. 2. nachmittags war die „Elsaß" auslaufbereit. 
Die Ostsee zwischen Darsserort und Arkona war fast eisfrei, die Küste von Kolberg bis Rügen- 
waldermünde jedoch mit z. T. 1 m dickem Eis blockiert. 
7. F e b r. „Schleswig-Holstein" ging um 6 h 50 Anker auf und brach die vier wieder festgekomme 
nen Schiffe los. Auf dem Rückmärsche schor das Linienschiff so dicht an clen wieder festgeratenen 
Schiffen vorbei, daß diese in die Fahrrinne der „Schleswig-Holstein“ einlaufen konnten und reihte 
so noch fünf Dampfer, darunter „Luleälf“ und „Götaälf“, ihrem Geleitzug ein. Das Geleiten dieses 
in bezug auf Maschinenstärke sehr ungleichen Zuges gestaltete sich aber sehr schwierig. Insgesamt 
wurden in 5V» Stunden nur 9 sm zurückgelegt. Infolge des raschen Wiederzugehens der Rinne 
kamen die schwächeren Dampfer immer wieder fest. Deshalb wurde nachmittags der Versuch ge 
ll Nach Angabe d. „Germanischen Lloyd“, 1952. Tab. Tiefgang, Tragfähigkeit usw.
	        
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