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Full text: 52, 1933/34

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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte. 52. ßd. Nr. 5. 
das Schiff, das Eisbrecherhilfe in Anspruch nimmt, ist besonders die Zahl der im Eis zu durchlaufen 
den Seemeilen von größter Wichtigkeit, ist sie doch eine für den befrachtenden Reeder mit Kosten 
verbundene Angelegenheit. Ebenso wichtig ist aber auch die Kenntnis der Beschaffenheit des Eises: 
dünnes Eis ist besser und schneller zu durchfahren als treibende, die hl aneinander gepackte Eis- 
niassen: denn jenes läßt hinter dem Schiffe eine Rinne offenen Wassers frei, das letztere schließt 
aber die Fahrstraße immer wieder sofort und gibt daher dem Eisbrecher weniger Gelegenheit, seine 
ganze Wucht im Zertrümmern der Eismassen zu entfalten. 
Die Meldungen enthalten daher folgende Angaben: (1) 
Lage und Grenze des kompakten (losen oder festen Eises) 
Lage des Eisrandes überhaupt 
Anzahl der Seemeilen vom Eisrand bis nach Leningrad. 
Diese Daten werden täglich um 12 Uhr in offener englischer Sprache von der russischen Funk 
station Dietskoie Sselo verbreitet. 
Die Genauigkeit der Meldungen beträgt 5—10 sm für die Lage des Eisrandes. Leber etwaige Ver 
änderungen des Eisrandes wird natürlich auch berichtet und seine vermutliche Grenze angegeben. 
Leber den finnischen Meerbusen wird endlich auch ein Eisbericht verbreitet, der dem deutschen 
Schlüssel folgt. 
Außer von der Funkstation wird der Eisbericht auch regelmäßig von den Eisbrechern ausge 
sandt. 
III. Verlauf der Schiffahrtsverhältnisse in der südlichen Ostsee 
während der schweren Eisperiode des Winters 
im Februar und März 1929. 1 2) 
Schon am 12. Januar war der griechische Dampfer „Evgenia" im Kaiser-Wilhelm-Kanal festgera- 
ten. Als Anfang Februar nun außergewöhnlich strenger, lang anhaltender Frost einsetzte, drohte 
durch die immer stärker werdende Eisbesetzung die gesamte Ostseeschiffahrt zum Erliegen zu kom 
men. Deshalb wurde in den interessierten Reedereikreisen der Wunsch laut, die vom Eis bedräng 
ten Schiffe durch die Hilfe der Reichsmarine zu befreien. In der Swinemünder Bucht saßen bereits 
acht, in der Wismarer- und Pommernbucht etwa zehn Schiffe im Eise fest. Im Kattegat häuften sich 
große Eismassen an, und sowohl der Große wie der Kleine Belt galten schon als ziemlich unpassier 
bar. Auf Grund dieser Sachlage lief am 4. Februar das Linienschiff „Schleswig-Holstein" zur Eis 
hilfe aus. Das Ziel war zunächst die Wismarer- und Pommernbucht, da den dort festgeratenen 
Schiffen die Hilfe am nötigsten zu sein schien. Zur Unterstützung der „Schleswig-Holstein“ waren 
außerhalb der Eisgrenze die drei großen Schlepper der Bugsier-Reederei und Bergungs-A.-G. postiert. 
Die „Heros“ lag vor Fehmarn, „Parnaß“ vor Swinemünde und der „Seeadler“ vor Saßnitz. — 
Auf ihrer Ausreise passierte die „Schleswig-Holstein“ den von Aarhus nach Holtenau unterwegs 
befindlichen Dampfer „Andromeda“ bei Kiel Feuerschiff. Dieser schien aber noch keiner Hilfe zu 
bedürfen. 
Am 5. F ebrua r, kurz nach Mitternacht, passierte die „Schleswig-Holstein“ 4 sm nordöstlich 
Marienleuchte den Schlepper „Heros“, in dessen Obhut sieh drei Dampfer befanden: der Engländer 
„Baitrader“, der Däne „Garönne“ und ein Lette unbekannten Namens. Kurz darauf traf das Linien 
schiff den Schweden „Lisa“ im Eise festsitzend an und brach ihn los. Da „Heros“ jedoch in der Nähe 
aller Schiffe war, setzte „Schleswig-Holstein" um 6 h 45 m ihren Marsch nach dem Osten fort. Bereits 
um 10 Uhr war sie bei Position 54° 29‘ N.. 11° 40' E. (ca. 20 sm nördlich Bnk) gekommen und konnte 
1) W. Arnold-Alabieff, Russ. Eisnacliriehteudieust usw. Ann. d. Hydr. usw. 1925, S. 171. 
2) Auf Grund d. Akten d. R e ich sma r i ncd i eilst stelle Hamburg Liber d. Eishilfe der Reichsmarine.
	        
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