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Full text: 52, 1933/34

R. Becker und G. H. Bau mann: Beiträge zur Meteorologie des Luftweges über Grönland. 
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annähernd zu 50% Tage mit Seenebel waren, der teilweise in bedrohlicher Nähe der Küste lag und viel 
fach nur durch die Höhenzüge des jenseitigen Ufers des Godthaabfjordes aufgehalten wurde. 
Diese ausgesprochen sommerlichen Küstennebel sind ja sehr bekannt; immerhin ist dabei inter 
essant, daß selbst in der Breite von Godthaab der Einfluß des Kaltwasserstromes noch so mächtig ist; es 
zeigt, wie groß auch hier die Temperaturgegensätze zwischen Luft und Wasser im Sommer sind. Zum 
Vergleich seien in folgender Tabelle die langjährigen Mittel zweier südgrönländischer Stationen angeführt: 
Zahl der Tage mit Nebel. 
JFMAMJJASOND 
0,3 1 1 2 5 6 7 3 2 1 0,2 
11 2 7 11 16 14 
3 11 
Das an der Südküste gelegene Nanortalik hat sein Maximum mit 16 Nebeltagen (—50%) im Juli, ein 
Wert, der sich mit dem von Godthaab ziemlich gut deckt. Innerhalb der Fjorde (Ivigtut) sinkt die Zahl 
der Nebeltage in den Hauptnebelmonaten Juni—August um mehr als die Hälfte herab. 
Lassen sich nun die Küstenebel einigermaßen sicher vorher erkennen? Diese Frage kann insofern 
positiv beantwortet werden, als es sogenannte sichere Wetterlagen gibt, Wetterlagen, bei denen Winde 
östlicher Komponente herrschen, die den Nebel nach See hinausdrücken und deren dynamisch erwärmte 
Luftmassen den Seenebel unter Umständen zur Auflösung bringen. Es hat sich immer wieder gezeigt: 
Kann man Druckverteilung und damit die vorherrschende Windrichtung rechtzeitig erfassen, so ist damit 
die Frage der Nebelprognose eigentlich gelöst. Vielfach war die Küste trotz schwacher SW- bis W-Winde 
nebelfrei; die Ursache war dann meistens in einer östlichen Höhenströmung zu suchen. Der auflandige 
Wind der untersten Schichten ist als Seewind zu deuten, wie sich aus einigen Höhenwindmessungen 
(siehe weiter unten) ergeben hat. 
Die Wetterverhältnisse an der Küste sind natürlich sehr verschieden zu bewerten, je nachdem es sich 
um Flüge an der Küste oder um Flüge über das Inlandeis von einer Küste zur anderen handelt. Im ersten 
P'alle können die sogenannten Nebeltage, wenn der Nebel nur vormittags herrscht, noch ausgenutzt werden, 
während bei Inlandeisüberquerungen das Küstenwetter vollkommen einwandfrei sein muß. Zu den an 
sich großen Schwierigkeiten einer Inlandeisüberquerung kommt also noch erschwerend hinzu, daß diese 
Flüge, sofern als Zielhäfen Küstenplätze wie Godthaab vorgesehen sind, wegen Küstennebels nur 50%-tig 
durchführbar sind. Diese 50% stellen noch den günstigsten Kall dar, denn sicher werden Ost- und West 
küste nicht immer gleichzeitig gutes oder schlechtes Wetter haben. Nur bei kräftiger Antizyklone über 
dem Inlandeis werden die drei Faktoren: Küsten weiter — Ostkiiste, Wetter — Inlandeis 
und Küsten wetter — Westküste übereinstimmend und günstig sein. Hiernach erscheint ein 
Flugverkehr über dem Inlandeise, sehr fraglich. Die Schaffung einer geeigneten Bodenorganisation, 
wie ein regelmäßiger Verkehr es verlangt, würde die meteorologischen Gefahren zwar wesentlich ver 
mindern. Alle Angaben beziehen sich auf die gegenwärtigen Verhältnisse, wie sie im Sommer 1931 lagen, 
wie auch die Grundlage meiner Beurteilung in erster Linie die flugmeteorologischen Erfahrungen der 
diesjährigen Beratungstätigkeit auf Grönland bilden. 
Weiter oben wurde schon von Seewind gesprochen; tatsächlich sind die Temperaturunterschiede 
zwischen Land und Wasser ziemlich groß, besonders an klaren Tagen, wo die Erwärmung der steinigen 
Küste ganz bedeutend sein kann. Die Tagestemperatur erreichte nicht selten +15°, sank aber nachts 
des öfteren auf 3 — 5° herab. Die Temperaturschwankungen sind bei wolkenlosem Himmel sehr 
beträchtlich. 
Die an der Küste gemessene Wassertemperatur betrug durchschnittlich 5°. Streicht wärmere 
Luft über das Wasser hinweg, so wird sie sich abkühlen. Diese Abkühlung bedingt den Nebel. Warm
	        
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