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Full text: 52, 1933/34

R. Becker und G. H. Bau mann: Beiträge zur Meteorologie des Luftweges über Grönland. 
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Wetterlage des betreffenden Tages zu suchen sein, da der dynamische Einfluß der Luftbewegung eher 
wölken- und nebelauflösend wirkte. Ein Beweis dafür waren die Abnahmen der Nebelhöhe nach See zu 
und der allmähliche Übergang des Nebels in einzelne Nebelstreifen. Wahrscheinlich handelte es sich 
in diesem Falle um Nebelreste, die einem Nebelgebiet entstammten, das sich tags zuvor aus tiefer 
Stratusbewölkung (Stauwolken bei WNW 3) und leichten Regenfällen (Küsteneinfluß), verstärkt durch 
nächtliche Ausstrahlung, über der gebirgigen Nordwesthalbinsel gebildet hatte. 
Derartige Nebel zählen zu den typischen Witterungserscheinungen auf ozeanischen Inseln, lassen 
sich jedoch nur bei guter Kenntnis der lokalen Verhältnisse Vorhersagen. 
Über der Dänemarkstraße wurde in etwa 400 m Höhe geflogen. Sehr bemerkenswert ist, daß schon 
bald nach Überquerung der nördlichsten Breite von Island, in kaum 50 km Abstand von Islands Nord 
küste, Treibeis gesichtet wurde. Das bedeutete eine verhältnismäßig weit nach Süden vorgeschobene 
Treibeisgrenze, die unter normalen Verhältnissen nur im Frühling so weit südwärts vordringt. Über 
dem mittleren Teil der Dänemarkstraße hatte sich dünner Eisnebel gebildet, wahrscheinlich in seiner 
räumlichen Erstreckung an eine Bodeninversion gebunden, denn in 400 m Höhe wurde eine Temperatur 
von +15 Grad gemessen, weiter nördlich ging die Temperatur in gleicher Höhe auf +10 Grad zu 
rück. Diese relativ hohen Temperaturen fordern unbedingt die Annahme einer Bodeninversion. Als 
Ursache der atmosphärischen Erwärmung mögen die dynamischen Vorgänge am Südabliange des Ost 
grönlandhochs angesprochen werden. Entsprechend der dynamischen Erwärmung war es wolkenlos und 
auch die Sicht in der Höhe sehr gut. Die grönländische Küste kam in ungefähr 200 km Entfernung 
in Sicht. Der Treibeisnebel w T ar den wechselnden Treibeismengen zufolge sehr lückenhaft verteilt. 
Start in Reykjavik: 3.40 Uhr. Landung in Scoresbysund: 8.45 Uhr. Entfernung: 880 km. Flug 
zeit: 5 h 5'. Durchschnitts-Geschwindigkeit: 176km/Std. 
4. Flugabschnitt: Scoresbysund—Godthaab. Inlandeis. 
(siehe Karte 4 Tafel 7) 
Durch Verlegung der Flugroute über Scoresbysund vergrößerte sich die Inlandeisstrecke etwa um 
das Doppelte gegenüber der ursprünglich geplanten Angmagsalik-Godthaab. In technischer Hinsicht 
bedeutete das fast die doppelte Belastung mit Betriebsstoff, welcher mindestens bis zur Höhe von 3000 m 
zu befördern war. Navigatorisch bestand eine Erschwerung darin, daß die jeglicher terrestrischen 
Anhaltspunkte sowie jeder Wind- und Abtriftsbestimmungsmöglichkeit mangelnde Strecke ebenfalls auf 
das Doppelte anwuchs. In meteorologischer Hinsicht war somit ein wesentlich größerer Abschnitt 
unerforschten Gebietes mit in die Flugberatung einzubeziehen. Den einzigen Anhalt bilden die Meldun 
gen der wenigen Küstenstationen, die auf dem schmäleren Teile Südgrönlands eine Interpolation bezüglich 
' der Witterungselemente (Druck, Temperatur, Wind) immerhin noch eher gestatten als im mittleren Teil, 
wo das „Inlandeiswetter“ einen viel mächtigeren Faktor darstellt. 
Die Wetterlage der Vortage hatte gezeigt, daß entgegen den viel verbreiteten Anschauungen sich 
Luftdruckstörungen, ohne nennenswerten Widerstand zu finden, gelegentlich über den grönländischen 
Kontinent, das Inlandeis, hinw'egbewegen. 
Am 14. August konnte der Flug über das Inlandeis noch nicht angesetzt werden, da die Westküste 
im Bezirk Godthaab durch tiefe Wolken und Nebel vollkommen „verhängt“ war. Diese Verhältnisse 
sind bei Südwestwinden dort sehr häufig vorzufinden. Die eigentliche Ursache des Schlechtwetters an 
der Westküste war immer noch das durch Teilung aus der Südgrönlandzyklone hervorgegangene Rest 
tief über der Davisstraße, das nunmehr als Ausläufer mit einer Zyklone über Nordkanada in Verbindung 
stand und dessen nordnordostwärts gerichteter Ausläufer von dem sich über dem Inlandeise w-eiter 
ausbreitenden Hochdruck-Keil bis zur Küste abgedrängt war. Überall war kräftiger Druckanstieg 
erfolgt; gleichzeitig setzte sich die Wetterbesserung längs der Westküste von Süden nach Norden
	        
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