R. Becker und G. H. Baumann: Beiträge zur Meteorologie des Luftweges über Grönland. 19
Vorliebe vom Meere her in Form einer Bank oder Wand herein. Oft hat er sich auch infolge einsetzen
den Austausches vom Boden gehoben und erscheint als Hochnebeldecke. Die klarsten Gesetzmäßigkeiten
zeigt der Wind. Die nebelhaltige Luftströmung kommt von See herein. Innerhalb der Nebelschicht
herrscht Isothermie oder Inversion. Uber der Nebelschicht, also im Mittel in 255 m Höhe, weht mit
normaler Temperaturverteilung wieder der normale ablandige Wind. Die Intensität des Nebels kann,
wie die Tabelle zeigt, alle Abstufungen annehmen. Dasselbe gilt von der Flächenausdehnung und der
Dauer an einem Orte. Ganz allgemein ist zu bemerken, daß jener Nebel die Neigung hat, in mehr oder
minder scharf abgegrenzten Massen stark verschiedener Intensität aufzutreten. Diese Erscheinungsform
scheint wahrscheinlicher zu sein als die einheitliche Vernebelung sehr großer zusammenhängender
Gebiete.
Über Ausdehnung, Zuggeschwindigkeit und Lebensdauer der Nebel und Schneefallgebiete auf dem
Inlandeis läßt sich schwer etwas sagen. Das beste Bild hierüber gewinnt man wohl aus der Betrachtung
der Fig. 2 bis 4 (Tafel 4 bis 6), auf die ja schon wiederholt als letztes und anschaulichstes Mittel zu
einem Urteil hingewiesen wurde. Exakte Resultate lassen sich damit natürlich nicht gewinnen, wohl
aber erlauben sie die Begründung einer Ansicht.
Zusammenfassend kann über die Frage der Sichtbehinderung durch Nebel und Schnee gesagt
werden, daß das Inlandeis vielleicht ein etwas günstigeres Bild darbietet als die Küste; eine prinzipielle
Sonderstellung als Schönwettergebiet nimmt das Inlandeis aber nicht ein. Nachgewiesen wurde
dies durch die vorstehenden Ausführungen für das von den drei großen Expeditionen an
getroffene Wetter.
2. Bewölkung.
Dieses Kapitel muß hier sehr kurz behandelt werden, da Schätzungen oder gar Messungen der
Wolkenhöhe in Grönland nirgends vorliegen, und Schätzungen der Wolkenbedeckung auch
an der Küste nur spärlich und in summarischer Form vorhanden sind. Den Flieger interessieren aber
in der Hauptsache die tiefen geschlossenen Wolkendecken und dann auch die Dicke, Dauer und Aus
dehnung derselben. Ein entscheidendes Eingehen auf mangelhaftes Material kann aber vermieden werden,
denn in dem Kapitel „Sicht“ sind bereits Zahlen vorhanden, die ein gutes Bild, sowohl der Häufigkeit
tiefer geschlossener Wolkendecken als auch von deren Intensität und Dauer, als komplexe Angabe
liefern. Es handelt sich hier uni die Angaben über Schneefälle. Zum mindesten für eine kurze Zeit,
wird im allgemeinen mit Schneefall auch eine tiefe geschlossene Wolkendecke verbunden sein. Aller
dings muß hinsichtlich der Frage nach der Bewölkung nicht nur der Schneefall, sondern auch der Regen
mit in Betracht gezogen werden.
Für das Inlandeis ist dies bedeutungslos, da ja hier der Niederschlag praktisch ausschließlich
in Form von Schnee fällt. Man kann also die Häuflgkeits- und Intensitätszahlen und -Kurven ebenso wie
die Karten mit Linien gleicher Sohneefallhäufigkeit und gleicher jährlicher Niederschlagshöhe ohne
weiteres zur Beurteilung des Auftretens niedriger geschlossener Wolkendecken über dem Inlandeise
heranziehen. Die Häufigkeit von Schneefällen ist als Maß für die Häufigkeit des Auftretens solcher
Wolkendecken zu betrachten ebenso wie die Intensität für die Dicke und Dauer derselben, wobei aller
dings darauf hingewiesen werden muß, daß im Polargebiet auch schon aus dünnen Wolkengebilden
bedeutende Niederschläge fallen können.
Für die Häufigkeitswerte der Küstenorte aber ist dies zumindest für den Sommer nicht mehr
möglich, denn niedrige geschlossene dicke Wolkendecken sind mit Regen in demselben Ausmaße ver
bunden wie mit Schnee. Es sollen deshalb in der Tabelle 5 für eine Reihe von Küstenorten auf Grund
langer Beobachtungsreihen die Niederschlagshäufigkeiten angegeben werden 1 '). (Die Intensitätszahlen
sind bereits in Fig. 6 (Tafel 1 enthalten.) Die Zahlen der Tabelle 5 sind als relatives Maß für die Häufig
keit jener Wolkendecken aufzufassen.
> 6 ) Nach ').