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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte. — 52. Bd. Nr. 4.
beiden Maxima der angetroffenen Niederschlagshäufigkeit flankiert. Die jährliche Niederschlagshöhe
dagegen scheint einem anderen Gesetz zu folgen; ihr Minimum fällt etwa mit dem Maximum der See
höhe des Eisschildes zusammen, welche in den Fig. 10 bis 12 (Tafel 2) jeweils durch einen senkrechten
Strich markiert wurde. Liegt also dieser Punkt etwa in der Mitte der gerade angetroffenen Zentralzone,
so ist auch eine örtliche Übereinstimmung von Häuflgkeitskurve und Schneemengenkurve zu erwarten.
Die Expedition De Quervain’s bestätigt das. Auf die möglichen Ursachen dieser Gesetzmäßigkeiten ein
zugehen, hat keinen Zweck. Bei der Spärlichkeit und Unsicherheit des Beobachtungsmaterials ist es
leicht möglich, daß manches auf einem Spiel von Zufällen beruht. Für die Beurteilung des Plugklimas
kommt es auf diese Einzelheiten auch nicht an.
Pis soll nun noch der Versuch gewagt werden, zwei Niederschlagskarten vom Inneren Grönlands zu
entwerfen und zwar eine mit Linien gleicher Sommernieder Schlagshäufigkeit und
eine mit Linien gleicher jährlicher Niederschlagshöhe.
Die erste Karte wurde gewonnen durch Aufzeichnen der Häufigkeitswerte längs der Expeditions
wege. Fig. 13 (Tafel 2) zeigt das dann erhaltene Linienbild. Es wird, ebenso wie in Flg. 3 bei der Dar
stellung der Nebelhäufigkeitsverteilung, außen von der 1500 m-Isohypse begrenzt. Auch wurde wieder die
Grenze der „Zentralzone“ durch eine dick gestrichelte Linie angegeben. Sehr anschaulich ist dann zu
sehen, wie die Zentralzone von zwei Häufigkeitsmaxima des Niederschlages flankiert wird. Pis läßt sich
natürlich gegen die Brauchbarkeit einer solchen Darstellung sehr viel einwenden, u. a., daß die Ex
peditionszeiten zwar im allgemeinen als sommerlich zu bezeichnen sind, sich aber doch weit in den
Frühling und den Herbst hinein erstrecken. Auf die Kürze der Expeditionszeiten und den jahrzehnte
langen Zeitabstand der Expeditionen wurde bereits mehrfach hingewiesen. Mangels anderen Materials
ist man aber gezwungen, darüber hinwegzusehen, wenn man überhaupt eine solche Darstellung ent
werfen will.
Die Fig. 14 (Tafel 2) zeigt dann noch, auf dieselbe Art aus den Profilkurven gewonnen, die Linien
gleicher jährlicher Schneehöhe. An Stelle der Grenze der „Zentralzone“ wurde hier die Kammhöhe des
Inlandeisschildes durch eine gestrichelte Linie angegeben. Es zeigt sich, daß diese Linie mitten zwischen
den beiden Wällen maximaler Schneehöhe hindurchläuft. Auch diese Darstellung enthält natürlich
mannigfache Fehlerquellen. Besonders das Schneefegen, welches sicher größere Schneetransporte zur
Folge hat, muß hier erwähnt werden. Man hat dadurch aber wohl, infolge des antizyklonal abfließen
den Windes, eine symmetrische Verschiebung der Kurventeile von der Kammhöhe nach außen zu er
warten, so daß der grundsätzliche Verlauf des dargestellten Linienbildes kaum gefälscht sein wird.
Wie bereits früher auseinandergesetzt, ist es möglich, für Küstenstationen und Inlandeis die In
tensität der Schneefälle zu berechnen. In Pfig. 6 (Tafel 1) sind die Zahlen angegeben. Aus der Art
ihrer Berechnung ging hervor, daß diese Werte mit besonderer Vorsicht zu betrachten sind.
Der Jahresgang der Schneefallintensität an den Küstenorten zeigt einen normalen Verlauf. Ausge
prägte Maxima sind im Sommer und Herbst vorhanden. Auf die Größe dieser Maxima haben lokale
Einflüsse wie bei allen meteorologischen Erscheinungen an der grönländischen Küste einen großen Ein
fluß. Besonders groß ist das Maximum in Ivigtut mit 11,0 mm Niederschlag pro Niederschlagstag im
Oktober. Die Ursache dafür ist in der örtlichen Lage zu suchen und ist von derselben Art, wie bei
einer in einem Hochgebirgstal gelegenen Station. Angmagsalik an der Ostküste hat im Oktober 9,6 mm
Niederschlag pro Niederschlagstag. Dieser hohe Wert hängt wohl damit zusammen, daß der Ort vielfach
mit den Rückseiten der Islandzyklonen in Berührung kommt. Beim Strömen über die durch Einstrah
lung erhitzte felsige Küste wird die vorstoßende Polarluft bereits hier im Norden stark instabil. Die
Stationen der Westküste zeigen eine starke Abnahme der Jahresmaxima der Niederschlagsintensität
nach Norden.
Die Zahlen für die Jahreszeiten zeigen entsprechend dem Jahresgang im Sommer und im Herbst
die höchsten Werte. Auch in den übrigen Jahreszeiten ist die Abnahme nach Norden zu erkennen, wo-