R. Becker und G. H. Baumann: Beiträge zur Meteorologie des Luftweges über Grönland.
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erhalten durch Division der monatlichen Niederschlagshöhe durch die Anzahl der Niederschlagstage.
Diese Berechnung setzt natürlich voraus, daß die Intensität der Schneefälle wie der Regenfälle an einem
Orte sich im Mittel nur unwesentlich unterscheiden.
Die Angabe von Zahlen für das Inlandeis erfordert zunächst ein Kriterium dafür, wann eine
Expedition als auf dem Inlandeise befindlich zu betrachten ist. Ein solches Kennzeichen läßt sich ohne
eine gewisse Willkür nicht geben. In Anbetracht der wissenschaftlichen und praktisch-fliegerischen
Seite des ganzen Problemkomplexes erwies es sich als zweckmäßig, das Gebiet als Inlandeis zu bezeichnen,
das höher liegt als 1500 m. Alles was unterhalb dieser Seehöhe liegt, ist also als küstennahes Über
gangsgebiet oder als Küstengebiet anzusehen. Die in Fig. 6 (Tafel 1) unter den Namen der Küstenorte
angegebenen Zahlen beziehen sich auf eben diese Küstenorte, also auf bestimmte Punkte in Grönland.
Die für das Innere angegebenen Zahlen (die an Hand der Expeditionsresultate extrapolierten Werte)
jedoch, sind als Mittelwerte über gewisse Strecken, nämlich über die durch die 1500-m-Isohypse beider
seits begrenzten Expeditionsrouten, anzusehen.
Wie schon betont, beruhen die Angaben über das Inlandeis auf sehr weitgehenden Extrapolationen.
Es soll hier deshalb nochmals auf die Darstellung der Fig. 2 bis 4 (Tafel 4 bis 6) verwiesen werden.
Der aus ihnen gewonnene allgemeine Eindruck mag in vieler Hinsicht wertvoller sein als spärliches und
unsicheres Zahlenmaterial. Um aber hier wenigstens einige Zahlen zu erhalten, die zwar auch noch
unsicher sind, aber doch wenigstens keine Extrapolationen enthalten, wurde die Spalte „Zeit der
Expeditionswege“ angelegt. Die hier angegebenen Zahlen sind nur mit Hilfe der Beobachtungen er
mittelt worden, welche die Expeditionen während ihres Aufenthaltes auf dem Inlandeise angestellt haben.
Um Vergleiche zu ermöglichen, sind dann, wie schon erwähnt, die Zahlen der entsprechenden Zeiten
aus den Reihen der Küstenorte berechnet und mit angegeben worden.
Die Jahresverteilung der Nebelhäuflgkeit auf dem Inlandeise wurde nun folgendermaßen gewonnen:
Die Häufigkeit der Nebeltage wurde für ein oder zwei Monate des Frühlings, Sommers oder Herbstes
aus den Expeditionsberichten ermittelt und in die Fig. 6 (Tafel 1) eingetragen. Bei de Quervain wurde
der Juli mit 19% angesetzt und bei Koch-Wegener wurde der Mai und der Juni mit 23% Nebeltagen
gewertet. Die Nebelbeobaohtungen Nansens wurden nicht berücksichtigt, da sie einen außerordentlich
niedrigen Prozentsatz ergeben würden. An der Zuverlässigkeit der Nansen’schen Beobachtungen zu
zweifeln, besteht kein Grund. Der schon an und für sich sehr gewagte Anschluß der Reisebeobachtungen
an die langjährigen Beobachtungsreihen der Küstenorte ist aber nur dann noch angängig, wenn die
Größenordnung der Zahlenwerte einigermaßen in die der Küstenreihen hineinpassen.
Bevor die aus den Expeditionsberichten ausgezählten Häufigkeitszahlen endgültig in die Fig. 6
(Tafel 1) eingetragen wurden, fand an Hand der Expeditionsresultate noch eine Nachprüfung darüber
statt, ob die in den eingesetzten Monaten durchwanderten Wegstrecken eine gleichartige Lage zum all
gemeinen physikalischen Aufbau der grönländischen Atmosphäre einnehmen. Dies mußte unbedingt
gefordert werden, und war auch glücklicherweise der Fall. Wenn dies nicht der Fall wäre, würden sich
in den gewonnenen Zahlen örtliche und jahreszeitliche Einflüsse in unkontrollierbarer Weise über
lagern. Dies wäre um so bedenklicher in Anbetracht der Tatsache, daß die Expeditionen in verschiede
nen Jahren stattfanden, die zum Teil noch mehrere Jahrzehnte auseinanderliegen.
Nach diesen Überprüfungen wurden die Extrapolationen vorgenommen. Die Reihen der monatlichen
Nebelhäufigkeit der Küstenstationen müßten dazu zunächst gemittelt werden, und zwar in jeder der
drei Zonen für sich. Da in den beiden nördlichen Zonen nur je eine Station mit Nebelbeobachtungen
vorliegt (Upernivik bzw. Angmagsalik) fiel diese Arbeit hier weg. Die südlichste Zone scheidet hier,
aus den oben auseinandergesetzten Gründen, sowieso aus. Aus den Häufigkeitszahlen der Expeditions
monate und denen der entsprechenden Monate der Küstenstationsreihen wurden nun in jeder Zone ein
Quotient gebildet, mit Hilfe dessen dann die Nebelhäufigkeit auf den Expeditionswegen für alle Monate
des Jahres (und damit natürlich auch für die Jahreszeiten und das ganze Jahr) extrapoliert wurde. Da
die Expedition von Koch und Wegener die Nebelhäufigkeit von zwei Monaten des Jahres auszuzählen