Skip to main content

Full text: 52, 1933/34

5 
R. Becker und G. H. Bau mann: Beiträge zur Meteorologie des Luftweges über Grönland. 
Zur Beurteilung der Verhältnisse auf dem Inlandeise wurde die Beobachtungsausbeute der drei 
großen Überquerungen Grönlands benutzt. Die genaue Lage der Reisewege zeigt ebenfalls Fig. 1 
(Tafel 1). Die erste Überquerungsreise gelang auf einem ostwestlichen Wege Nansen. Sie dauerte vom 
11. August 1888 bis zum 12. Oktober 1888, also fast genau zwei Monate 2 ). Eine zweite Überquerung auf 
einer nördlicheren Route und in west-östlicher Richtung führte vom 20. Juni 1912 bis zum 31. Juli 1912 
De Quervain aus 3 ). Die dritte noch weiter nördlicheüberquerung, nun wieder in ostwestlicher Richtung, 
unternahmen vom 20. April bis zum 9. Juli 1913 Koch und Wegener 4 ). Die von allen drei Expeditionen 
zusammengenommen erfaßte Jahreszeit reicht demnach vom 20. April bis zum 12. Oktober. Die be 
obachtungslose Jahreszeit ist also der Winter, der späte Herbst und der frühe Frühling. 
Eine Sonderstellung nimmt eine vierte Überquerung Grönlands ein, welche im Flugzeug durch von 
Gronau und seine Mannschaft ausgeführt wurde 5 ). Die Flugroute ist in Fig. 1 eingezeichnet. Die Über- 
fliegung fand am 15. August 1931 statt und dauerte 9 Stunden 55 Minuten und zwar von 12.20 h bis 
20.15 h , also etwa vom Mittag bis zum Abend des 15. August. Sie erfolgte von Osten nach Westen. Das 
Flugzeug führte einen Marvin-Meteorographen mit. Mit Hilfe der Registrierungen desselben ist es ge 
lungen, Temperatur und Feuchtigkeit in der Flughöhe während des ganzen Fluges zu ermitteln. Unter 
stützt und ergänzt werden die Registrierungen noch durch während des Fluges angestellte Messungen 
und Augenbeobachtungen. 
Der wichtigste Unterschied der Flug-Messungen und Registrierungen gegenüber denen anderer 
Expeditionen besteht darin, daß der Flug nur wenige Stunden in Anspruch genommen hat, so daß keine 
wesentlichen Änderungen der Wetterlage anzunehmen sind, während die Überquerungsreisen monate 
lang bei verschiedenartigsten Wetterlagen gedauert haben. Weiterhin sind alle Expeditionsmessungen 
Bodenbeobaehtuiigen, während die Beobachtungen von Gronau’s in Flughöhe angestellt wurden. Pis 
wird sich später zeigen, daß die gewonnenen Registrierungen sich in wesentlichen Punkten gewissen 
Resultaten anpassen, die von allen drei Überquerungsmärschen übereinstimmend gefunden wurden. Die 
Unterschiede erklären sich zwanglos aus den obengenannten Umständen. Später wird darauf näher 
eingegangen werden. 
Da von vornherein feststeht, daß das von den Expeditionen mitgebrachte Material nicht ausreicht, 
um einigermaßen sichere klimatologisehe Urteile zu bilden, wurde nun versucht, den ganz allgemeinen 
meteorologischen Eindruck wiederzugeben (natürlich unter besonderer Berücksichtigung des fliegerisch 
wichtigen) den man von jeder der Überquerungsreisen bei der Betrachtung der Gesamtheit ihrer Wahr 
nehmungen gewinnt. Die P'ig. 2 bis 4 (Tafel 4 bis 6) sollen dies leisten"). Die Darstellung, die jede 
Pigur von einer Expedition gibt, kann als meteorologisches „Panorama“ bezeichnet werden. In diesem 
Sinne ist der unten auf jeder Tafel eingezeichnete Kontinentalblock der Hintergrund desselben. Diese 
Profilblöcke sind als von den Expeditionswegen herausgeschnitten zu denken. Auf ihnen sind dann 
noch Beobachtungen von Bodeneigenschaften angeschrieben, die für den Flieger in Anbetracht einer 
Notlandung wichtig sein können. Darüber sind die den einzelnen Profilpunkten zugehörigen meteoro 
logischen Beobachtungen dargestellt. Wie dies geschehen ist, braucht nicht erklärt zu werden, da es 
aus den Darstellungen ohne weiteres zu erkennen ist. Der Maßstab für alle drei Tafeln ist derselbe; 
die Profilblöcke sind im Verhältnis 1:10 überhöht. 
*) Mitteilungen an Justus Perthes Geographische Anstalt. Ergänzungsband 23. Heft 105. Mohn, Nansen: „Durchquerung 
von Grönland“. 
s ) „Ergebnisse der Schweizerischen Grönlandexpedition 1912—1913“, von Prof. Dr. Alfred de Quervain usw„ Zürich 1919. 
4 ) Meddeleser om Granland, Band 75, Kopenhagen 1930. „Wissenschaftliche Ergebnisse der dänischen Expedition nach 
Dronning Louises-Land und quer über das Inlandeis von Nordgrönland 1912—13“ von J. P. Koch und A. Wegener. — 
Abteilung 1 und 2. 
5 ) Das anläßlich des Fluges gewonnene wissenschaftliche Material wurde in dankenswerter Weise durch Herrn von 
Gronau zur Veröffentlichung in dieser Abhandlung zur Verfügung gestellt. 
6 ) Das Material wurde entnommen aus *)—*).
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.