FritzWagner: Die meteorol. Beobachtungen während der Einweisungsfahrt für die Höhen windmeßsteile F 31
Mit Hilfe der einfachen barometrischen Höhenformel läßt sich berechnen, welche Druck
zunahme am Boden durch die Veränderung der Mitteltemperatur einer betrachteten Schicht
hervorgerufen wird, unter der Voraussetzung von gleichblcibendem Luftdruck an der oberen
Schichtgrenze.
Die Kammhöhe der Insel Palma beträgt 2000 bis 2400 m. Da an den Wolken offensichtlich
ein Überströmen der Insel beobachtet werden konnte, können wir für die zu betrachtende Schicht
die Schicht vom Boden bis 2000 m Höhe annehmen, ohne uns allzuweit von den natürlichen
Vorgängen zu entfernen. Die Änderung des Temperaturgradienten in dieser Schicht um 0,1°
verändert die Mitteltemperatur um 1° und den Druck am Boden um 0,65 mm Hg. Geht man
von einem ursprünglichen Temperaturgradienten von 0,5“ pro 100 m in der ungestörten Strö
mung aus und läßt die Strömung durch aufsteigendc Bewegung ihren Temperaturgradienten bis
auf 0,77" pro 100 m, dem größtmöglichsten Wert wegen der Kondensationsvorgänge in Luv,
ändern, dann erzielt man damit eine Druckzunahme am Boden von 1,7.3 nun Hg (bei gleich
bleibendem Luftdruck in 2000 m).
Beobachtet ist innerhalb der Stauluft aber eine Druckzunahrne von 0,8 mm Hg. Um eine
bessere Übereinstimmung zu erzielen, kann man die Annahme machen, daß die Bewegungs-
Vorgänge in Luv nicht so sind, daß der größtmöglichste Temperaturgradient hervorgerufen wird,
sondern nur ein schwächerer von 0,62*7100 oder aber, daß der Gradient der ungestörten Strö
mung nicht 0,5", sondern 0,64° je 100 m betragen hat. Dann stimmen die berechneten mit den
beobachteten Beträge für die Druckwerte am Boden fast ziffernmäßig überein.
Diese Abschätzungen des statischen Druckeffektes und seine Angleichung an die Beob
achtungen muß als sehr roh bezeichnet werden, da die statischen Betrachtungen nur in
ruhender Luft durchgeführt werden können und da in keiner Weise versucht wird, den
durch die Bewegung der Luft hervorgerufenen hydrodynamischen Druck irgendwie zu berück
sichtigen. Auf Grund der Strömungsbeobachtungen ist aber zu vermuten, daß der wirkungs
volle hydrodynamische Druck die Größenordnung des statischen Druckzuwachses erreichen kann.
Die Abschätzung des Druckminimums in Lee der Insel mit statischen Betrachtungen ist nicht
durchzuführen. In Lee scheint der hydrodynamische Druck zu überwiegen. Gestützt auf die
Höhenwindmessung Nr. 73 kann man annehmen, daß die die Insel überströmende Luft eine
Geschwindigkeit von mindestens 20 bis 25 m/sec entwickelt hat. Dort, wo diese Strömung von
dem Hinderniskamm abreißt, erzeugt sie einen Unterdrück von mindestens 1,5 bis 2,3 mm Hg,
der das allgemeine Druckgefälle so überkompensiert, daß eine ausgesprochene Leeströmung
entsteht. Diese setzt sich aus Luftmassen zusammen, die wahrscheinlich einen ganz anderen
Temperaturaufbau haben, als die ungestörten und weniggestörten umgebenden Luftmassen.
Auch mit vagen Spekulationen dürfte es nicht gelingen, den statischen und den hydrodynami
schen Anteil an den Bodendruckwerten in Lee der Insel abzuschätzen, wenn man nicht über
Druck- und Temperaturbeobachtungen aus der Höhe verfügt.
Wir können aber bei aller Vorsicht das aus den Betrachtungen entnehmen, daß in Luv der
Insel die thermodynamischen Vorgänge von größerem Einfluß auf den Bodendruck sind, als die
hydrodynamischen Vorgänge, und daß die umgekehrten Verhältnisse in Lee der Insel zu
herrschen scheinen.
d) Beobachtungen des Windes an den Kapverdischen Inseln.
Die Beobachtungen bei der Durchfahrt zwischen den Inseln der Südgruppe der Kapverdi
schen Inseln, Fogo und Sao Thiago, sollen nicht mit der gleichen Ausführlichkeit behandelt
werden, weil hier die Beobachtungen auf dem einen Schnitt noch weniger für eine Stromfeld
beschreibung ausreichend sind, als bei der Vorbeifahrt bei der Insel Palma. Es handelt sich
hier um die gegenseitige Beeinflussung des Stromfeldes um die beiden Inseln, und die zufällige
Wahl des Schiffskurses führte nicht an den für die Erkenntnis des Stromfeldes wichtigsten