Fritz Wagner: Die meteorol. Beobachtungen während der Einwemingsfahrt für die Höhenwindmeßstelle F 27
schnitt durch das Stromfeld und die Insel
gelegt, in der mittleren Darstellung ein Hori
zontalschnitt in Nähe der Meeresoberfläche
und in dem unteren Teil ein Horizontalschnitt
in ungefähr halber Inselhöhe.
Der Horizontalschnitt durch das Strom
feld in Nähe der Meeresoberfläche zeigt ein
anderes Bild als der Horizontalschnitt durch
das Stromfeld in halber Inselhöhe. In beiden
Schnitten kommt deutlich zum Ausdruck,
daß eine Strömung mit innerer Reibung sich
um so mehr einer Potentialströmung nähert,
je geringer die Strömungsgeschwindigkeit ist.
Die besondere Ausbildung des Strömungs
zustandes in Lee der Insel ist daher ab
hängig von der vertikalen Geschwindigkeits-
Verteilung. In der Hebung der Totluft in
Lee einer Insel macht sich insbesondere
die Reibungswirkung an der Meeresober
fläche auffällig bemerkbar. Bei günstiger
Feuchtigkeitsverteilung innerhalb der gehobenen Totluft kann Kondensation des Wasserdampfes
auftreten, die an der Wolkenbildung erkennbar wird. Im vorliegenden Fall, bei der Insel Palma,
war die leewärtige Wolkenbildung angedeutet, aber nicht so besonders ausgebildet, daß ihre
Eigenart im Beobachtungsprotokoll vermerkt war. Auf der Tafel 5, am Schluß des Buches, ist
bei Bild Nr. 8 ein Teil der Wolkenfahne in Lee der Insel Palma noch zu erkennen.
40 Minuten nach Beginn der Höhenwindmessung, bei der erst in 700 m Höhe die Totluft
angetroffen wurde, kam die „Sierra Ventana“ auch in den Bereich hinein, in dem sich die Lee-
wirkung in der meeresnahen Luftschicht bemerkbar machte. Der Zeitpunkt des Eindringens in
diesen Leebereich ist ziemlich genau feststellbar; er ist aber nicht am Wind beobachtet worden,
sondern er ist aus der Temperaturregistrierung entnommen, und zwar an einem plötzlichen
Temperaturanstieg von 18,7° auf 20,5°. Für diesen Temperaturanstieg gibt es nur die eine
Erklärung, daß er ein Ventilationseffekt am Thermographen in der Thermometerhütte auf dem
Peilkompaßdeck ist. Es ist ganz allgemein während der ganzen Reise beobachtet worden, daß
nur dann die Temperaturregistrierungen in der Hütte durch die Sonneneinstrahlung nicht ge
fälscht war, wenn vorderliche Winde eine genügende Lüftung des Thermographen hervorriefen.
Hier in diesem Fall war in der Nord- bis Nordwestströmung genügende Ventilation vor
handen, diese hörte aber in dem Augenblick auf, in dem die Nord- bis Nordwestströmung von
der Insel abgeschirmt wurde. Nach der Registrierung klingt die Temperatur bei dem weiteren
Fahrtverlauf in dem Maße wieder ab, wie erneut auftretende vorderliche Winde für ausreichende
Lüftung sorgen.
Die registrierte Temperatur bei der Inselpassagc — Vergleichsmessungen mit dem Aspira
tionpsychrometer sind nicht gemacht worden — scheint im ganzen etwas höher zu sein, als vor
und nach der Inselpassage festgestellt worden ist, was vielleicht auf einen geringen Föhneffekt
zurückzuführen ist. Der Erklärung des ganzen Temperaturverlaufs durch die Föhnwirkung
widerspricht der Verlauf der relativen Feuchtigkeit, die sich während dieser Zeit nur in dem
Maße ändert, das der Feuchtigkeitsänderung bei gleichbleibender spezifischer Feuchtigkeit und
veränderlicher Temperatur entspricht.
Auch wenn die zuerst gegebene Erklärung des Temperaturverlaufs durch einen Lüftungs
effekt nicht stichhaltig sein sollte und wenn der Anstieg eine Föhnwirkung wäre, so ist das für
Abb. 5. Schema der Strömung um eine hohe Insel;
oben Vertikalschnitt, Mitte Schnitt nahe der Meeres
oberfläche, unten Schnitt in halber Inselhöhe. Der
„Totluftraum“ ist schraffiert.