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Aus dom Archiv der Deutschen Seewärte — 52. Bd., Nr. 3
vorhanden ist. Darum wird in der Höhe die tropische Tiefdruckrinne zwischen den Fest
ländern stärker ausgeprägt sein als über den Festländern, im Gegensatz zu der Intensitäts
verteilung am Boden. In den Höhen zwischen 6 und 10 km ist daher noch ein äquatorwärts
gerichtetes Luftdruckgefälle über dem Meere vorhanden, das durch einen hochreichenden Hoch
druckvorstoß vorübergehend noch verstärkt worden ist.
Durch das schlechte Wetter in der Bucht von Rio und durch das Anlaufen der Häfen von
Rio de Janeiro und Santos erfolgte eine Unterbrechung der Aufstiege um zwei Tage. Wegen
des räumlichen und zeitlichen Unterschiedes zeigen die folgenden Aufstiege ein ganz anderes
Bild, das sich nicht an die vorhergehenden anschließen läßt.
Bei den Aufstiegen am 16. März macht sich schon in größeren Höhen das Ansprechen der
Strömung auf die Tiefdruckzone der braven Westwinde bemerkbar. Nach den Ergebnissen der
Pilotballonverfolgungen Nr. 24 und 25 auf etwa 27° und 28° S. Br. reicht die Nordströmung auf
der Ostseite der südamerikanischen Tiefdruckrinne bis etwa 8 und 9 km Höhe herauf. Die
Geschwindigkeit der Nordströmung schwankt um 8 und 10 m/sec. Oberhalb der Höhen 8 und
9 km tritt ziemlich unvermittelt eine kräftige reine Westströmung auf, deren Geschwindigkeit
sich bis über 30 m/sec steigert, ln welchem Maße sich die Westströmung weiter nach Süden
senkt, konnte leider nicht verfolgt werden, da die nächsten Aufstiege wegen starker Bewölkung
nicht hoch genug gingen. Die vier kleinen Aufstiege am 17. März erfassen nur die erlahmende
Nordströmung, die durch lokalen Umsturz der feuchtlabil geschichteten Luftmassen einen un
regelmäßigen Aufbau zeigt. Die südlichen Winde, die im Zusammenhang mit dem Aufkommen
von Cumulusbewölkung beobachtet wurde, hatte nur eine vertikale Erstreckung von 600 m.
Sie reichte nicht bis zum Wolkenniveau herauf, das erst zwischen 2500 und 3000 in angetroffen
wurde.
Die wenigen Aufstiege in Buenos Aires ergeben in großen Zügen eine Ergänzung des
geschilderten Witterungsverlaufes. Der Aufstieg Nr. 30 läßt erkennen, wie kontinuierlich am
20. März in der Höhe der Übergang von dem südbrasilianischen Tiefausläufer zu dem sich nach
Norden vorschiebenden Strömungssystem der Tiefdruckzone südlich von etwa 50° S. Br. erfolgt.
Der Durchzug des südbrasilianischen Tiefausläufers brachte keine wesentliche Veränderung der
vertikalen Windverteilung, wie der folgende Aufstieg Nr. 31 zeigt, der am 22. März unter
nommen wurde. In der Höhe wurde bei ihm die gleiche WNW-Strömung angetroffen, die aber
weiter nach unten durchgreift. Als Folge des Frontdurchgangs am 23. März tritt aber ein regel
rechter Strömungswechsel bis zu größeren Höhen ein. Die WNW-Luft wird durch SW-Luft
ersetzt, es erfolgt Temperaturerniedrigung und Luftdruckanstieg; es handelt sich also um einen
hochreichenden Kaltlufteinbruch. Die durch den Kaltlufteinbruch eingeleitete südliche Luft
bewegung bleibt einige Tage bestehen, wie Pilot Nr. 32 und 33 am 24. und 25. März zeigt. Über
Land verliert die Strömung in den unteren Schichten schon bald ihren Kaltluftcharakter, der in
der Höhe aber noch angetroffen wird, und nach der Ausfahrt aus dem La Plata am 27. März
auch noch im Meeresniveau.
Auf dem Streckenabschnitt vom La Plata nach Santos führte die Fahrt der „Sierra Ventana“
unter dem Hochdruckgebiet durch, das sich an der Küste entlang nach Nordosten vorschob, ln
den unteren Schichten herrschten östliche oder umlaufende Winde, die bis 3000 m heraufreichten,
darüber wurden westliche bis südwestliche Winde angetroffen. Ihre Geschwindigkeit war
oberhalb von 6 km um 30 m/sec. Diese oberen Westwinde reichten bei der Heimreise sehr weit
nördlich, sie wurden noch nördlich von Kap Frio bei etwa 20° S. Br. am 1. April oberhalb von
7 km mit über 15 m/sec Geschwindigkeit angetroffen. Bei der Ausreise, einen halben Monat
vorher, waren fast an der gleichen Stelle in diesen Höhen die überraschend starken Südost
winde festgestellt worden. Bei 20° S. Br. scheint aber die nördlichste Grenze der Westströmung
zu liegen, denn schon der nächste Aufstieg Nr. 41 zeigt, daß die Geschwindigkeit der West
strömung stark zurückgeht.