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Ans dem Archiv der Deutschen Seewarte — 52. Bd., Nr. 3
Bei der Ausreise aus Buenos Aires am Nachmittag des 26. März machte sich über dem
La Plata einfache Luftspiegelung bemerkbar. Bei der Abendterminbeobachtung wurde fest
gestellt, daß die Luft rund 2° wärmer als das Wasser war. Die schwachen Winde über dem
La Plata waren nur lokal bedingt, an dem Wolkenzug konnte man die überlagerte allgemeine
südliche Strömung erkennen. Diese wurde von der „Sierra Ventana“ auch am Boden angetroffen,
sobald sie aus dem Trichter des La Plata herausgefahren war.
Für die nächsten Tage ist das Hochdruckgebiet über Uruguay wetterbestimmend. Es zieht
jedoch im allgemeinen schneller nach Nordosten ab, als ihm die „Sierra Ventana“ nachkommen
kann. Die „Sierra Ventana“ befindet sich daher immer mehr oder weniger an dem Rande des
Hochs, und es herrscht meistens nur schwache Bewölkung, aber vereinzelt auch noch gelegent
liche Regenfälle.
In den frühen Morgenstunden am 30. März wurde bei der Einfahrt nach Santos Boden
nebel angetroffen, der zunächst ruhig über den Gärten der Vorstädte lagerte, so daß die Baum
wipfel meistens noch daraus hervorsahen. Kurz vor Sonnenaufgang kam er in langsame
Bewegung, und er zog in Form von Walzen nach den nahen Hügeln. Mit Sonnenaufgang löste
er sich schnell auf. Über den höheren Bergen lag morgens eine dünne Strcu-Schicht, aus der
sich im Laufe des Tages Cumuli bildeten, die bis zur Küste vordrangen. Gegen Abend schlossen
sie sich wieder zu einer Strcu-Schicht zusammen, die sich auf das Gebirge zurückzog, wobei sie
ausgesprochene Lenticularisformen annahm.
Am 31. März lief die „Sierra Ventana“ Rio de Janeiro an. Dieses Mal herrschte hier Hoch
druckwetter und Rio zeigte sich von seiner besten Seite, doch reichte die kurze Aufenthaltszeit
nur dazu, noch einmal auf dem Condor Syndikat vorzusprechen. Mit dem Auslaufen von Rio
endete die südamerikanische Küstenfahrt.
4. Die Rückreise von Rio de Janeiro bis nach Lissabon und bis zur Nordsee.
Die Fahrt durch den abgelenkten SE-Passat von Kap Frio bis etwa zur Höhe der Mündung
des Säo-Franzisco-Flusses brachte keine besonderen Erscheinungen. Die wenigen Passatcumuli
hatten bisweilen schlanke Wolkentürme entwickelt, die von der oberen Südströmung nach
Norden geneigt waren, während der Hauptteil der Wolken mit der unteren Nordströmung nach
Süden zog. Bei der vorzüglichen Sichtigkeit der Luft herrschten die besten Bedingungen für die
Pilotballonverfolgung. Nördlich von 10° S. Br. bläst der Passat noch in seiner ursprünglichen
Richtung. Dort beginnen die tiefen Wolken größere Formen anzunehmen, auch treten schon
vereinzelt kurzdauernde Regenschauer auf. Als weithin sichtbares Zeichen der tropischen Tief-
druckrinne sind die Cirren zu deuten, die von Norden heraufziehen. und die ständig an Menge
und Dichte wechseln. Die Grenzen der tropischen Tiefdruckrinne sind bei der Heimreise nicht
so scharf zu erfassen, da das Wetter in ihr ganz anders geartet ist als bei der Ausreise. Am
5. April steht die „Sierra Ventana“ schon mitten in der Mallungenzone. Schwere, scharf begrenzte
Cumulonimben stehen am Himmel, in breiten Bändern hängen aus ihnen Fallstreifen, die wie
Vorhänge die Sicht vollständig abdecken können. Der Aufbau der Cumulonimben ist sehr
unregelmäßig, vielfach liegen zwischen ihnen in verschiedenen Höhen dünne Stratusstreifen,
durch die die großen Haufenwolken hindurchdringen. Zeitweise herrschen die dünnen Schicht
wolken durchaus vor, aber immer sind Lücken in ihnen enthalten, durch die wieder die Wolken
türme zu erkennen sind. Auch kleine Haufenwolken sind vorhanden, diese sind meistens in
Reihen angeordnet und jeder folgende Cumulus ist größer als der vorhergehende, bis schließlich
eine solche Wolkcnreihe ihr Ende in einem großen Cumulonimbus findet. Und über allen diesen
verschiedenen Wolken stehen sehr unregelmäßig geformte Cirren, die offensichtlich einen Raum
von großer Vertikalerstreckung einnehmen.
Der Luftdruckverlauf im Bereich der Tropenrinne ist ebenfalls ganz anders als bei der Aus
reise. Praktisch herrscht vom 1. April bis 4. April auf der Fahrt von 20° S. Br. bis 3°S. Br.