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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte — 52. Bd., Nr. 3
auszeichnen. Aus den angetroffenen Windrichtungen kann man nicht ohne weiteres einen Schluß
auf den Ursprungsort der Luftmassen ziehen, da die Nähe des südamerikanischen Kontinents sich
durch die Richtungsänderung der SE-Strömung auf E bis NE bemerkbar macht. Trotz der ver
schiedenen Windrichtungen ist aber die Gleichartigkeit der Luftmassen zwischen 3" und 17°
unzweifelhaft.
Am 13. März tritt eine Veränderung der Luftmassen ein: Die Luftbewegung ist wesentlich
geringer, es treten häufig Windstillen ein. die Bewölkung ist verschiedenartiger, die Lufttempe
ratur ist etwas gesunken und die relative Feuchtigkeit gestiegen. Am Nachmittag treten west
liche Winde auf, die an der Küste kaltes Auftriebswasser in Erscheinung treten lassen. Mit der
Erniedrigung der Wassertemperatur geht auch ein Absinken der Lufttemperatur parallel. Schon
bald nach der Abendbeobachtung (21 h ) ist die Erniedrigung der Lufttemperatur soweit fort
geschritten, daß flache Nebelbildung auftritt.
3. An der südamerikanischen Küste zwischen Rio de Janeiro und dem La Plata.
Am nächsten Morgen, nach Umfahren des Kap Frio, kommen wir in das Grenzgebiet zwischen
dem tropischen und dem subtropischen Beginn der Südhalbkugel. Wir stehen unter einem
Astr-Schirm, der von Süden heraufkommt, und unter dem sich Str-Fetzen befinden, die mit
einsetzendem Regen ab 9 h tiefer kommen. Durch den Regendunst und die tiefen Wolken ist die
Sicht bis auf 1 sm herabgegangen. Im Laufe des Tages nimmt der Regen an Intensität zu, er
fällt mit nur kurzen Unterbrechungen. Die tiefen Wolken hüllen fast alles ein, so daß wir von
der berühmten landschaftlichen Schönheit der Bucht von Rio de Janeiro nur wenig zu sehen
bekommen.
Der nur wenige Stunden dauernde Aufenthalt in Rio wurde dazu benutzt der Deutschen
Luftverkehrsgesellschaft in Brasilien, dem Condor Syndikat, einen Besuch abzustatten. In
herzlicher Gastfreundschaft führte Herr Direktor Max Sauer, der leider wenige Monate
später einem Flugzeugunfall zum Opfer fiel, den Fahrtteilnehmer an einigen Sehenswürdigkeiten
der Stadt vorbei, und er verstand durch anschauliche Schilderungen den Eindruck von Rio und
seiner Lage zu vermitteln, den man bei günstiger Witterung selbst gewonnen hätte, wie der
zweite Besuch von Rio bei der Heimreise zeigte.
Die Weiterentwicklung, die das Schlechtwetter in Rio verursachte, scheint folgendermaßen
vor sich gegangen zu sein.
Das stationäre tropische Wärmetief über dem Stromgebiet des Amazonas dehnt sich durch
Entwicklung besonderer Tiefdruckzentren über Südbrasilien bisweilen bis zum Stromgebiet des
Parana und Uni gay aus. Es tritt dann oft mit einem nordwärts gerichteten Ausläufer eines Tiefs
der Tiefdruckfolge der gemäßigten südlichen Breiten in Verbindung. Auf diese Weise bildet sich
über dem südamerikanischen Kontinent eine nordsüdwärts gerichtete Tiefdruckrinne, die das
atlantische Roßbreiten-Hochdruckgebiet von dem pazifischen Hochdruckgebiet trennt. In dieser
Tiefdruckrinne können die tropischen Warmluftmassen auf der Westseite des atlantischen Hoch
druckgebietes weit südwärts Vordringen, während der hohe Wall der Anden-Gebirgskette (zirka
3000 bis 4000 m) die vordringenden Kaltluftmassen zunächst aufstaut, bis sie die Anden über
schreiten können. Der dann einsetzende Kaltlufteinbruch drängt die Tiefdruckrinne ostwärts,
wobei die Verbindung zwischen dem Amazonastief und dem Tief der gemäßigten Breiten mehr
oder weniger unterbrochen wird. Je nachdem in dem Sattel zwischen dem Kaltlufthoch über
Argentinien und dem Roßbreitenhoch vor der Brasilienküste einerseits und dem Amazonastief und
dem Tiefausläufer der südlichen Tiefdruckfolge andererseits, der eine oder andere Teil einen
vorherrschenden Einfluß hat, wird in ihm, bei seiner Wanderung an der Küste entlang, anderes
Wetter vorherrschen.
In dem speziellen Fall am 14. März zog sich das Roßbreitenhoch nach Osten zurück, gleich
zeitig verstärkte sich das argentinische Hoch etwas. Die Tiefdruckrinne zwischen beiden wurde