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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte. 52. Band. Nr. 2.
der Windstärke sowie solche der Windrichtung hingewiesen, die in der Tabelle Ia nicht kenntlich ge
macht werden konnten, Die Windstärkenschätzungen von Kuwertshof erwiesen sich als unverwendbar.
Die richtige Einschätzung der Windstärke wird gemäß Tabelle Ia bezweifelt: 29 mal für Karkelbeck
(124 1 ) m — 11 mal für Pilikoppen, — 9 mal für Labagienen, — 8 mal für Windenburg (84), — je 6
mal für Fischhausen, Sarkau, — 5 mal für Schwarzort (99), — 4 mal für Wehrdamm, — je 3 mal für
Kahlberg, Qilge, — je 2 mal für Försterei (121), Nimmersatt (117), Terranova, Rossitten, — je 1 mal
für Palmnicken, Neukuhren, ßalga (126), Memel, Inse, — keinmal für Pillau, Brüsterort, Cranz, Neu
krug, Pfahlbude, Nidden (111), Karkeln, also keinmal für die Sturmwarnungsstellen, an denen vor
wiegend alte erfahrene Seeleute beobachtet haben.
Fehler in der Schätzung von Windrichtung und -stärke können bedingt sein erstens durch ungünstige
Lage der Beobachtungsstelle 2 ), zweitens durch Schätzungsfehler des Beobachters. Die besten und am
gleichmäßigsten vorgebildeten Beobachter sind im allgemeinen diejenigen, deren sonstiger Beruf ständige
und sorgfältige Beobachtung von Wind und Wetter erfordert, und die möglichst weit herumgekommen
sind; also erfahrene ehemalige Seeleute, namentlich von Segelschiffen. Derartige Beobachter stehen
aber häufiger nicht zur Verfügung. — Die richtige Schätzung von Windrichtung und -stärke ist für sämt
liche Beobachter nachts wegen des Fehlens sichtbarer Anhaltspunkte in der weiteren Umgebung
schwieriger als am Tage; der Beobachter muß sich nachts nahezu völlig auf sein Gefühl verlassen.
Die Verteilung der untersuchten 127 Stürme auf die in Abschnitt C festgesetzten Gruppen ergibt:
116 Stürme, an der ganzen ostpreußischen Küste in demselben Quadranten einsetzend
(Gruppe I); davon 42 Südweststurm gleichbleibend (I A l), 32 Südweststurm rechts
drehend (I A 2), 35 Nordweststurm gleichbleibend (I B 1), 4 Nordoststurm gleich
bleibend (I C 1), 1 Nordoststurm linksdrehend (I C 2), 2 Südoststurm gleichbleibend
(I D 1);
11 Stürme, an der ostpreußischen Küste in verschiedenen Quadranten einsetzend (Gruppe II).
Es überwiegen also bei weitem mit 91 °/o die Stürme der Gruppe I, mithin die Stürme, welche
an der ganzen ostpreußischen Küste in demselben Quadranten einsetzen.
Da die Tiefs in ihrer großen Mehrzahl auf östlichem Kurs nördlich von Ostpreußen ziehen, über
wiegen sehr stark die Stürme aus den beiden W-Quadranten (42 -j- 32 + 35 = 109 von den 116 Stürmen
der Gruppe 1, also mit 94 Prozent). Gleichbleibende SW-Stürme sind etwas häufiger als gleichbleibende
NW-Stürme (42 zu 35). Ihnen stehen die rechtsdrehenden SW-Stürme mit 32 nur wenig nach.
Rechtsdrehung ist auf die im SW-Quadranten einsetzenden Stürme beschränkt; Linksdrehung wurde nur
einmal bei einem im NO-Quadranten einsetzenden Sturm festgestellt (Nr. 112 vom 1927 XI. 12. bis 13.)
Die das ganze ostpreußische Küstengebiet meist einheitlich beeinflussende Wetterlage bestimmt
somit die meist gut übereinstimmende Richtung und Stärke der ostpreußischen Küstenstürme. Der
Küstenverlauf und die orographischen Verhältnisse sind von untergeordneter Bedeutung. Sie wirken
sich nur ausnahmsweise dadurch aus, daß Sturmstärke und -richtung in den verschiedenen Küsten
abschnitten gelegentlich uneinheitlich sind. Es ist daher durchaus berechtigt, die gesamte
ostpreußische Küste (Ostsee- und Haffküsten) als einheitliche Sturmwarnungsgruppe
zu behandeln.
Hieran ändert auch die Tatsache nichts, daß die in verschiedenen Quadranten einsetzenden
Stürme der Gruppe II bei häufigerem Vorkommen eine Unterteilung der ostpreußischen Küste in ver
schiedene Warnungsbezirke unbedingt erfordern würden. Sie sind jedoch mit nur 11 unter 127 Stürmen,
also mit etwa 9 °/o, so selten, daß ein Zwang zu einer Unterteilung sich nicht ergibt. Der größte Teil
von ihnen sind Stürme auf den van Bebber’schen Zugstraßen lila und Vb, also Stürme, deren Zentrum
entweder über Ostpreußen hinwegzieht oder dicht an Ostpreußen vorbei.
x ) Die bei einigen Stationen in Klammern befindlichen Zahlen geben die Anzahl der Stürme an, für welche die höchste
Windstärke ermittelt werden konnte; fehlt diese Angabe, so beträgt die Sturmzahl 127.
2 ) Abschnitt B dieser Arbeit.