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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte. — 51. Bd., Nr. 2
ist, wenn er sich einen Überblick über die Windverhältnisse eines bestimmten Erdraumes ver
schaffen will. Die vektoriellen Windmittel können diesen Überblick nur in beschränktem Maße
vermitteln.
Die hier mitgeteilten Windgeschwindigkeiten der 500-m- bzw. 1000-m-Schichten sind immer
kleiner als die tatsächlich beobachteten Qeschwindigkeiten der Ballone, da für die Durchquerung
einer 500-m- bzw. 1000-m-Schicht immer eine gerade Linie als Ballonweg zugrunde gelegt ist
und nicht der wirkliche Ballonweg. Findet innerhalb einer Schicht eine starke Drehung der
Windrichtung statt, dann kann die mittlere Windgeschwindigkeit in der betreffenden Schicht
sehr viel kleiner sein, als die tatsächliche Windgeschwindigkeit auf der wahren Ballonbahn: ein
allgemeines Maß für die Geschwindigkeitsverkleinerung läßt sich aber nicht angeben.
Die bisherige Darstellung der Stromfelder der unteren 500 m bedarf nur noch einer Ergän
zung hinsichtlich der Verteilung der skalaren Windgeschwindigkeit auf die einzelnen Wind
richtungen. In dem ersten 5°-Feld gibt im allgemeinen die mittlere Skalargeschwindigkeit über
alle Richtungen (siehe Tabelle, Seite 52) schon ein recht zutreffendes Bild der Windgeschwindig
keiten, da keine Windrichtung besondere Windgeschwindigkeiten bevorzugt. Bei unseren Werten
zeigt die Nordostrichtung nur in der untersten Schicht die größte Geschwindigkeit mit 8 m/sec;
dieses dürfte aber auf einem Zufall beruhen, der insofern bemerkenswert ist, daß auch einmal
in dieser Breite die größte Windgeschwindigkeit von 15 m/sec (siehe Tabelle Maxima der Wind
geschwindigkeiten, Seite 53) aui die Nordostrichtung fallen kann. In den anderen Höhenstufen
ist fast ohne Ausnahme die größte mittlere Windgeschwindigkeit mit etwa 7 bis 9 m/sec bei
westlichen Richtungen zu finden, auch die maximalen Geschwindigkeiten sind oberhalb 1000 m
immer zwischen West und Süd.
Ähnliche Verhältnisse sind bei 5"-Feld II anzutreffen. Auch dort zeigt am Boden der Nord
ost mit 7,5 m/sec die größte mittlere Geschwindigkeit, hinter der die Geschwindigkeiten der
anderen Richtungen mit 3 bis 5 m/sec Zurückbleiben. Doch schon von 500 m Höhe an zeigen
die westlichen Winde die größten mittleren Geschwindigkeiten mit 7 bis 10 m/sec, und zwar
durchgängig bis zu den größten Höhen. In den seltenen Fällen, in denen es dort hochreichende
Nordostwinde gibt, können diese aber auch Windgeschwindigkeiten um 10 m/sec aufweisen.
In Feld III herrschen schon die typischen Verhältnisse, die in dem Passatbereich anzutreffen
sind, darum können wir die Felder IV und IX in unsere Betrachtung gleich mit einschließen.
Bis 1000 m herrscht die Nordostströmung vor, und in dieser oder der Ostrichtung herrscht eine
mittlere Geschwindigkeit von 6 bis 9 m/sec, die erheblich über der Geschwindigkeit der anderen
Windrichtungen liegt. Von 1000 m an treten auch andere Windrichtungen häufiger auf, und die
größte mittlere Geschwindigkeit fällt nicht mehr nur auf die nordöstliche Richtung. Oberhalb
dieser unbestimmten Zone tritt von 2500 m an eine ausgesprochene Beschränkung der größten
mittleren Geschwindigkeiten auf die westlichen Richtungen ein. Bis 7000 m ist diese Geschwin
digkeit 10 bis 12 m/sec. Über dieser Höhe kommen dort, ebenso wie bei Feld II, große Ge
schwindigkeiten von 15 bis 25 m/sec bei westlichen bis nordwestlichen Winden vor. In Feld IV
und IX treten oberhalb von 6000 m Winde mit östlicher Komponente und nennenswerter Ge
schwindigkeit überhaupt nicht mehr auf.
Anders sieht es über den 5°-Feldern V und X aus. Bei der Stromfeldbehandlung hatten wir
schon erwähnt, daß etwa bei 20" N. Br. ein starkes Ansteigen der unteren Ostströmung einsetzte.
Wie wir aber aus der Häufigkeitsdarstellung der Winde entnehmen können, reicht in Feld V
die östliche Strömung nur bis 5000 m Höhe herauf, dort findet dann plötzlich ein Systemwechsel
statt, indem jetzt bis zu den größten Höhen nur westliche Winde beobachtet worden sind. In