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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte. — 51. Bd., Nr. 2
Die Höhenwindbeobachtungen am 27. Oktober passen sich sehr gut in das Luftdruckfeld ein,
das aus den Wetterkarten entnommen werden kann. Südlich von 50° N. Br. und westlich von
30° W. Lg. liegt ein kräftiges Hochdruckgebiet mit 1025 mb, das sich südwärts fast bis nach
25° N. Br. ausbreitet. Ihm gegenüber liegt tiefer Druck unter 1015 mb über Westafrika. Aus
den gefundenen Strömungsverhältnissen kann man folgern, daß in der Höhe eine ähnliche Luft-
druckverteälung von noch stärkerer Ausprägung angenommen werden muß. Auch in den
nächsten Tagen findet sich keine grundsätzliche Änderung der Luftdruckverteilung. Daher geben
die Höhenwindmessungen der nächsten Tage ein entsprechendes Bild. Am 28. Oktober erreicht
in ziemlicher Landnähe bei Kap Blanco der Passat, der aus Nordnordost weht, nur eine geringe
Höhe von 1000 m (Aufstiege 20, 21, 22), darüber findet sich die gleiche Nordwestströmung des
Vortages, die aber mit 6 bis 9 m/sec eine geringere Geschwindigkeit aufweist. Am nächsten
Tag, dem 29. Oktober, hat sich die Grenze zwischen der östlichen Strömung in den unteren
Schichten und den westlichen Winden in der Höhe sprungartig verschoben. Der Wechsel von
Ost auf West findet erst in 4500 m statt.
Der sprunghafte Wechsel in der vertikalen Erstreckung der Ostströmung ist auch in einer
Reihe von Höhenwindmessungen sehr gut zu erkennen, die vom 9. bis 24. Oktober 1922 in
Port Etienne angestellt worden sind 19 . Im allgemeinen scheint die obere Begrenzung der öst
lichen Strömung zwischen 1000 und 1500 m zu liegen (16. bis 18. und 21. bis 24. Oktober), doch
hebt sie sich auch bis über 4000 m an (10. Oktober), wie sie sich auch bisweilen bis zum Boden
senken kann (19. und 20. Oktober). Die darüberliegende Westströmung schwankt genau so wie
bei unseren Aufstiegen von Südwest bis Nordwest.
Mit Annäherung an Kap Verde macht sich der Monsuneinfluß des afrikanischen Festlandes
geltend, wie man aus der allmählichen Drehung des Windes in den unteren 1000 m von Nordost
auf Nord sieht, ln der Höhe über 1000 m zeigt der Nordost die entgegengesetzte Drehung auf
Ost, der Passat geht in den Harmattan über. Im Gegensatz zu unseren früheren Aufstiegen
erfolgt der Wechsel von den Ostwinden zu den Südwestwinden der Höhe als Rechtsdrehung.
Die Geschwindigkeit der Südwestwinde ist größer als die der Ostwinde.
Trotz der Unterbrechung der Aufstiegsfolge in Dakar von 72 Stunden erscheint die Höhen
windmessung (Nr. 27) am 1. November nach der Ausfahrt von Dakar als direkte Fortsetzung
der früheren Beobachtungen. Bis zu 1000 m Höhe herrschen nordwestliche Winde, also Monsun,
darüber bis 4500 m Ostwinde, also Harmattan oder Urpassat, von 4500 bis 7000 m eine Mischungs
schicht und darüber die Schicht der hohen Westwinde, die hier mit einer südlichen Komponente
versehen waren. Dieser Aufbau der Strömung ist bei allen folgenden Hochaufstiegen der Aus
reise, am 4. und 5. November vor Bissao und am 7. in Conakry, angetroffen mit der einzigen
Abweichung, daß der hohe West vorherrschend aus Nordwest wehte. Die vertikale Geschwindig
keitsverteilung zeigte auch die gleichen Züge: schwacher Monsun, 2 bis 4 m/sec, kräftiger
Harmattan, 10 bis 15 m/sec, wechselnde Geschwindigkeiten in der Mischungsschicht und große
Geschwindigkeiten in der Antipassatströmung. Ob in dem Antipassat tatsächlich Geschwindig
keiten über 40 m/sec Vorkommen, müssen wir dahingestellt sein lassen, da nur eine Beobachtung
dieser sehr großen Geschwindigkeit vorliegt. Jedoch ließen sich keine Anhaltspunkte finden,
daß die Messung der Geschwindigkeitswerte gefälscht ist. Vielleicht sind die hohen Geschwindig
keiten damit zu erklären, daß das Azorenhoch gerade zu dieser Zeit eine außergewöhnliche
Mächtigkeit besaß und daß überall sehr starke Luftdruckgradienten beobachtet wurden.
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Hubert, Le Service Météorologique de l’Afrique occidentale française en 1922. Paris 1923. S, 64.