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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte. — 51. Bd., Nr. 2
vom 30. Oktober bis zum 1. November. Am 2. November befanden wir uns in Bathurst (Britisch-
Gambia), auch dort mußten die Aufstiege ausfallen. Während der Liegezeit vor Bissao vom
3. bis 5. November und in Conakry am 6. und 7. November konnten jedoch Aufstiege durch
geführt werden, für die bei stilliegendem Schiff sehr günstige Beobachtungsbedingungen vor
handen waren. Auf der Rückreise wurden regelmäßig bis zum 19. November zwei bis drei
Aufstiege am Tage ausgeführt, bis uns vor der portugisischen Küste die zunehmenden starken
Schiffsbewegungen bei stürmischen westlichen Winden und die tiefe Bewölkung für die nächsten
Tage das Anstellen von Höhenwindmessungen nicht mehr gestatteten. Erst am 23. November
im Kanal konnten wir noch eine Höhenwindmessung machen, ebenso nach Auflauern einer
Wolkenlücke am 24. November beim Passieren der Straße von Dover.
Nach Möglichkeit wurden die Ballonaufstiege gleich an Bord ausgewertet. Die Ergebnisse
der Höhenwindmessungen sind in 500-m-Stufen bis zu einer Höhe von 3000 m und oberhalb von
3000 m in 1000-m-Stufen in Tabellenform am Schluß der Arbeit zu finden. In den Tabellen ist
die Windrichtung innerhalb der Schichten in Graden des Vollkreises (0° — 360° — N, 90° — E)
und die Windgeschwindigkeit in Sekundenmetern angegeben. Außerdem sind die Einzelaufstiege
auf Tafel 1 und 2 in Pfeilsäulendarstellung beigefügt, dort ist die Windrichtung und die Wind
geschwindigkeit zwischen je zwei aufeinanderfolgenden Beobachtungsminuten in den verschie
denen Höhen eingezeichnet worden.
2. Die Abhängigkeit der Höhenwinde von der Wetterlage.
(Tafel 1 und 2.)
Die ersten Versuchsaufstiege erfolgten am 18. Oktober 1930 im Kanal bei südwestlichen
Winden (siehe Abb. 11), sie erreichten nur eine geringe Höhe, jedoch zeigen sie schon die
normale Rechtsdrehung des Windes mit der Höhe. Auf der Vorderseite eines kräftigen Aus
läufers des Islandtiefs drehte am 19. Oktober der Wind in der Nordbiskaya bei stetigem Auf
frischen fast bis auf reinen Südwind zurück. Die beiden zirka zwei Stunden auseinanderliegenden
Aufstiege zeigen schnelle Windgeschwindigkeitszunahme von 9 auf 13 m/sec. Die Richtungs
änderung ebenso wie die vertikale Windgeschwindigkeitszunahme ist bis zur Maximalhöhe nur
sehr gering. Im Laufe des Tages steigert sich die Windgeschwindigkeit, so daß keine weiteren
Windmessungen mehr vorgenommen werden können, nachmittags geht eine Böenlinie durch,
der Wind springt auf Nordwest, Stärke 8. Am 20. Oktober herrscht bei vorwiegenden westlichen
Winden und starker Bewölkung ausgesprochenes Böenwetter, das auch nicht günstig für Höhen
windmessungen ist. Im Laufe des 21. Oktobers kommen wir aus dem Bereich des Sturmwirbels
heraus und in den Bereich des sich kräftigenden Azorenhochs. Allerdings herrscht vor der
portugiesischen Küste starke Bewölkung, so daß die Bestimmung der Luftbewegung in höheren
Schichten immer noch nicht gelingt. Im Laufe des Tages dreht in der Bodenschicht der Wind
von Nordwest auf Nordnordost, jedoch bleibt er in der Höhe noch nordwestlich, wie nachmittags
bei der Höhenwindmessung auf 41 °N. Br. beobachtet wird.
Am 22. Oktober endlich sind wir ganz auf der Südseite des sich nach Nordspanien erstrecken
den Hochdruckgebietes, das den Höhepunkt seiner Entwicklung erreicht hat. Die Winde drehen
jetzt von Nordost am Boden bis auf Ostzunord in der Höhe (Aufstieg 9), die Windgeschwindigkeit
nimmt in der Höhe noch zu von 9 auf 11 m/sec. Immer herrscht noch eine fast geschlossene
Wolkendecke, die sich erst gegen Abend bei dem Abbau des Hochdruckgebietes etwas auflockert.
Auch am 23. Oktober befinden wir uns nordöstlich von Madeira noch in der durchgehenden
Nordostströmung auf der Südseite des Azorenhochs. Aufstiege 10 und 11 zeigen das gleiche
Bild wie am Vortage: die Nordostwinde reichen vom Boden bis etwa 1500 m, dort werden sie