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Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte. 51. Bd. Nr. 4.
gesamte nordasiatische und nordamerikanische Küste bis zur Beringstraße mit abgebildet werden. Im Süden
erstreckt sich die Karte bis zum Südpol. Man mache sich nun klar, daß die großen Landmassen zum größten
Teil nördlich des Äquators liegen, und daß die Karte sich im Norden bis 20° über den Pol hinaus erstrecken wird.
In der südlichen Kartenhälfte dagegen befinden sich vorwiegend Wassermassen. Der südamerikanische Konti
nent, der am weitesten anch Süden reicht, wird in dieser Richtung immer schmaler. Die Achse des südlichen
Südamerika liegt außerdem nicht allzu weit vom Nullmeridian (d. i. im Hilfsnetz der Äquator) entfernt. Die
Südspitze von Afrika reicht nur bis 35° s. Br. Nun vergleiche man in Abb. 14 die Verzerrungslinien. Wenn das
hier dargestellte Netz auch ein anderes ist und auch die Konstante n nicht ganz dieselbe ist (dort cp 0 = 40°, hier
cp 0 = 35°), so werden die Verzerrungslinien bei beiden Netzen doch genau ähnlich verlaufen. Zumindest bleibt
das Hauptcharakteristikum im Verlauf der Verzerrungslinien erhalten, nämlich die Winkelverzerrung längs der
einzelnen Parallelkreise wächst vom Nullmeridian zum Grenzmeridian zu, und zwar um so schneller, je weiter
der betrachtete Parallelkreis vom Äquator entfernt ist. Das bedeutet, daß in der Mitte unseres Kartenbildes ein
ziemlich breites Gebiet unter einen bestimmten Verzerrungswert zu liegen kommt, während weiter vom Null
meridian weg die Breite dieses Gebietes immer mehr abnimmt. Es werden also die 4 Ecken unserer Karte schlechter
abgebildet als die inneren Teile.
Mit dem Größerwerden der Winkelverzerrung geht Hand in Hand eine Zunahme der Schiefschnittigkeit von
Meridianen und Parallelkreisen. Gerade hier muß ein bisher noch wenig beachteter Eaktor berücksichtigt werden.
Bei einem Netz in normaler Lage ist unser Auge bei den Erdbildern nach den Rändern hin an eine zunehmende
Schiefschnittigkeit gewöhnt, da sie alle Karten mehr oder weniger aufweisen. Bei einem transversalen Netz
ändern sich aber die ganzen Verhältnisse. Die schiefgezogenen Trapezmaschen bekommen eine ganz ungewohnte
Form, die sehr auffällig wirkt, obgleich ihr absoluter Wert nicht größer ist als bei jenen Karten. Im Süden unseres
Kartenbildes macht das nichts aus, denn es reichen größere Landmassen nicht weiter als 35° s. Br., und bei Süd
amerika bleiben die noch weiter südlich gelegenen Teile stets in einer geringen Entfernung vom Äquator des Hilfs
netzes, wo die Schiefschnittigkeit noch gering ist. Das Schwergewicht der Landmassen liegt also in der nördlichen
Hälfte. Hier erstrecken sich die Landmassen bis in die kritischen Ecken der Karte. In einem solchen Ealle muß
man nun möglichst auszugleichen suchen.
Wenn man den Mittelpunkt der Karte mit dem Mittelpunkt des Hilfsnetzes zusammenfallen ließe, dann würde
die südliche Hälfte unserer Karte ungleich günstiger abgebildet als die nördliche. Man wird daher gut tun, den
Mittelpunkt des Hilfsnetzes im wahren Netz weiter nach Norden zu verlegen. Beim Atlantischen Ozean liegt
der Mittelpunkt des Hilfsnetzes am günstigsten ca. 20° nördlich vom Äquator des wahren Netzes. Das wirkt sich
bei unserer Konstruktion so aus, daß der 20. Meridian des Hilfsnetzes rechts vom Nullmeridian unser Karten
äquator wird, der dann natürlich gekrümmt erscheint (s. Abb. 23). Wir erreichen damit, daß größere Teile der
nördlichen Kartenhälfte mit geringerer Schiefschnittigkeit abgebildet werden. Die unumgänglichen Verzerrungen
werden so möglichst gleichmäßig auf das darzustellende Gebiet verteilt.
Diese Überlegungen sind grundlegend für eine gute Netzkonstruktion überhaupt. Man muß bei jeder Netz
konstruktion darauf achten, daß der Mittelpunkt des darzustellenden Gebietes auch der wahre Mittelpunkt der
Karte wird, und daß die Eorm des durch ein Netz am günstigsten abzubildenden Gebietes sich möglichst der
Form des darzustellenden Gebietes anpaßt.
Die weitere Konstruktion des Netzes geht nun ganz mechanisch vor sich. Durch die Hilfskonstruktion (Abb. 22)
haben wir die x- Werte für unsere Netzpunkte ermittelt. Für irgend einen Punkt sticht man den dazugehörigen
x- Wert mit dem Zirkel auf den beiden Parallelen zur Y-Achse nach oben und unten ab und zieht durch die so ge
wonnenen Punkte Parallelen zur X-Achse. Aus Tab. 8 entnehmen wir den Längenabstand dieses Punktes vom
Nullmeridian des Hilfsnetzes. Es ist zu beachten, daß zu einem cc-Wert meistens mehrere «/-Werte gehören. Auf
den eben gezogenen Parallelen zur X-Achse bestimmen wir nun den durch die Längenangabe gegebenen Punkt.
Als Beispiel betrachten wir den Punkt f = 20°; X = 40°. Tab. 8 gibt an, daß dieser Punkt im Hilfsnetz die Ko
ordinaten rj — 37,150°; £ = 25,581° hat. Dasselbe tj = 37,159° hat auch der Punkt <p = 50°; X = 70° {£ — 73,820°)
und demzufolge auch der korrespondierende Punkt <p — 50°; 7. — 110°, der in bezug auf £ = 90° symmetrisch
zu dem Punkt <p = 50°; X = 70° liegt. Dieselben Daten gelten auch für die entsprechenden Punkte in den an
deren 3 Quadranten. Wir suchen uns in der Hilfskonstruktion (Abb. 22) den zu «/==37,159° gehörigen x- Wert.
In diesem Abstand werden Parallelen zum Äquator unseres Hilfsnetzes gezogen. Gemäß unseren obigen Ausfüh
rungen werden alle Längenangaben auf den 20. Hilfsnetzmeridian rechts vom Nullmeridian des Hilfsnetzes be
zogen, den wir von jetzt an als Nullmeridian bezeichnen wollen (vgl. Abb. 23). Wir bestimmen zunächst auf den
Parallelen zum Hilfsnetzäquator den Punkt mit der Länge £ = 25,581. Der Punkt liegt zwischen dem 24. und